Kurzbericht 

Spätherbstgedanken rund um den Breitenstein


Publiziert von ZvB , 18. November 2018 um 16:40.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum:17 November 2018
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2- (WS-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 770 m
Abstieg: 770 m
Strecke:7,9km
Kartennummer:DAV BY16

Die Tage sind bereits sehr kurz, jetzt, im Spätherbst. Die Sonne steigt nur langsam über den Horizont und ergeht sich in einer endlos langen Morgendämmerung. Man bemerkt kaum, dass es schon Mittag ist, weil das goldene Herbstlicht dem Auge noch immer Dämmerung vorgaukelt. Kaum ist es hell, da bewegt sich das Zentralgestirn dann auch schon infolge der Erdrotation scheinbar wieder auf den Horizont zu. Bei solch schwachen Lichtverhältnissen kommen weder Körper noch Seele so recht in Schwung. Die Lust zum Bergsteigen ist für dieses Jahr aufgebraucht. Ein letzter Rest genügt lediglich für eine Tour über einen altbekannten Münchner Hausberg: der Breitenstein.

Erst kurz vor neun starte ich am Parkplatz. So viel in Dunkelheit vergeudete Zeit! Der Weg über die Kesselalm ist schnell abgespult. Gerade einmal eineinviertel Stunden benötige ich, um auf den Gipfel und in die Sonne zu gelangen. Zahlreiche Menschen tummeln sich auf dem Münchner Hausgipfel, der so halb auch über Rosenheim steht. Trotz der Menschen wird es nicht warm. Kalter Wind aus SO verkürzt den Gipfeltee. Da geht man doch gerne direkt am Grat zum Bockstein weiter.

Erst kurz bevor man den Bockstein durch eine letzte Latschengasse erreicht, erkennt man die „Verbotsschilder“, die darauf hinweisen, dass man die Wildruhezone, die man soeben durchwandert hat, hätte nicht betreten dürfen. Unmöglich! Bei Minenfeldern stellt man doch auch die Warnschilder auf jeder Seite auf, außer vielleicht auf der dem Feind zugewandten…

Kommen wir zum eigentlichen Zweck der ganzen Unternehmung, dem Breitensteiner Fensterl. Dieser elengante Naturkalkbogen erfüllt alle drei Wünsche an ein voralpines Überraschungsei.

Das Breitensteiner Fensterl ist schon lange keine echter Geheimtipp mehr. Zahlreiche Wanderer mühen sich durch den dichten Bergwald hierher, um sich gegenseitig mit dem Smartphone abzulichten. Die meisten bestaunen den Felsbogen nur von unten und reden schlau davon, dass man mit einem IIIer zum Drahtseil gelangen könnte. Als sie sich schleichen und ich allein bin, traue ich mich einfach.

Der IIIer ist eher eine III- und wenn man die eigene Körpergröße von den angeblichen vier Metern bis zum Drahtseil subtrahiert, dann ist es auch gar nicht mehr so weit. Alles eine Kopfsache!
Der Weg über die schmale Felsbrücke ist für mich dagegen eher eine Nervensache. Was hier so groß Klettersteig genannt wird, ist ein elender Verhau aus mit Bügelschellen verbundenen Drahtseilstückchen. Dann sind da noch die Dinger, die mich an Türklinken erinnern und mit Schnellbeton am schönen Fels befestigt sind. Ob das im Ernstfall hält, was es verspricht?

Der kleine Gipfel mit Kreuz bietet nur den Platz für eine Einpersonenstehparty. Den Abstieg spare ich mir und springe am Abseilachter in mein rein zufällig mitgeführtes Bergseil (gibt’s auch Talseile?). Eine Frau mit Hund schaut mich mit großen Augen verstört an, oder war es doch die faszinierende Rotglut des Achters, die sie in den Bann zog?

Noch ein großer Schlenker durch den Wald und die Tour findet am Parkplatz unter den Scheinwerfer-augen der zahlreichen, eng geparkten Münchner Kfz ihr glückliches Ende. Es ist zwanzig vor zwei und der Tag neigt sich bereits bedrohlich seinem Ende zu…

Letzte schwarze Bilderrahmen füge ich den Fotos bereits in absoluter Dunkelheit hinzu.
 

Tourengänger: ZvB


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Geodaten
 42669.gpx Aufstieg Breitenstein über Kesselalm
 42670.gpx Abstieg über Breitensteiner Fensterl

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