Vom Wildgrat über Ludwigsburger Grat zum Fundusfeiler 3079m


Publiziert von alpensucht , 16. April 2019 um 23:06.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:25 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 2200 m
Strecke:Großsee - Wildgrat - retour - Gemeindekopf - Kreuzjöchlspitze - Schafhimmel - Fundusfeiler - Frischmannhütte ca. 14km
Unterkunftmöglichkeiten:Frischmannhütte (Österreichischer Touristenklub) - Zustieg von Köfels (Ötztal) in ca. 2h 30min
Kartennummer:Pitztal Wanderkarte 1:35000 von 2018; Äquidistanz: 50m

Tag 2/4 - Geigenkamm Nord Durchquerung - Großartige Konditionstour mit Biwakgepäck

Wildgrat vom Großsee  T4, I,  3h
Sonnenaufgang auf dem Wildgrat! Mit der Motivation fällt es leicht, um 5:15 Uhr den Biwakplatz zu verlassen. Durch das Dunkel der schwindenden Nacht steige ich der stillen Felswüste entgegen. Markierungen finden sich genügend. Den Abzweig zum Kugleter See auf knapp über 2600m passiere ich nach 25min. Frühnebel hält sich zäh und umhüllt meinen ersten Gipfel. Bevor sich der Steig im hintersten Kar nach Westen legt, zweigt ein weiterer kaum sichtbarer Steig nach rechts östlich ab, der über die Riege- und Kreuzjöchlspitze verläuft. Da dieser kaum markiert ist und meine Karte mit 1:35000er Maßstab und einer Äquidistanz von 50m eher ungenau ist, streiche ich nun die Riegespitze von meiner geistigen Checkpoint-Liste.
Durch die steile Flanke geht es links etwas bröselig nahe am Fels am besten aufwärts (Trittspuren und Markierungen) zum Westgrat. Dort trifft die Route von Norden (Hans Raggl Steig), schwarz) auf meine. Über den Westgrat führt der oberste Teil der Route nun in schönem T4er-Gelände (Stellen I) zum Gipfel. Nichts mit Aussicht - alles vernebelt. 6:30 Uhr.
Statt Zeit mit Wehmut zu verbringen, verschnaufe ich ein wenig und kehre bald wieder zurück bis zum Wegweiser, wo ich nochmals mit der Karte herauszufinden versuche, wo zum Geier der angeblich markierte Weg zur Riegespitze führen soll. Dafür und wegen einiger Online-Recherchen (ja es hat kurz Netz!) gehen nochmal über 30min drauf. Umso schneller laufe ich dann die Flanke hinab zum Biwakplatz (8:10 Uhr), packe zusammen und beginne so erst um 9:50 Uhr meine eigentliche Tour mit schwerem Gepäck.

Großsee - Gemeindekopf - Kreuzjöchlspitze   T5, I,  2h 15min
Die führt mich zunächst hinauf am schönen Kugleter See vorbei zum Hohen Gemeindekopf (T3), an dem ich eine kleine Pause einlege. 11 Uhr. Auf der vermaledeiten Karte verläuft die markierte Route direkt über den Westgrat. Das ist aber Blödsinn.

Der nun folgende Abschnitt gilt als alpiner Steig, vor dessen Gefahren mit Schild gewarnt wird. Der direkte Grat vom Gemeindekopf zur Kreuzjöchlspitze wird im AVF Ötztaler Alpen als "nette Gratkletterei in gutem Fels, II in einer halben Stunde" bezeichnet. Statt diesem folge ich lieber dem Wegweiser der Sektion Ludwigsburg. Der führt zu einer brüchigen Verschneidung, die mit Drahtseilen und (teils defekten!) Trittbügeln entschärft ist und die man abklettern muss. Danach geht's durch Schutt und kleine Schneefelder gut markiert mit Stangen in eine Querung nach Norden bis ein brüchiger Steilaufschwung teils über längere Strecken versichert zum Grat führt. Dieser Abschnitt ist mit schwerem Gepäck sehr mühsam und ich bin froh um die Ketten und Markierungen.
Am Grat gelangt man in kurzer Zeit zur Kreuzjöchlspitze (I). 12 Uhr.

Ludwigsburger Grat - Feilerscharte  T5, II,  4h 15min
Nun folgt der erst neu gebaute versicherte Steig von hier zum Schafhimmel, der nun Ludwigsburger Grat (T5, II) heißt und wirklich besonders gut geraten ist. Kurze Kraxelstellen wechseln mit teils ausgesetztem Auf und Ab. Da ich ja noch auf den Fundusfeiler und zur Frischmannhütte gelangen möchte, muss ich diesen tollen Abschnitt doch ziemlich zügig gehen und gelange so nach 1h 10min zum Schafhimmel, der den südlichen Eckpunkt vom Wildgratstock bildet. Die Mittagspause fällt wieder großzügig aus. Dafür steige ich danach umso schneller zum Lehnerjoch (15:05 Uhr) und ins Kar unter der Feilerscharte ab (T2). Dort kann ich endlich meine beinahe verbrauchten Wasservorräte auffüllen und den letzten Anstieg für heute unter die Füße nehmen (T3). Später im Jahr ist der Schnee und damit vermutlich das wenige Wasser hier verschwunden.

Fundusfeiler und Abstieg zur Frischmannhütte T3,  2h 30min
Die Scharte erreiche ich kurz vor 17 Uhr. Für den Gipfel ziehe ich mir meine Zustiegsschuhe an und renne los. 20min später stehe ich an dem Gipfel, den ich schon seit Jahren besuchen wollte. Die Aussicht kann sich sehen lassen und vor allem: keiner sonst ist hier. Besonders gefällt mir der Rückblick auf weite Teile meines heutigen Wegs. Nach knapp 20min geht's ebenso flott zurück wie hinauf.

Der Abstieg zur Frischmannhütte ist steil. Das große Schneefeld rechts fahre ich besser nicht ab wegen meines schweren Gepäcks und dem unguten Gelände unterhalb. Der Grasboden an der Frischmannhütte bietet sich super zum biwakieren an. Doch leider gibt es enorm viele Kühe, die so neugierig sind, dass man besser außerhalb der weiträumigen Umzäunung biwakiert. Ich steige also bis fast zur Hütte ab (19:30 Uhr) und gehe dann rechts auf den Weg, den ich am nächsten Tag zur Hauerseehütte angehen werde. Nach einigen Hundert Metern lege ich meine Sachen ab, lege das Zelt noch zum Trocknen aus und gehe auf einige Getränke zur Hütte hinüber.

Bei Salat, Tee, Bier und einem Plausch mit der Wirtin werde ich eingeladen direkt auf dem Hüttengelände, innerhalb der Umzäunung (keine Kühe!) zu biwakieren. Das nehme ich dankbar an, darf sogar meine Wasservorräte komplett auffüllen, hole Sack und Pack und liege erst gegen 22 Uhr in den Federn.

Die Hütte hat einen sehr ursprünglichen Zustand bewahrt, ist sehr gemütlich und aus dem Ötztal einfach zu erreichen. Es lohnt sich sehr dort hin zu gehen, auch für mehrere Tage.

Die Klettersteigbewertung habe ich nur bei der Gesamtwertung eingefügt. Elemente (Steigbügel plus Drahtseil) gibts es an der brüchigen Verschneidung sowie am Ludwigsburger Grat. Ich werde sicher nie ein Klettersteigfan. Dennoch gibt es Touren und Abschnitte, an denen der Ausbau wirklich Sinn machte.



Der Zustieg zum Biwakplatz vom Vortag HIER LESEN

Tourengänger: alpensucht


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