Ráisduottarháldi 1361,4m, Haltitunturi / Háldičohkka 1331,0m und Ridnitšohkka / Ritničohkka 1317,1m


Publiziert von Sputnik Pro , 25. August 2018 um 23:13.

Region: Welt » Norwegen
Tour Datum:10 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: N   FIN 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 1160 m
Abstieg: 1160 m
Strecke:Zirka 21 km (total)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Ausgangspunkt ist die Stadt Narvik. Von dort fahren Busse in Nordrichtung welche im Ort Bitavarre halten, oftmals muss jedoch in Nordkjosbotn ungestiegen werden. Von Bitavarre zum 27km entfernten Parkplatz Hourtnáš am Bergsee Guolasjávri besteht kein öffentlicher Verkehr; ⅔ der Strecke bestehen zudem aus einer holprigen Naturstrasse. Die Strecke ist ohne eigenes Fahrzeug nur per Anhalter, Taxi oder zu Fuss machbar.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Analog Zufahrt zum Ausgangspunkt.
Unterkunftmöglichkeiten:Keine festen Unterkunftmöglichkeiten auf norwegischer Seite an der Route. Beim Ausgangspunkt und Parkplatz Hourtnáš kann jedoch problemlos das Zelt aufgestellt oder auf den Sitzbänken einer offenen Hütte biwakiert werden. Weiter existiert auf finnischer Seite 2½km südlich vom Haltitunturi bei Bergsee Háldijávri eine Selbstversorgerhütte (Halti varaustupa). Die nächsten Hotels befinden sich in Skibotn (N) oder Kilpisjärvi (FIN).
Kartennummer:Finnland/Suomi: Topografien kartta 1:20000 Halti (No 184205+184206). Norwegen/Norge: Norgeserien 1:50000; Reisedalen (No. 10154) & Storfjorden (No. 10153).

DREI GIPFEL UND DER NÖRDLICHSTE LANDESHÖHEPUNKT DER WELT.

Wegen eines Schönwetterfensters am Freitag planten wir während des Fluges von Stockholm nach Kiruna um und so unternahmen wir bei meist klarer Sicht die lange Tour über unglaubliche weitläufige, meist geröllbedeckte Hügellandschaft im hohen Norden Europas. 400km nördlich des Polarkreises besuchten wir dabei zwei Norwegische und ein Finnischer Gipfel. Wenig vom norwegischen Gipfel des Haltitunturi / Háldičohkka liegt der Finnische Landeshöhepunkt der zudem der nördlichste der Welt ist! Dieser habe ich zusammen mit dem Gipfel des Haltitunturi / Háldičohkka etwas ausführlicher in einem eigenen Informationsbericht beschrieben, Link: Finnland, Teil I. Die anderen beiden Gipfel, welche wir besuchten, waren der Norwegische Ráisduottarháldi und der Finnische Ridnitšohkka / Ritničohkka.

Ráisduottarháldi (1361,4m):

Der Ráisduottarháldi ist der höchste Berg des Halti-Massifs, seine Prominenz beträgt 506m und der nächsthöhere Berg ist 26.7km entfernt. Der Gipfel liegt auf der Grenze der Norwegischen Gemeinden Nordreisa und Kåfjord in der Provinz Troms. Sein ungewöhnlicher Name bedeutet auf Sami „Heiliger Berg der Reisenden“. Auf seinem Gipfel steht ein mächtiger Steinmann an dem eine Kiste mit der Aufschrift „Halti“ angebracht ist. Darin befindet sich das Gipfelbuch .

Ridnitšohkka / Ritničohkka  (1317,1m):

Der Berg ist der höchste Gipfel der vollständig in Finnland liegt; er steht in der Finnischen Gemeinde Enontekiö. Er besteht aus zwei Gipfeln, dem höheren Hauptgipfel mit einem Steinmann und dem 760m entfernten, 1315,1m hohen Ostgipfel. Auf dem Ostgipfel befinden sich ein Telekommunikationsmast und zwei kleine Häuschen des Funkbetreibers welche auch hilfreich für Rettungsdienste sind. Der Berg ist sehr abgelegen, man benötigt etwa 40km bis zur nächsten Siedlung.

Tourenbericht

TAGE 1 UND 2 (8./9.8.): Schweden, Teil I

TAG 2 (9.8.): Fahrt von Schweden über Narvik zum Guolasjávri

Bei stömendem Regen überquerten wir von Kiruna kommend die Grenze nach Norwegen. Schlagartig wurden dabei die Strassen besser als wir auf norwegischer Seite nach Narvik fuhren. In der Industie- und Hafenstadt nahmen wir einen Imbiss in einem Bowlingzentrum. Glücklicherweise verbesserte sich anschliessend das Wetter wie vorhergesagt als wir weiter mit unserem Mietauto nach Norden fuhren. Die Strecke war kurvenreich, schlängelte sich Fjorden entlang oder verlief über kleine Pässe im Hinterland. Trotz meist starker Bewölkung war die Landschaft wunderschön und irgendwann erreichten wir das Dorf Birtavarre, dem Talort auf norwegischer Seite zur Besteigung des Haltitunturis. Nach Informationen anderer Reisenden, könnte sich die Naturstrasse hinauf zum Bergsee Guolasjávri für ein normales Auto als Problem darstellen. Dagegen fanden wir jedoch ein gut fahrbarer Weg vor und erreichten so am Abend den Parkplatz Hourtnáš am besagten Bergsee. Einige Wohnmobile standen überraschenderweise auch schon dort. André baute das Zelt auf und ich begann mit Kochen des Nachtessens. Glücklich über den schönen Zeltplatz und mit der Vorfreude auf die kommende Tour legten wir und nach dem Nachtessen ins Zelt obwohl es draussen immer noch taghell war.

TAG 3 (10.8.): Besteigung der drei Gipfel und dem finnischen Landeshöhepunkt

Nach einem ausgiebigen Frühstück starten wir um 5 Uhr morgens mit der langen Tour. Wir staunten über die Zeitangaben für unsere geplante Runde welche wir bei anderen Tourenbeschreibungen fanden - und kamen auf die Welt, weil wir tatsächlich auch 12 Stunden dafür benötigten. Wie allerorts beschrieben besteht nahezu die ganze Strecke aus Geröllfeldern die ein schnelles Vorwärtskommen ohne zu Stolpern verunmöglichen. Kurz gesagt: Einmal im Leben auf den Haltitunturi, aber kein zweites Mal!

Die ersten 150 Höhenmeter verliefen noch gemütlich auf einem schönen Bergweg östlich der namenlosen Hügeln P.849m und P.900m. Hier begann ein steilerer Aufschwucng und wir faden und schon im Geröll. Der teilweise kaum sichtbare Weg war jedoch mit roten Punkten und kurzen roten Stangen markiert. Oberhalb des Aufschwungs erreichten wir einen Weidezaun wechem wir zunächst einige Zeit folgten. Der Untergrund war jetzt auch einfacher begehbar und der Weg dank den Markierungen und Steinmännchen klar erkennbar. Nach zirka einer Stunde standen wir allerdings in dichtem Nebel und fanden keine Markierungen mehr. Da versuchten wir möglichst die Höhe zu behalten und bestiegen dabei unwissend beim Suchen P.1312m. Dahinter trafen wir plötzlich wieder auf Markierungen und de Nebelbank begann sich aufzulösen. Als wir den riesigen Steinmann erkannten, wussten wir dass der erste Gipfel Ráisduottarháldi geschafft ist. Nun gab es die erste längere Rast und wir trugen uns ins schöne Gipfelbuch ein.

Vom Ráisduottarháldi war nun auch unser nächstes Ziel, der Haltitunturi, klar südwärts zu sehen. Zuerst  überstiegen wird einen Weidezaun über eine Treppe und wanderten dann weglos, aber in gut begehbarem Gelände, in eine Senke mit einem kleinen Bergsee; dort füllten wir uns die Getränkeflaschen auf. Der Anstieg andernseits zum Haltitunturi war wieder mühsamer wegen der Grösse des Gerölls. Zum Gipfel hin wurde es immer flacher und wir waren zuerst nicht ganz sicher, welches der höchste Punkt ist. Etwa 200m davon entfernt sahen wir auch den Grenzstein Nummer 303B, das Hauptziel der Geröllwanderung und der Finnische Landeshöhepunkt. In der Nähe entdeckten wir auch den Vermessungspunkt P.1228m welcher oftmals auf Kartenwerken als Gipfelhöhe des Haltitunturis angegeben ist. Beim Grenzstein rasteten wir und trugen uns ins "ewige Gipfelbuch" als die Besucher mit den fortlaufenden Nummern 181517 und 181518 ein.

Nun stad mit dem Ridnitšohkka / Ritničohkka noch ein letzter Gipfel auf unserem Programm. Um möglichst wenig Höhe zu verlieren wollten wir den Gipfel in einem Bogen nach Nordosten vorbei am See P. 1128,5m besteigen. Dies war leider eine Fehlentscheidung wie wir später bemerkten und stolpertern dehalb zwei Stunden lang durch übelstes Geröllgelände zum besagten Gipfel. Dort war natürlich wieder eine Gipfelrast angesagt. Für den Rückweg wählten wir praktisch die Luftlinie zum Haltitunturi. Der Abstieg in die Talsenke zwischen den Gipfeln war bequem ohne mühsame Geröllfelder. Auch der Wiederaufstieg zum Grenzstein über rötliche Fels- und Schutthänge war klar bequemer. Den Grenzstein erreichten wir schlussendlich zuletzt auf dem finnischen Bergweg.

Von Haltitunturi folgten wir auf dem Rückweg zum Auto zunächste den Steinmännchen in übler Gerölllandschaft. Irgendwann bei einem Weidezaun und Bachbett fanden wir keine Markierungen mehr. Unter den Steinen im Bachbett floss Wasser so dass der Getränkevorrat aufgefüllt werden konnte. Die unmarkierte und weglose Traversierung entlang der Westflanke vom Ráisduottarháldi zum P.1174m möchte ich kein zweites Mal begehen - so grosse und mühsame Geröllhalden hatte ich in den Alpen noch keine vorgefunden. Beim P.1174m wurde es nicht besser, doch nun ging es steiler bergab und unterhaln 900m erreichten wir endlich wieder den Bergweg zurück über Grasflächen zu unserem Auto! Unser Nachtessen hatten wir uns wirklich verdient!

TAG 4 (11.8.): Fahrt über Skibotn nach Finnland

Die Nacht schlief ich im Auto da ich keinen Schlafsack mit nach Skandinavien genommen hatte, André hatte also die zweite Nacht viel Platz im Zelt. Über Nacht kam zudem der Schlechtwettereinbruch und so war es am Morgen neblig und nassklalt. Ich hatte keine Lust mehr zu frühstücken. André packte das Zelt zusammen und so fuhren wir bald darauf los. Auf der Naturstrasse zurück nach Bitavarre waren nun die Schlaglöcher mit Wasser gefüllt und man erkannte sie weniger gut als bei trockener Strasse. Ab Bitavarre fuhren über wir die gleiche Strecke bis Skibotn. Von doer nahmen wir die Abzweigung nach Kipisjärvi und fuhren bergauf bis zur Grenzstation. Es war immer noch stark bewölkt doch immerhin regnete es nicht mehr als wir Finnland erreichten.

TAGE 4 UND 5 (11./12.8.): Finnland, Teil II.

TAGE 5 BIS 8 (12.-15.8.): Schweden, Teil II.

TAGE 9 UND 10 (16./17.8.): Schweden, Teil III.

Wichtige Links:

Informationen zum Haltitunturi bei Wikipedia: Link 
Informationen zum Ritnitšohkka bei Wikipedia (engl.): Link
Informationen zum Ráisduottarháldi bei Wikipedia (norw.): Link
Bergbeschreibung bei Summitpost (engl.): Halti
Wettervorhersage: Haltitunturi
Geologie: Halti / Ridnitšohkka

Anmerkung: Alle Fotos sind mit MESZ, für die Fotos auf finnischer Zeite ist eine Stunde hinzu zu zählen für die lokale OESZ.

Tourengänger: Sputnik, andre68


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Kommentare (10)


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pika8x14 hat gesagt:
Gesendet am 26. August 2018 um 23:35
Hallo Andi,

herzliche Gratulation zu einem weiteren Landeshöhepunkt und zur Nummer 181.517 im "ewigen" Gipfelbuch (bzw. Grenzsteinbuch ;-).

Damit sind in den 5 Jahren seit unserer Tour ja offenbar etwa 70.000 Besucher dort gewesen - durchschnittlich also ca. 14.000! pro Jahr. Da wundert man sich in Anbetracht der doch sehr mühseligen (von norwegischer Seite) bzw. extrem langen Wanderung (von finnischer Seite) wirklich.

Vermutlich fährt aber ein Großteil der "Besteiger" ganz lässig und bequem im Winter per Schneemobil zum Halti. Sogar im Internet werden entsprechende Touren angeboten. Allerdings verpasst man dabei natürlich das Beste, da sich die tollen Wackelblock- und Geröll-Felder unter dem Schnee verstecken ;-).

Viele Grüße, Andrea + André.

Sputnik Pro hat gesagt: Danke
Gesendet am 28. August 2018 um 12:17
Salü Zusammen!

Danke zum Kommentar. Übrigens hatte auch der Ráisduottarháldi ein Gipfelbuch mit fortlaufenden Nummerneinträgen. Das schein dort oben in Lappland irgendwie üblich zu sein.

Im Winter wär es mit dem Schneemobil sicherlich gemütlicher gewesen, dennoch finde ich gilt ein Gipfelerfolg nur wenn man zu Fuss den Berg besteigt.

Viele Grüsse,
Andi

pika8x14 hat gesagt: RE:Danke
Gesendet am 29. August 2018 um 23:59
… das sehen wir auch so: Es zählt nur eine Besteigung zu Fuß bzw. im Winter per Ski oder mit Schneeschuhen ;-).

Vom Ráisduottarháldi-Gipfelbuch ist uns seinerzeit vor allem die farbige Holzkiste und das ausführliche Vorwort in Erinnerung geblieben. Die Nummer haben wir uns nur am finnischen Landeshöhepunkt gemerkt, weil wir die "111.111" knapp verpasst haben ;-).

Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 30. August 2018 um 06:37
Ihr könntet ja nochmals gehen und versuchen die Nummer "222222" zu erwischen, sofern die euch Richard (Linard03) nicht weg schnappt :-)

dropsman hat gesagt: Glückwunsch
Gesendet am 27. August 2018 um 10:19
Glückwunsch Andi zu einem weiteren Länder-Höhepunkt. Ja die Landschaft dort ist schon etwas ganz besonderes. Hatte auch die kurze und recht einsame Variante gewählt. Würde aber gern trotzdem nochmal die Tour von KIlpisjärvi machen. Mal schauen ob es sich mal ergibt.

Gruß Thomas

Sputnik Pro hat gesagt: Danke den Kommentar zur Gerölltour
Gesendet am 28. August 2018 um 12:14
Hallo Thomas,

Danke dir! Ja die Landschaft ist schon speziell. Besonders die fast unendlich grossen Geröllflächen findet man in den Alpen nicht - mit Schneeauflage wäre die Tour garantiert gemütlicher gewesen. Von Kilpisjärvi würde es immerhin bis zum Gipfel des Haltitunturi einen guten Wanderweg geben. In einigen Tagen folgt noch der Kebnekaisebericht :-)

Viele Grüsse,
Andi

Linard03 hat gesagt:
Gesendet am 29. August 2018 um 18:48
Hoi Andi,

auch von meiner Seite nochmals Gratulation (wir hatten ja bereits telefoniert …).
Steht bei mir voraussichtlich nächstes Jahr auf dem Programm. Bei Nebel wohl nur mit GPS machbar in der unübersichtlichen Geröll-Weite …

Aber auch bei schönem Wetter würde ich mir überlegen, ob ich das Geröll-Stolpere bis zum Ridnitšohkka / Ritničohkka machen würde …

LG, Richard

Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 30. August 2018 um 06:34
Morgen Richard,

Verstehe ich wenn du das zusätzliche Geröllstolpern zum Ridnitšohkka / Ritničohkka auslassen würdest... doch am bequensten wäre es wohl im Winter mit einem gemieteten Schneemobil :-)

Hoffe dass du gutes Wetter habe wirst, sonst ist ein GPS fast schon obligartorisch!

LG, Andi

andre68 hat gesagt: Steine, Steine, Steine...
Gesendet am 30. August 2018 um 09:28
So haben wir der "Gröll-Haldi" geschaft. Wie du sagst, ein zweites Mal wird nichts draus.... :-) Schöne Tage hatten wir jedenfalls... Mal Sonne mal Regen..... Lg. André

Sputnik Pro hat gesagt: ... und noch mehr Steine ...
Gesendet am 30. August 2018 um 09:34
Oh ja Wetterglück hatten wir glücklicherweise am Halti! Der "Gröll-Haldi" wird uns nicht mehr sehen :-)

Gruss nach Schweden!


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