Klettertour Dohle Jonathan (7b+ / 9-), 7. Kirchlispitze, Grüscher Älpli


Publiziert von nena_cb , 3. August 2018 um 22:20.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Prättigau
Tour Datum: 2 August 2018
Klettern Schwierigkeit: IX- (UIAA-Skala)
Zeitbedarf: 6:00

Dohle Johathan 7b+ / 7. Kirchlispitze im Rätikon, Grüscher Älpli
 
Auf den Spuren der wenig begangenen Routen wagten wir uns am letzten Mittwoch an die Dohle Jonathan (7b+) als Geburtstagstour im Rätikon. Der Einstieg befindet sich links neben der Sabra und führt zumindest zu Beginn über eine kompakte Platte.

Bereits der erste Blick auf die Route lässt erahnen, was auf uns wartet: In der ersten Seillänge (7a) blitzen lediglich wenige Haken auf , welche zudem nicht mehr ganz über alle Zweifel erhaben sind. Es müssen bereits auf den ersten Metern bouldrige Passagen überwunden werden, die sich überhaupt nicht einfach auflösen. Es folgen weitere, schwierige Züge zwischen den weiten Haken; ein Sturz zwischen dem zweiten und dem dritten Haken würde wohl auf dem Boden landen… Augen zu und durch ist die Devise… Hier wird mir bereits klar, dass es sich bei der Dohle Jonathan nicht um einen Kindergeburtstag handelt! Es folgt ein Übergang auf etwas schrofigem und brüchigem Gelände (2. Seillänge).

Die folgende 6c (3. Seillänge) bedarf grosser Vorsicht bei der Platzierung der Füsse, da überall lose Tritte hängen. Dennoch birgt die Länge einige schöne Züge. Es folgt eine wieder etwas einfachere Länge, gefolgt von einer schönen 6b. In dieser ist es definitiv hilfreich, hier und dort die wenigen Haken mit Zwischensicherungen aufzubessern. Entgegen dem Topo befindet sich der Stand zur 6. Seillänge ca. 15-20 Meter links über dem Stand von Sabra.

Ab der 6. Seillänge folgt der obere Wandteil, der nun etwas besser abgesichert ist, als die vorangehenden Längen. Auch die Haken scheinen die vielen Winter besser überstanden zu haben. An dieser Stelle kann von der Sabra in die Dohle hereingequert werden, wenn man sich die psychisch fordernden und teilweise brüchigen Passagen des ersten Wandteils sparen möchte.

Es folgen zwei Längen 7b und 7b+, die anhaltend schwer sind. Zwar stecken die Haken etwas näher beieinander und die bouldrigsten Stellen befinden sich (zum Glück) in Hakennähe, sodass unsere Stürze keine grossen Folgen hatten. Allerdings müssen auch zwischen den Haken weite Strecken im 7a Gelände geklettert werden, bis der nächste Haken geklippt werden kann. Insbesondere die 7. Seillänge 7b+ erschien mir mit jedem Zug anhaltend schwer und fordernd. Die Kletterei ist jedoch genial und hie und da lässt sich die Absicherung zusätzlich mit Friends aufbessern.

Es folgt eine einfachere Länge im grauen Kalk (6a+), bevor ein Überhang (7a+) nach links überwunden werden muss. Da ich keine grosse Freundin von Überhängen bin, musste ich in dieser Länge am meisten Kämpfen. Leider lässt sich die Schlüsselstelle hier nicht A0 überwinden. Erst einige Versuche und diverse Schürfungen später gelang mir dann der Boulderzug an einem weit rechts liegenden Seitgriff mit Mantle über den linken Fuss. Bei der letzten 7a Seillänge (10. Seillänge) liegt die Schlüsselstelle kurz vor dem vierten Haken. Hier ist beim Sichern Vorsicht geboten, da ein Sturz eher weit ausfällt und etwas schmerzt (Risch hats ausprobiert…). Da sich Risch leider die Ferse etwas geprellt hat, übernahm ich die Länge. Mir gelang zwar die Stelle ohne Sturz (man suche nach den zwei halbwegs guten Tritten links und rechts), allerdings habe auch ich mich gefragt, weshalb hier der Haken nicht einen halben Meter tiefer steckt…
 
Insgesamt birgt die Dohle Jonathan schöne Kletterei, die sehr abwechslungsreich ist und zahlreiche bouldrige Züge aufweist. Die Absicherung ist durchwegs fordernd, kann jedoch hie und da mit Zwischensicherungen aufgebessert werden. Empfehlenswert ist es, Cams in der Grösse 0.3-0.5 mitzunehmen und zudem den ganzen Satz C3er Cams (oder X4er in ähnlicher Grösse) sowie mittlere Keile. Wer ein Abenteuer wagen möchte und sich im Rätikon-Gelände wohl fühlt, hat sicherlich grosse Freude an der Dohle. Die Kletterei verbrauchte viel Haut und war für uns sehr streng, weshalb wir beide froh waren, am nächsten Tag nicht nochmals klettern zu müssen…
 
Viel Spass
Chris B-Topf (Christina Blumenthal)
Kletterpartner: Risch Bandli

Tourengänger: nena_cb



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