Alpinerunning Sustenhorn Traverse Solo


Publiziert von jakobme , 31. Juli 2018 um 15:48.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum:26 Juli 2018
Hochtouren Schwierigkeit: ZS+
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-UR 
Zeitbedarf: 8:45
Aufstieg: 2250 m
Abstieg: 2250 m
Strecke:17.5 km

Mein letzter Alpinerunning Bericht ist ja mittlerweile schon fast zwei Jahre her. Das liegt nicht daran, dass ich in der Zwischenzeit gar nicht gemacht habe aber daran, dass keine Touren dabei waren die einen Bericht verdient hatten. Zu lesen wie eine schon mehrfach beschriebene Tour etwas schneller wiederholt wird ist ja nicht so spannend.
Dies hat sich jetzt ein Glück geändert. Diesmal kein lange geplantes Projekt (von denen liegen noch einige in der Schublade) sondern eher eine etwas spontane Aktion. Erst vor kurzem bin ich auf den Sustenhorn Ostgrat aufmerksam geworden welcher mich direkt interessiert hat. So richtig hat mich die Tour aber gepackt als ich auf der Karte gesehen habe, dass es sich ja eigentlich ganz gut mit dem Abstieg über das Chli Sustenhorn zu einer echt coolen Traverse im Alpinerunning Style kombinieren lassen sollte. Ausserdem hat es sich dann noch ergeben, dass ich die Tour solo gemacht hatte, da das Wetter dem geplannten Versuch mit einem Kollegen in die Quere geraten ist. Das war mir aber irgendwie auch ganz recht, da ich diese langen Solo-Tage eigentlich sehr geniesse.

Am Tag der Tour musste ich nachts noch von Mitternacht bis fünf Uhr morgens arbeiten und ich beschloss einfach direkt nach der Arbeit los zu fahren. Mein Vorhaben wenigstens etwas vorzuschlafen ist nicht ganz gelungen, da mein Schlafzimmer wegen der aktuellen Hitze auch am Abend noch gefühlte 40° hatte und ich um 20 Uhr nicht wirklich müde war. Naja etwas gedöst habe ich wenigstens. Nach der Arbeit los Richtung Sustenpass und zwischendurch noch kurz 20 Minuten Powernap. Ich wusste aber aus Erfahrung, dass mir die eine Nacht vorher nicht wirklich was aus machen würde wenn ich erst mal unterwegs bin.

Gestartet bin ich dann um 7 Uhr am Sustenpass auf dem blau-weiss markiertem Weg Richtung Sustenjoch. Vor der Tour habe ich mir natürlich überlegt wie lange die einzelnen Abschnitte warscheinlich dauern werden. Beim diesem ersten Teil habe ich mich jedoch ziemlich geirrt. Ersten ging der Weg doch etwas mehr hoch und runter als ich gedacht hatte und war ausserdem teilweise nicht so runnable. Naja macht ja nicht.
Vom Sustenjoch bin ich dann nicht dem Wanderweg bis zur Brücke oberhalb der Voralphütte gefolgt sonders bin ziemlich schnell links rüber und über die Schneefelder südlich vom Wallenbrunfirn diirekt zum Einstieg der Ostgrattour auf der Moräne bei P.2478 gejoggt.
Die Kletterei im unteren Felsband hält sich von der Schwierigkeit ja in Grenzen und war schnell vorbei. Auf dem Brunnefirn habe ich dann plötzlich eine Seilschaft vor mir gesehen und deren frische Spuren im noch etwas gefrohrenem Schnee zu folgen hat es etwas erleichtert. Mit Turnschuhen unterwegs zu sein hat sonst halt bei festem Schnee halt etwas Nachteile. Erst im letzten Schneeteil vor dem Einsteig in der Ostgrat habe ich kurz für 100m die Steigeisen angezogen, da es zwischendurch kurz blank wurde und einige Spalten zu überqueren waren. Ausserdem wenn man die Dinger ja schon mit schleppt...
Kurz vor der steilen Einstieg hoch zum Ostgrat habe ich die Seilschaft dann auch überholt was vom Timing her wirklich ideal war, da das Überholen in den ersten zwei Seillängen gar nicht so einfach gewesen wäre. Das jetzt eine Seilschaft direkt hinter mir war, welche evtl. helfen könnte wenn ich Schwierigkeiten hätte ist mental natürlich eine enorme Entlastung. Eigentlich hatte ich jedoch gehöfft ganz alleine unterwegs zu sein aber nun gut.

Die genaue Route wurde hier ja schon oft genug beschrieben als will ich nicht unbedingt ins Detail gehen.
Der Einsteig ist gleich ordentlich steil und mit Trailrunning Schuhen richtig schön zu klettern. Im mittleren Teil bin ich dann glaube ich etwas zu lange dem Schotterband gefolgt, da es dort immer noch alte blaue Markierungen hatte. Etwa nach der Hälfte dann aber wieder links raus auf den einfach zu kletternden Grat mit schönen festen Gestein. In den Bereich hat das klettern das so viel Spass gemacht, dass ich in einer ziemlich direkten Linie direkt am Grat hoch bin, welche viele IIIer Stellen hatte obwohl die meisten etwas links oder rechts in I/II Gelände umgangen werden könnten. Im oberen Bereich beim roten Fels hatte es dann noch eine steile IVer Stelle wo man ordentlich zupacken musste. Vielleicht kann die auch umgangen werden, aber da das Gestein auch da ordentlich fest ist bin ich lieber direkt durch.
2h14 nach dem Einsteig beim unteren Felsriegel erreichte ich dann dem Gipfel und legte etwas eine Pause ein. Der Weiterweg zum Chli Sustenhorn ist von hier aus dann schon gut ersichtlich. Da die Schwierigkeiten dort mit ZS und III+ eigentlich etwas leichten sein sollten war ich ganz entspannt. Es sollte dann jedoch noch etwas nervenaufreibender werden.

Der erste Teil zu P.3225 ist eine einzige Geröllhalte aber dementsprechend recht zügig im Abstieg zu machen. Danach ging es in einfacher Kletterei zum Chli Sustenhorn hoch. Bis hier brauchte ich etwa 50 Minuten vom Sustenhorn Gipfel und auch wenn das Gestein schon deutlich brüchiger wurde war dies bei der geringen Schwierigkeit kein Problem.
Vom Chli Sustenhorn sah es dann nur wie ein Katzensprung rüber zum Vorder Sustenhorn aus. Da die Überschreitung der Türme auf dem Grat einige etwas knifflige Abkletterstellen hatten und die Wegfindung etwas unübersichtlicher wurde habe ich fast weitere 50 Minuten bis um Vorder Sustenhorn Gipfel gebraucht.
Langsam wurde ich auch etwas müde und meine Wasservorräte gingen auch zur neige aber da der Abstiegsgrat im oberen Teil doch recht anspruchsvoll und brüchig blieb musste ich die Konzentration noch etwas länger aufrechterhalten. In dem Gelände ganz alleine zügig unterwegs zu sein hat aber schon ordentlich Spass gemacht und es war nie so anspruchsvoll, dass ich nervös geworden bin.
Nach etwa einem drittel bin ich dann zu dem steilen Aufschwund gekommen, welcher in den Tourenbeschreibungen für den Aufsteig etwähnt wird (so genau hatte ich die Beschreibungen unterwegs jedoch nicht im Kopf). Oben auf dem Pfeiler hatte es einen aus Rebschnur eingerichteten Abseilstand, da ich jedoch keine Lust hatte extra das Seil aus dem Rucksack zu holen habe ich nach einer geeignet Stelle zum abklettern gesucht. Auf der rechten Seite sah es erst gut aus endete dann jedoch in einer Sackgasse. Also ein paar Meter wieder hoch und links versuchen. Nach einer Querung von etwa 15 Metern wurde es flachen jedoch gleichzeitig wurde das Gestein auch dermassen verrottet, dass man sämtliche Griffe direkt ab brach. Super vorsichtig und extrem langsam bin ich dann diagonal runter wieder auf den Grat gequert. Einfach direkt ab zu seilen hätte mir wahrscheinlich so etwa 20 Minuten und einiges an Nerven gespart aber im nach hinein ist man ja immer schlauer.
Ab hier ging es dann relativ zügig runter zum Sustenjoch und dann auf dem blau-weissen Weg welchen ich schon im Aufstieg genutzt hatte zurück zum Sustenpass. Hier hatte es dann ein Glück wieder reichlich Schmelzwasser, sodass ich meine Flaschen auffüllen konnte. Insgesamt muss ich sagen, dass ich den Ostgrat im Aufstieg etwas einfacher fand als die Überschreitung des Vorder Sustenhorn im Abstieg.
Nach nicht ganz 9 Stunden war ich dann zurück am Auto.
Insgesamt eine sehr spassige Überschreitung, die definitiv Lust macht auf mehr.

Benutzte Ausrüstung:
Inov-8 X-Tallon 230 Tailschuhe (die weiche Sohle ist super zum klettern auf Fels hat bei solchen Touren jedoch auch recht hoher Verschleiss Da guter Grip aber ja Sicherheit bedeutet ist es mir das wert.)

Salomon S-Lab Peak 20 Rucksack mit 4 500mSoftflask (trägt sich wie eine Weste hat jedoch genug Platz für die ganze Ausrüstung und ist schön leicht. Die Halterung für den Pickel musste ich selber dran basteln.)

Petzl Gully Pickel (mit 290g ziemlich leicht. Auf dieser Tour hätte es ein leichterer auch getan aber mit 2 Gully bin ich schon >70° steil im Eis geklettert und die haben da richtig Zug drauf also super Allrounder.)

Kahtoola KTS Steigeisen (die sind mir mit 660g eigentlich zu schwer sind aber die Steigeisen, welche auf Trailrunnern einfach am besten sitzen.)

Petzl 30m Rad Line (für Notfälle dabei gehabt zum Abseilen), 120cm Schlinge als Schlingengurt fürn Notfall und eine 60cm Schlinge, 2 Karabiner und etwas 5mm Rebschnur

Petzl Sirocco Helm (170g! mehr muss ich wohl nicht sagen)

Zwischenzeiten:
Start Sustenpass 7:00
Sustenjoch 8:08
Einsteig Ostgrat 8:50
Sustenhorn Gipfel 11:04
Starts Abstieg 11:19
Chli Sustenhorn 12:09
Voder Sustenhorn 13:05
Sustenjoch 14:47
Sustenpass 15:52


Tourengänger: jakobme
Communities: Alleingänge/Solo


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Kommentare (1)


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schnafler hat gesagt: Kompliment
Gesendet am 3. Juli 2019 um 13:38
Cool, dein Style - und beeindruckend deine Pace! Meine Devise ist auch "keep light - go fast", bin aber natürlich nicht auf deinem Niveau; zudem auch nicht mehr der Jüngste. keep going - und heb Sorg. LG Roli


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