Solsidevassberget


Publiziert von schimi , 26. März 2019 um 15:28.

Region: Welt » Norwegen
Tour Datum:11 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: N 
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 600 m
Strecke:23,6 km

Wir sind heute mit einem Bus nach Norden durch das Gudbrandsdalen gefahren. Europastraße 6, die größte Straße weit und breit, aber kaum Verkehr. Für uns ist das alles noch sehr ungewohnt!

Ein paar Kilometer nördlich von Otta biegt die Straße 43 7 nach rechts von der Hauptstraße ab. Wie bei einem ausgewachsenen Alpenpass führt die Straße in vielen Serpentinen in die Höhe. Nach knapp 500 Höhenmetern wird das Gelände flacher, denn wir haben die Hochebene, auf welcher der Ort Høvringen liegt erreicht. Wir sind auf dem Fjell in gut 900 Metern Höhe und nur ein paar Hundert Meter von Grenze zum Rondane Nationalpark entfernt.

Wir starten an der Skischule Høvringen und wandern zunächst in sanfter Steigung am Bach entlang. Recht gut voran kommen wir zunächst aber nicht. Nicht nur, dass wir von der Busfahrt noch ein wenig steif sind. Auch der Bachverlauf in einer felsigen aber nicht allzu tiefen Schlucht ermuntert uns fortwährend den Fotoapparat zu zücken. Und kaum 10 Schritte weiter gibt es die nächste fotogene Steilstufe. Ein paar hundert Meter hinter Høvringen lässt die Steigung nach und auch der Bach plätschert nun weiter an der Oberfläche. So werden die Motive seltener und der Bach lässt uns in einen normalen Wandertritt übergehen.

Wir gehen schnell. Mit fast 24 Kilometer ist unsere Tour auch lang, und der Bus ist auf eine feste Uhrzeit bestellt. Sehr traurig wäre doch, wenn unsere geplante Pause bei der Peer Gynt Hütte zu kurz ausfallen würde, nur weil wir spät dran sind!

Die Landschaft ist karg und weitgehend wellig mit nur kleinen Höhenunterschieden. Nur wenige Büsche und Sträucher ducken sich in kleinen Senken. Alles andere ist von sehr niederem Bewuchs. Auch die Berge, welche etwas weiter entfernt aus der Hochebene emporragen sind von den Gletschern geschliffen und haben so überwiegend fließende weiche Flanken. Die wenigen Felsabbrüche, die in der Landschaft wie Karies am Berg aussehen, sind also deutlich nach-eiszeitlich.

Nach gut einer Stunde flotten Schrittes erreichen wir den See Høvringsvatne. Nicht nur eine Wegmarke an der wir abbiegen werden, sondern auch ein wirklich schöner Platz. Nordöstlich wird der See von unserem Bergziel dem Solsidevassberget eingerahmt, der zum See steil und felsig abbricht. Wir besteigen ihn von Nordenosten her, und müssen ihn deshalb ein gutes Stück weit umrunden.

Auf den guten Wanderwegen kommen wir flott voran. An einem markanten Felsen rechts des Weges machen wir eine kurze Rast, um zwei unserer Wanderer zu verabschieden, die nicht mit auf den Berg möchten, sondern hier auf dem Weg weiter wandern möchten. Der Weg führt weiter um den Berg herum und leitet direkt zu Peer Gynt Hütte, wo wir uns später treffen werden.

Wir steigen ab hier weglos in etwa südlicher Richtung zum Gipfel. Der Anstieg von Nordosten ist ideal, denn er ist moderat in der Steigung und man sieht bereits früh wo sich der Gipfel befindet. Am südlichsten Punkt erreicht der Berg seine Kulmination von knapp über 1400 Meter.

Der Blick vom Gipfel führt uns zuerst noch Nordosten, wo die mächtigen Berge des Rondane Nationalparks einladen doch noch einmal zu kommen. Sofort sieht der Beobachter, dass auch hier die eiszeitlichen Gletscher eine langwierige aber erfolgreiche Arbeit geleistet haben. Die Berge erscheinen als mächtige rundgehobelte Felsbastionen von beträchtlicher Höhe und Steilheit. Sicher wird man hier in den langen Wintern eindrückliche Touren unternehmen können. Im Westen mit einem weiten Blick über Gudbrandsdalen erkennen wir die Berge des Jotunheimen Nationalparks. Sie sind aber schon gut 50 Kilometer entfernt, so dass wir keine präzisen Erkenntnisse aus unseren Blicken ernten können.

Der geräumige Gipfel lädt uns ein zum Umherwandern. Viele abwechslungsreiche Felsstrukturen und abwechslungsreiche Flora machen uns neugierig. Am interessantesten ist jedoch der Abbruch des Gipfels im Süden. Der steile Abbruch eröffnet uns den Blick auf den weiteren Weg zur Peer Gynt Hütte und auf den See Høvringsvatne, der uns praktisch zu Füßen liegt.

Nicht allein, aber doch im Wesentlichen ist es der Wetterverlauf, der uns zur Eile drängt. Die Wolken über den Bergen des Rondane Nationalparks wirken dunkel und bedrohlich. Auch sehen wir Regenfahnen, die in der Weite der Landschaft aus einzelnen Wolken fallen. Es fällt uns jedoch schwer eine Zugrichtung der Wolken und des Wetters zu bestimmen. So flüchten wir mehr, als dass wir wandern vom Gipfel nach Osten und wieder hinunter, bis wir den Wanderweg erreichen.

Ein heftiger Wind aber zum Glück nur ganz wenige Tropfen begleiten uns auf einem sehr holprigen Weg bis zur Peer Gynt Hütte. Diese liegt sehr flach geduckt am Rande eines Bachs, der hier mit besonders reizvollen Felsklippen zum Verweilen einlädt. Als wir den Bach an der kleinen Brücke überschreiten sehen wir, wie unterschiedlich doch die mitteleuropäischen Touristen und die klimagestählten Einheimischen sind. Während wir schon zu einem großen Teil von Dreilagen-Goretex umhüllt sind, räkeln sich nicht wenige der Norweger in Badekleidung auf den Klippen und am Wasser wie die Robben am Strand. Ok, die Badenden lagen doch deutlich windgeschützter als wir, aber trotzdem!

Die Hütte ist für alpine Verhältnisse minimalistisch ausgestattet. Kein Strom vom Netz, kein Gas aus der großen Flasche. In der Hütte ist es dunkel, weil kaum ein Licht durch die winzigen Fenster fällt. Die Stimmung ist aber gut und herzlich, und alle sind bemüht die Wanderer mit den notwendigen Dingen zu versorgen. Gegessen und getrunken wird draußen. Und alle drängen sich auf der windabgewandten Seite der Hütte (außer ein paar Norwegern...)

Der weitere Verlauf des Weges ist überwiegend flach und von bester norwegischer Qualität. Wir erreichen den See Høvringsvatne, den wir schon am Vormittag und vom Gipfel aus sehen konnten. Fast unbemerkt hat sich das schlechte Wetter wieder verzogen und mehr und mehr kommt die Sonne wieder zum Vorschein. Als wir an der Nordseite des Sees entlangwandern, hat die Sonne wieder gewonnen.

Einsam an der Nordseite des See ist die einzige Zivilisation die Smuksjøseter Fjellstue. Wir aber wandern weiter bis zum Ende des Sees. Dort verweilen wir noch eine kurze Weile und genießen den schönen Ausblick auf das Ensemble von See, Berg, und weißblauem Himmel. Vom See zurück nach Høvringen wählen wir nicht unseren Wanderweg von heute Morgen, sondern eine nicht asphaltierte Straße, die um einiges höher liegt als unser Wanderweg und so ein paar interessante Ausblicke in die weite Landschaft verspricht.

So richtig spannend wird es dann aber doch nicht mehr. Freilich, die Ausblicke in das weite Land sind herrlich und der fast blanke Himmel und die Kumuluswolken in der Ferne sind sehr schön. Aber doch drängen sich mehr und mehr die müden Füße in den Vordergrund und auf einer Fahrstraße bemerkt man diese meines Erachtens immer stärker als auf einem schmalen Pfad. Aber vielleicht geht es nur mir so...

Wir kommen wieder am Startplatz an und sind erfreut, dass unser Bus bereits auf uns wartet und nicht wir auf ihn warten müssen.

Tourengänger: schimi


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