Soiern: alter Steig von Paindl zur Grafenherberge, Krapfenkarspitze, Soiernhaus und Gamsschartl
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Endlich im Urlaub in den Bergen...bleiben! Zwei Tage Soiern mit einer Übernachtung im historischen Soiernhaus über seinen malerischen Seen. Der Gratweg vom Rißtal in die Soiern ist überwältigend schön, aber auch lang. Umso kürzer und gemütlicher - und dennoch nicht ohne Entdeckungsfreude - fiel dann der zweite Tag mit dem netten Gamsschartl aus.
Die Wegbeschreibung:
P. siehe „Anfahrt“. Dort befindet sich mittlerweile kein gelbes Wanderschild mehr, da der AV-Weg Nr. 350 „offiziell“ nicht mehr unterhalten wird (aber es gibt ihn noch). Die Forststraße führt über den Rißbach, gleich danach bleibt eine breite Straße zur Möslalm rechts liegen. Nach wenigen Minuten bietet sich vom Wald aus ein beeindruckender Blick auf das Rißtal und das Einlaufbecken des Rißbachstollens. Gleich danach verlasse ich die Straße nach rechts und nehme als Abkürzung den auch in der Karte angegebenen, überwachsenen, alten Fahrweg nach rechts zu den Häusern von Paindl. Diese Hausgruppe wird (nur) im AV-Führer als „Paindl-Alm“ bezeichnet. Tatsächlich sind es aufwendig gebaute und schöne Jagdhütten oder Forsthäuser (wohl "Gründerzeit", also etwa um 1890 n. Chr. n), die inzwischen u.a. als Alm-Niederleger genutzt werden. Direkt vor dem Gatter von Paindl („Privatbesitz – Zutritt verboten“) ein weißes Wanderschild nach links (Südwesten) zu: „Fereinsalm“ und „Galgenstangenjoch“.
Nun gibt es zwei Möglichkeiten zur Grafenherberge:
Zunächst der (längere) „Normalweg“. Hierzu folge man der o.g. Ausschilderung nach links. Nun die Hänge oberhalb des Fermersbachs in südwestlicher Richtung zunächst auf einem Ziehweg (netter old fashioned "Gloaßenweg“) und dann nach dessen Ende auf stets deutlichem, einfachen Wanderweg in Richtung Brandlalm (und letztlich der Fereinsalm) queren, bis plötzlich ein auf den Weiterweg verweisendes, weißes Schild: „Fereinsalm“ auf einen unbeschildert nach rechts (Nordosten abzweigenden Weg in Richtung Grafenherberge aufmerksam macht. Dieser Weg ist von seiner Breite und Charakteristik her fast ein Reitweg, wofür die historische Bezeichnung des Ziels, der "Grafen"-Herberge, durchaus sprechen könnte.
Ich habe diesmal in Paindl gesucht, gefunden und auf einem alten Steig zur Grafenherberge abgekürzt: vom Schild in Paindl folge ich nur etwa 150 m der o.g. Ausschilderung nach links und nehme dann gleich einen steilen Karrenweg nach rechts - an der Stelle steht gegenüber ein (niedriger) Hochsitz. Der Karrenweg, mit dem der alte, in den Karten noch verzeichnete Steig von Paindl zur Grafenherberge überbaut wurde, flacht schließlich nach Süden aus und endet nach einem (hohen) Hochsitz abrupt. Ich habe herumgesucht und schließlich vor dem Hochsitz (dort, wo der Karrenweg schon flach ist) nach rechts den oberen Teil des alten Steigs gefunden. Man muß vom Karrenweg aus allerdings schon etwas genauer schauen!
Dieser Pfad ist nun in der Folge stets deutlich aufzufinden und steigt kurvig an, bis an einer doppelstämmigen Buche von links der „Normalweg“ heraufkommt. Von dieser Kreuzung geht dann es in vielen sanften Serpentinen zur Grafenherberge hinauf.
[Gegenrichtung: von der Grafenherberge kommend für die Abkürzung nach Paindl auf dem alten Steig: nach der letzten Serpentine (danach quert der „Normalweg“ schnurstracks nach Südwesten hinab) zweigt an einer doppelstämmigen, großen Buche mit einer kleinen Buche davor, der Steig nach Paindl links ab]
Das Galgenstangenjoch (1670 m)...
erreicht man, indem man von der Almfläche der Grafenherberge, wo sich das Wegerl zum Galgenstangenkopf verliert, ein paar Schritte nach Norden über Waldwiesen zu einer Viehtränke geht: etwas oberhalb von ihr findet man den Steig wieder, der sofort in den Wald führt. Nach etwa 150 Hm Pfadserpentinen verlasse ich den Pfad und gehe weglos nach rechts über freie Wiesen zum Galgenstangenjoch hinauf. Dort schöne und nahe Blicke in' s Isar- und Rißtal- ein kleiner Abstecher, der sich lohnt!
Zum Galgenstangenkopf (1806 m) hat man nun die Wahl: entweder geht man durch alte, ein wenig verwachsene Latschengassen direkt am Grat weiter oder direkt unterhalb bequemer auf dem Steig.
Der Weiterweg am Grat bis zum Soiernhaus:
Der Gratübergang bis zur Gumpenkarspitze ist landschaftlich absolut top! Wer das Karwendel liebt und sich an ihm nicht sattsehen kann, der ist hier mit immer wieder wechselnden Perspektiven und Stimmungen richtig aufgehoben. Genaue Beschreibungen des langen Übergangs gibt es (siehe unten) zuhauf, deshalb hierzu in diesem Bericht nur ein paar Bilder, die hoffentlich etwas von der Schönheit dieses Übergangs erahnen lassen.
Zum Soiernhaus noch ein Wort: Die Wirtsleute sind nett und kennen sich in ihrer Gegend aus (das ist ja auch nicht immer der Fall). Die Speisekarte ist auf zwei bis drei Hauptgerichte beschränkt, aber das, was dann gekocht wird, schmeckt! Ich kann Spinatknödel mit Rosmarinbutter und Salat empfehlen- super!
Einziges Manko dieser netten Hütte: die durchweg unbequemen und sehr schlecht belüfteten Lager. Teilweise sind die stickigen Schlafplätze auch platzsparend unter Dachschrägen gequetscht und für Wanderer über 170 cm Körpergröße quälend eng. Aber dafür sind nicht die Wirtsleute, sondern die Sektion Hochland des AV verantwortlich...
Gut fand ich dagegen wieder den strikten Schankschluß um 22.00 Uhr und das frühe Frühstück um 7:00 Uhr. Der Übernachtungspreis ist moderat: lächerliche € 10,00 (für AV- Mitglieder).
Am nächsten Tag nehme ich auf dem Abstieg zur Fischbachalm noch vom landschaftlich sehr beeindruckenden Lakaiensteig das Gamsschartl mit, weil es mich einfach interessiert. Hierzu gibt es bisher im AV-Führer 2005 nämlich nur eine sehr dürre Abstiegsbeschreibung: "Von der Scharte über Geröll und steile Grashänge hinab zum Lakaiensteig". Tatsächlich ist vom Gamsschartl die beste Abstiegsroute hinunter viel besser auszumachen als vom Lakaiensteig die unübersichtlichen Latschenhänge und Rinnen zum Schartl hinauf zu beurteilen sind.
Ich habe vom Lakaiensteig aus etwas herumgesucht und schließlich eine sehr bequeme Anstiegsvariante auf' s Schartl gefunden: ohne Latschenkampf und in gut gestuftem, steilen Gras. Das Ganze war (in der optimierten Variante des Abstiegs) an keiner Stelle schwieriger als T3+. Dieser Zugang zum Gamsschartl vom Soiernhaus über den Lakaiensteig könnte vielleicht auch eine nützliche Zusatzinformation zu dem von algi beschriebenen Gratübergang von der Schöttelkarspitze zum Ochsenstaffel sein.
Ausgangspunkt zum Gamsschartl ist der Zusammenfluß dreier Gräben zum eigentlichen Fischbach in einer breiten, flachen Furt, die sich der Lakaiensteig in einer langen Spitzkehre nach Westen zunutze macht. Ich habe mich umgesehen und der mittlere, breiteste der drei Bachgräben war für den Aufstieg zum Schartl der vielversprechendste.
Direkt von der flachen Furt geht es schottrig über besagten, mittleren Graben hinweg auf die Böschung rechts (nördlich) oberhalb von ihm. Nun direkt an der grasigen Böschungskante (der mittlere Graben bleibt stets links unterhalb) oder auch gelegentlich in bequeme Latschengassen nach rechts ausweichend, nach Westen ansteigen.
Oberhalb einer Steilstufe flacht der mittlere Graben aus und ich kann über ihn hinweg den günstigsten Weiterweg sehen: auf der anderen, südlichen Seite des mittleren Grabens, befinden sich oberhalb einer nur strichweise zugewachsenen Latschenzone vollkommen freie Wiesen fast bis zum Gamsschartl hinauf.
Ich gehe also über die flache Bachfurt auf die südliche Seite des mittleren Grabens und finde dort wie erwartet, gute, freie Gassen durch die Krüppelkiefern. Hier bestätigen zwei an Zweigen hängende, verwaschen- rot-weiße Plastikfähnchen die Wahl meines Anstiegs. Ich stelle mir für den Abstieg zusätzlich noch zwei Steinmänner hin. Schnell erreiche ich die freien Wiesen oberhalb der Latschen. Landmarke für den weiteren Anstieg ist nun ein unverkennbarer, auf einem Latschenfelsen wachsender, solitärer Vogelbeerbaum etwas links unterhalb der Gamsscharte. Natürlich habe ich mich von diesem romantischen und schattigen Brotzeitplatz verführen lassen und habe es mir dadurch unterhalb der Felsen und oberhalb einiger steiler Rinnentrichter zum Gamsschartl hinauf unnötig schwergemacht: ein Verhauer (T5).
Viel besser (ich bin dann so abgestiegen) wäre es gewesen etwa 50 Hm unterhalb des Vogelbeerbaums den nach oben hin ausfasernden, mittleren Graben noch ein letztes Mal nach rechts (Norden) zu queren, bis (das ist genau zu erkennen) das Gamsschartl über Gras und Schrofen leicht erreicht werden kann.
Das Gamsschartl: ein schöner Abstecher mit schönen Aussichten auf Krapfen- und Gumpenkarspitze und auf das Isartal mit dem Estergebirge daüber.
Nach Norden, zu den Plüschköpfen hin, gibt es vom Schartl Pfadspuren zu einem steilen Felswandl mit einer Eisenkrampe und einer Leiter. Sogar der Weiterweg auf einem oberhalb des Wandls nach links (Nordwesten) querenden Felsband ist (dem Anschein nach ganz neu) gesichtert.
In der anderen Richtung, nach Süden, zum P. 1984 und der Schöttelkarspitze, gibt es den von unten unübersichtlichen Grat hinauf ebenfalls Pfadspuren und einen Steinmann.
Der Abschluß der Tour erfolgte nach dem schönen Lakaiensteig auf der gerade noch geöffneten, netten Fischbachalm und nach einem ermüdenden Forststraßenhatscher in Wallgau.
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Die Namen der Gipfel sind sind in diesem Gebiet teilweise sehr widersprüchlich, dazu noch ein paar Bemerkungen:
Das Galgenstangenjoch ist zwar einmal in Paindl so ausgeschildert, der Steig führt tatsächlich aber zum Galgenstangenkopf hinauf - vielleicht ist mit Galgenstangen-"Joch" hier summarisch der obere Teil der aus dem Rißtal kommenden Gratschneide gemeint. Der Karwendelführer 2005 bezeichnet einen viel weiter unterhalb liegenden P. 1435 als Galgenstangenjoch, dies fand ich, so wie der Schriftzug in der AV-Karte liegt, nicht schlüssig - ich habe mich deshalb bei seiner Eintragung als Wegpunkt für den ebenfalls in der Karte angegebenen P. 1670 entschieden.
Komplizierter wird es bei den in Karten und Führern widersprüchlich und verwirrend angegebenen Namen und Höhen der Gipfel des Gratübergangs von der Schöttelkarspitze über den P. 1984 zum Gamsschartl hinab und zu den Plüschköpfen P. 1902 und P. 1907 wieder hinauf.
Was ist hier klar?
Die Schöttelkarspitze (2050 m) im Süden und der Ochsenstaffel (1871 m) im Norden. sind unstrittig nach Namen und Höhe übereinstimmend so bezeichnet.
Das vom Namen her ebenfalls unstrittige Gamsschartl (geschätzt 1810 m) dazwischen ist in jedem Fall die niedrigste Einsenkung des ganzen Gratübergangs.
Ebenfalls unstrittig sind weitere Höhenangaben: Zwischen der Schöttelkarspitze und dem Gamsschartl befindet sich als höchster einiger Zwischenerhebungen laut Karten der P. 1984. Und nördlich des Gamsschartls sind vor dem Ochsenstaffel noch zwei Zwischenhöhen in der Karte verzeichnet: P. 1902 und P. 1907. Deren Name scheint auch ganz klar zu sein: laut den Wirtsleuten vom Soiernhaus (einheimische Bergsteiger) heißen seit alters her die P. 1902 und 1907 nördlich des Gamsschartls Plüschköpfe (ausgesprochen allerdings: "Blierschkepf". Als Plüschköpfe stehen sie auch noch im alten AV-Führer (1951).
Nun zu den Unklarheiten:
Auffällig sind vor allem die etwas ominösen "Schöttelköpfe", die man (ohne Höhenangabe) laut altem (1951) AV-Führer von der Schöttelkarspitze zum Gamsschartl überschreiten soll.
In den AV-Karten ist nun verwirrenderweise ebenfalls ein "Schöttelkopf" (1902 m) angegeben, aber nur auf der anderen (nördlichen) Seite des Schartls, also dort, wo sich eigentlich die Plüschköpfe (1902 und 1907) befinden, die der alte AV-Führer (im Gegensatz zum neuen Führer) noch erwähnt.
In der Beschreibung des neuen AV-Führers (2005) haben die ominösen "Schöttelköpfe" unmittelbar nördlich der Schöttelkarspitze sogar zu allem Überfluss auch noch mit 1902 m eine der Höhen der im Führer ansonsten gar nicht mehr erwähnten Plüschköpfe verpasst bekommen, was jedenfalls falsch sein muß, denn als Höhe irgenwelcher nördlich des Gamsschartls liegender "Schöttelköpfe" käme einzig der P. 1084 in Frage.
Hier stimmt vieles nicht: Ominöse"Schöttelköpfe" mit falscher Höhe südlich des Gamsschartls in den Führerbeschreibungen ohne jegliche Entsprechung in den Karten und nördlich des Schartls anstelle der eigentlich richtigen Plüschköpfe (1902 und 1907) ein "Schöttelkopf" in der Karte und im Bayernatlas, der wiederum in den AV-Führern nicht erwähnt wird.
Vielleicht liegt der Hund in einem Fehler der Beschreibung des alten Führers (1951) begraben, denn dieser gibt unterhalb der "Schöttelköpfe" auf der Südseite des Gamsschartls einen 5 m hohen Abbruch an, der sich aber eindeutig (mittlerweile steht dort auch eine Leiter) in seinem Norden befindet.
Vielleicht war dieser "Richtungsdreher" Ausgangspunkt der widersprüchlichen und falschen Angaben sowohl in Karten also auch im aktuellen Führer und hat ganz nebenbei Zug um Zug die "Blierschkepf" (Plüschköpfe) aus Karte und Führer getilgt. Ganz getilgt? Nicht ganz, denn die Blierschkepf sind immerhin noch einmal, wohl der Lektüre des AV-Führers von 1951 folgend, von algi (als quasi musealer) Hikr-Wegpunkt auf der Nordseite des Schartls als "Plüschköpfe" eingetragen worden. Analog zur aktuellen AV-Karte und dem Bayernatlas gibt es, von gero eingtragen, hier allerdings noch einen obligatorischen "Schöttelkopf" obendrauf.
Die Wegbeschreibung:
P. siehe „Anfahrt“. Dort befindet sich mittlerweile kein gelbes Wanderschild mehr, da der AV-Weg Nr. 350 „offiziell“ nicht mehr unterhalten wird (aber es gibt ihn noch). Die Forststraße führt über den Rißbach, gleich danach bleibt eine breite Straße zur Möslalm rechts liegen. Nach wenigen Minuten bietet sich vom Wald aus ein beeindruckender Blick auf das Rißtal und das Einlaufbecken des Rißbachstollens. Gleich danach verlasse ich die Straße nach rechts und nehme als Abkürzung den auch in der Karte angegebenen, überwachsenen, alten Fahrweg nach rechts zu den Häusern von Paindl. Diese Hausgruppe wird (nur) im AV-Führer als „Paindl-Alm“ bezeichnet. Tatsächlich sind es aufwendig gebaute und schöne Jagdhütten oder Forsthäuser (wohl "Gründerzeit", also etwa um 1890 n. Chr. n), die inzwischen u.a. als Alm-Niederleger genutzt werden. Direkt vor dem Gatter von Paindl („Privatbesitz – Zutritt verboten“) ein weißes Wanderschild nach links (Südwesten) zu: „Fereinsalm“ und „Galgenstangenjoch“.
Nun gibt es zwei Möglichkeiten zur Grafenherberge:
Zunächst der (längere) „Normalweg“. Hierzu folge man der o.g. Ausschilderung nach links. Nun die Hänge oberhalb des Fermersbachs in südwestlicher Richtung zunächst auf einem Ziehweg (netter old fashioned "Gloaßenweg“) und dann nach dessen Ende auf stets deutlichem, einfachen Wanderweg in Richtung Brandlalm (und letztlich der Fereinsalm) queren, bis plötzlich ein auf den Weiterweg verweisendes, weißes Schild: „Fereinsalm“ auf einen unbeschildert nach rechts (Nordosten abzweigenden Weg in Richtung Grafenherberge aufmerksam macht. Dieser Weg ist von seiner Breite und Charakteristik her fast ein Reitweg, wofür die historische Bezeichnung des Ziels, der "Grafen"-Herberge, durchaus sprechen könnte.
Ich habe diesmal in Paindl gesucht, gefunden und auf einem alten Steig zur Grafenherberge abgekürzt: vom Schild in Paindl folge ich nur etwa 150 m der o.g. Ausschilderung nach links und nehme dann gleich einen steilen Karrenweg nach rechts - an der Stelle steht gegenüber ein (niedriger) Hochsitz. Der Karrenweg, mit dem der alte, in den Karten noch verzeichnete Steig von Paindl zur Grafenherberge überbaut wurde, flacht schließlich nach Süden aus und endet nach einem (hohen) Hochsitz abrupt. Ich habe herumgesucht und schließlich vor dem Hochsitz (dort, wo der Karrenweg schon flach ist) nach rechts den oberen Teil des alten Steigs gefunden. Man muß vom Karrenweg aus allerdings schon etwas genauer schauen!
Dieser Pfad ist nun in der Folge stets deutlich aufzufinden und steigt kurvig an, bis an einer doppelstämmigen Buche von links der „Normalweg“ heraufkommt. Von dieser Kreuzung geht dann es in vielen sanften Serpentinen zur Grafenherberge hinauf.
[Gegenrichtung: von der Grafenherberge kommend für die Abkürzung nach Paindl auf dem alten Steig: nach der letzten Serpentine (danach quert der „Normalweg“ schnurstracks nach Südwesten hinab) zweigt an einer doppelstämmigen, großen Buche mit einer kleinen Buche davor, der Steig nach Paindl links ab]
Das Galgenstangenjoch (1670 m)...
erreicht man, indem man von der Almfläche der Grafenherberge, wo sich das Wegerl zum Galgenstangenkopf verliert, ein paar Schritte nach Norden über Waldwiesen zu einer Viehtränke geht: etwas oberhalb von ihr findet man den Steig wieder, der sofort in den Wald führt. Nach etwa 150 Hm Pfadserpentinen verlasse ich den Pfad und gehe weglos nach rechts über freie Wiesen zum Galgenstangenjoch hinauf. Dort schöne und nahe Blicke in' s Isar- und Rißtal- ein kleiner Abstecher, der sich lohnt!
Zum Galgenstangenkopf (1806 m) hat man nun die Wahl: entweder geht man durch alte, ein wenig verwachsene Latschengassen direkt am Grat weiter oder direkt unterhalb bequemer auf dem Steig.
Der Weiterweg am Grat bis zum Soiernhaus:
Der Gratübergang bis zur Gumpenkarspitze ist landschaftlich absolut top! Wer das Karwendel liebt und sich an ihm nicht sattsehen kann, der ist hier mit immer wieder wechselnden Perspektiven und Stimmungen richtig aufgehoben. Genaue Beschreibungen des langen Übergangs gibt es (siehe unten) zuhauf, deshalb hierzu in diesem Bericht nur ein paar Bilder, die hoffentlich etwas von der Schönheit dieses Übergangs erahnen lassen.
Zum Soiernhaus noch ein Wort: Die Wirtsleute sind nett und kennen sich in ihrer Gegend aus (das ist ja auch nicht immer der Fall). Die Speisekarte ist auf zwei bis drei Hauptgerichte beschränkt, aber das, was dann gekocht wird, schmeckt! Ich kann Spinatknödel mit Rosmarinbutter und Salat empfehlen- super!
Einziges Manko dieser netten Hütte: die durchweg unbequemen und sehr schlecht belüfteten Lager. Teilweise sind die stickigen Schlafplätze auch platzsparend unter Dachschrägen gequetscht und für Wanderer über 170 cm Körpergröße quälend eng. Aber dafür sind nicht die Wirtsleute, sondern die Sektion Hochland des AV verantwortlich...
Gut fand ich dagegen wieder den strikten Schankschluß um 22.00 Uhr und das frühe Frühstück um 7:00 Uhr. Der Übernachtungspreis ist moderat: lächerliche € 10,00 (für AV- Mitglieder).
Am nächsten Tag nehme ich auf dem Abstieg zur Fischbachalm noch vom landschaftlich sehr beeindruckenden Lakaiensteig das Gamsschartl mit, weil es mich einfach interessiert. Hierzu gibt es bisher im AV-Führer 2005 nämlich nur eine sehr dürre Abstiegsbeschreibung: "Von der Scharte über Geröll und steile Grashänge hinab zum Lakaiensteig". Tatsächlich ist vom Gamsschartl die beste Abstiegsroute hinunter viel besser auszumachen als vom Lakaiensteig die unübersichtlichen Latschenhänge und Rinnen zum Schartl hinauf zu beurteilen sind.
Ich habe vom Lakaiensteig aus etwas herumgesucht und schließlich eine sehr bequeme Anstiegsvariante auf' s Schartl gefunden: ohne Latschenkampf und in gut gestuftem, steilen Gras. Das Ganze war (in der optimierten Variante des Abstiegs) an keiner Stelle schwieriger als T3+. Dieser Zugang zum Gamsschartl vom Soiernhaus über den Lakaiensteig könnte vielleicht auch eine nützliche Zusatzinformation zu dem von algi beschriebenen Gratübergang von der Schöttelkarspitze zum Ochsenstaffel sein.
Ausgangspunkt zum Gamsschartl ist der Zusammenfluß dreier Gräben zum eigentlichen Fischbach in einer breiten, flachen Furt, die sich der Lakaiensteig in einer langen Spitzkehre nach Westen zunutze macht. Ich habe mich umgesehen und der mittlere, breiteste der drei Bachgräben war für den Aufstieg zum Schartl der vielversprechendste.
Direkt von der flachen Furt geht es schottrig über besagten, mittleren Graben hinweg auf die Böschung rechts (nördlich) oberhalb von ihm. Nun direkt an der grasigen Böschungskante (der mittlere Graben bleibt stets links unterhalb) oder auch gelegentlich in bequeme Latschengassen nach rechts ausweichend, nach Westen ansteigen.
Oberhalb einer Steilstufe flacht der mittlere Graben aus und ich kann über ihn hinweg den günstigsten Weiterweg sehen: auf der anderen, südlichen Seite des mittleren Grabens, befinden sich oberhalb einer nur strichweise zugewachsenen Latschenzone vollkommen freie Wiesen fast bis zum Gamsschartl hinauf.
Ich gehe also über die flache Bachfurt auf die südliche Seite des mittleren Grabens und finde dort wie erwartet, gute, freie Gassen durch die Krüppelkiefern. Hier bestätigen zwei an Zweigen hängende, verwaschen- rot-weiße Plastikfähnchen die Wahl meines Anstiegs. Ich stelle mir für den Abstieg zusätzlich noch zwei Steinmänner hin. Schnell erreiche ich die freien Wiesen oberhalb der Latschen. Landmarke für den weiteren Anstieg ist nun ein unverkennbarer, auf einem Latschenfelsen wachsender, solitärer Vogelbeerbaum etwas links unterhalb der Gamsscharte. Natürlich habe ich mich von diesem romantischen und schattigen Brotzeitplatz verführen lassen und habe es mir dadurch unterhalb der Felsen und oberhalb einiger steiler Rinnentrichter zum Gamsschartl hinauf unnötig schwergemacht: ein Verhauer (T5).
Viel besser (ich bin dann so abgestiegen) wäre es gewesen etwa 50 Hm unterhalb des Vogelbeerbaums den nach oben hin ausfasernden, mittleren Graben noch ein letztes Mal nach rechts (Norden) zu queren, bis (das ist genau zu erkennen) das Gamsschartl über Gras und Schrofen leicht erreicht werden kann.
Das Gamsschartl: ein schöner Abstecher mit schönen Aussichten auf Krapfen- und Gumpenkarspitze und auf das Isartal mit dem Estergebirge daüber.
Nach Norden, zu den Plüschköpfen hin, gibt es vom Schartl Pfadspuren zu einem steilen Felswandl mit einer Eisenkrampe und einer Leiter. Sogar der Weiterweg auf einem oberhalb des Wandls nach links (Nordwesten) querenden Felsband ist (dem Anschein nach ganz neu) gesichtert.
In der anderen Richtung, nach Süden, zum P. 1984 und der Schöttelkarspitze, gibt es den von unten unübersichtlichen Grat hinauf ebenfalls Pfadspuren und einen Steinmann.
Der Abschluß der Tour erfolgte nach dem schönen Lakaiensteig auf der gerade noch geöffneten, netten Fischbachalm und nach einem ermüdenden Forststraßenhatscher in Wallgau.
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Die Namen der Gipfel sind sind in diesem Gebiet teilweise sehr widersprüchlich, dazu noch ein paar Bemerkungen:
Das Galgenstangenjoch ist zwar einmal in Paindl so ausgeschildert, der Steig führt tatsächlich aber zum Galgenstangenkopf hinauf - vielleicht ist mit Galgenstangen-"Joch" hier summarisch der obere Teil der aus dem Rißtal kommenden Gratschneide gemeint. Der Karwendelführer 2005 bezeichnet einen viel weiter unterhalb liegenden P. 1435 als Galgenstangenjoch, dies fand ich, so wie der Schriftzug in der AV-Karte liegt, nicht schlüssig - ich habe mich deshalb bei seiner Eintragung als Wegpunkt für den ebenfalls in der Karte angegebenen P. 1670 entschieden.
Komplizierter wird es bei den in Karten und Führern widersprüchlich und verwirrend angegebenen Namen und Höhen der Gipfel des Gratübergangs von der Schöttelkarspitze über den P. 1984 zum Gamsschartl hinab und zu den Plüschköpfen P. 1902 und P. 1907 wieder hinauf.
Was ist hier klar?
Die Schöttelkarspitze (2050 m) im Süden und der Ochsenstaffel (1871 m) im Norden. sind unstrittig nach Namen und Höhe übereinstimmend so bezeichnet.
Das vom Namen her ebenfalls unstrittige Gamsschartl (geschätzt 1810 m) dazwischen ist in jedem Fall die niedrigste Einsenkung des ganzen Gratübergangs.
Ebenfalls unstrittig sind weitere Höhenangaben: Zwischen der Schöttelkarspitze und dem Gamsschartl befindet sich als höchster einiger Zwischenerhebungen laut Karten der P. 1984. Und nördlich des Gamsschartls sind vor dem Ochsenstaffel noch zwei Zwischenhöhen in der Karte verzeichnet: P. 1902 und P. 1907. Deren Name scheint auch ganz klar zu sein: laut den Wirtsleuten vom Soiernhaus (einheimische Bergsteiger) heißen seit alters her die P. 1902 und 1907 nördlich des Gamsschartls Plüschköpfe (ausgesprochen allerdings: "Blierschkepf". Als Plüschköpfe stehen sie auch noch im alten AV-Führer (1951).
Nun zu den Unklarheiten:
Auffällig sind vor allem die etwas ominösen "Schöttelköpfe", die man (ohne Höhenangabe) laut altem (1951) AV-Führer von der Schöttelkarspitze zum Gamsschartl überschreiten soll.
In den AV-Karten ist nun verwirrenderweise ebenfalls ein "Schöttelkopf" (1902 m) angegeben, aber nur auf der anderen (nördlichen) Seite des Schartls, also dort, wo sich eigentlich die Plüschköpfe (1902 und 1907) befinden, die der alte AV-Führer (im Gegensatz zum neuen Führer) noch erwähnt.
In der Beschreibung des neuen AV-Führers (2005) haben die ominösen "Schöttelköpfe" unmittelbar nördlich der Schöttelkarspitze sogar zu allem Überfluss auch noch mit 1902 m eine der Höhen der im Führer ansonsten gar nicht mehr erwähnten Plüschköpfe verpasst bekommen, was jedenfalls falsch sein muß, denn als Höhe irgenwelcher nördlich des Gamsschartls liegender "Schöttelköpfe" käme einzig der P. 1084 in Frage.
Hier stimmt vieles nicht: Ominöse"Schöttelköpfe" mit falscher Höhe südlich des Gamsschartls in den Führerbeschreibungen ohne jegliche Entsprechung in den Karten und nördlich des Schartls anstelle der eigentlich richtigen Plüschköpfe (1902 und 1907) ein "Schöttelkopf" in der Karte und im Bayernatlas, der wiederum in den AV-Führern nicht erwähnt wird.
Vielleicht liegt der Hund in einem Fehler der Beschreibung des alten Führers (1951) begraben, denn dieser gibt unterhalb der "Schöttelköpfe" auf der Südseite des Gamsschartls einen 5 m hohen Abbruch an, der sich aber eindeutig (mittlerweile steht dort auch eine Leiter) in seinem Norden befindet.
Vielleicht war dieser "Richtungsdreher" Ausgangspunkt der widersprüchlichen und falschen Angaben sowohl in Karten also auch im aktuellen Führer und hat ganz nebenbei Zug um Zug die "Blierschkepf" (Plüschköpfe) aus Karte und Führer getilgt. Ganz getilgt? Nicht ganz, denn die Blierschkepf sind immerhin noch einmal, wohl der Lektüre des AV-Führers von 1951 folgend, von algi (als quasi musealer) Hikr-Wegpunkt auf der Nordseite des Schartls als "Plüschköpfe" eingetragen worden. Analog zur aktuellen AV-Karte und dem Bayernatlas gibt es, von gero eingtragen, hier allerdings noch einen obligatorischen "Schöttelkopf" obendrauf.
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