Isteiner Klotz


Publiziert von HanSolo74 , 7. Juli 2018 um 12:03.

Region: Welt » Deutschland » Alpenvorland
Tour Datum: 8 Juni 2018
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Zeitbedarf: 3:15
Aufstieg: 120 m
Abstieg: 120 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ITINERAR: Zürich HB - Basel Bad Bhf. - Istein - Isteiner Klotz
Kartennummer:8311 Lörrach Topografische Karte im Massstab 1:25000

Oberjurassiches Korallenriff - Südwestdeutschland

Isteiner Klotz mit Schiff

Beschreibung:
Der Ort Istein liegt östlich des Rheins, 10 Kilometer nördlich von Basel, im Bereich einer alten Rheinschlinge. Ein Relikt aus der Erdgeschichte die Weissjura-Felsformation (Riffgesteine aus Korallenkalk) liegt, vom namensgebenden Felssporn des Isteiner Klotz mit seiner Kapelle im Norden, bis zum Südhang des Schafbergs zwischen Istein und Efringen-Kirchen im Süden, entlang des orographisch rechten Prellhanges der verlassen Flussschlinge.

Wegbeschreibung:
Beim Bahnhof Istein von Basel kommend geht's einige Schritte zurück in Richtung Zementwerk, dort ist eine der drei Unterführungen der Geleise und gleich das Strässchen welches ins Dorf Istein oder in die Reben führt. Dem Weg zur Kirche folgend, dann leicht ansteigend in den Rebberg. Unterwegs belgeiten Tafeln, die über die Einzigartigkeit dieser Gegend aufmerksam machen. Bald ist man im kühlen Wald und auch bald auf dem Isteiner Klotz 328 m.ü.M. dort gibt's einladend ein Tisch und Bänke die zum Rast und Ausblick in die Rheinebene einlalden. Hier kann man dem Pfad zu den Trümmern derFestungsanlage folgen. Hierbei handelt es sich um ein Bunker- und Stolllensystem. Die strategisch günstige Grenzlage zu Frankreich ist der Grund warum schon ab 1902 Festungen und Bunker errichtet wurden. Diese entstandenen Anlagen der Oberrheinbefestigung sind Bestand des Westwalls. Die Hauptanlage befindet sich im Felsen unterirdisch. Kampfstände, ein langes System von Hohlgängen sind mit Treppen und Fahrstühlen untereinander verbunden. Zur Artilleriebeobachtung wurde eine 105 Tonnen schwere Panzerkuppel gebaut. In unmittelbarerer Nachbarschaft befindet sich das einzigartige Sanitätsdepot der Bundeswehr, welches mit grossem finanziellem und bergmännischem Aufwand neu erstellt wurde. 2006 wurde das Lager stillgelegt. Richtung Sportplätze Huttingen, im weiten Bogen gelangt man in die Westhänge des Klotz, von hier hat man das Rheinland mit dem Umland der Stadt Mulhouse, die burgundische Pforte und die höchsten Berge der Vogesen in Sicht. Geologisch ist die in Richtung Südwest-Nordost verlaufende Pforte als Übergangszone zwischen Oberrhein- und Bressgraben Teil des Grabensystems der Mittelmeer-Mjösen-Zone.
Der Rundwanderweg abschliessend findet man sich wieder beim Hermann Schäfer Stein, diesmal weiter zum Friedhof. Vom 17. zum 19. Jahrhundert war Istein ein Fischer- und Lotsendorf. Heute zeugen nur noch das Ortswappen (Bild 1), und die Wasserstandsmarkierung am westlichen Felsvorsprungs des Klotzes, im Volksmund das "Schiff" genannt und Landschaftsdarstellungen vor der Rheinkorrektur davon (Bild 2).
Der markante Klotzenfelsen nordwestlich von Istein wir von Kalkgesteinen aufgebaut, korallenreichen, massigen, sowie schwach gebankten Kalken und Kieselknollen und Jaspisvorkommen (Korallenkalk-Formation). In den Felswänden sind Nischen und Höhlungen, die "Balmen", vorhanden, die von einem früheren Rhein in höherem Niveau ausgewaschen worden sind und in denen  Menschen der Mittelsteinsteit Schutz fanden. Der Klotzen erhebt sich rund 93 Meter über der Niederterrasse des Rheins. Sein unterster Sporn zeigt eine ausgeprägte glattgeschliffene Hohlkehle, das so genannte "Schiff". Diese Hohlkehle wurde vom Rhein ausgewaschen, als er, vor der Rheinkorrektur durch Tulla ab 1817 direkt an den Fuss des Felsens brandete. Wie schon besagt sind in dieser Hohlkehle Hochwassermarken von Überschwemmungsereignissen der Zeit vor der Rheinbegradigung eingraviert. (Bild 3). (Bild 4)
Der Isteiner Klotz wurde seit 2000 v. Chr. besiedelt. Im 12. Jahrhundert entstand auf dem exponierten Felsen eine größere Burganlage, die schwer zu erreichen war. Von der Anlage haben sich nur wenige Reste erhalten. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Burg von der bereits erwähnten Bunker- und Festungsanlage überbaut. Der Berg ist für die Öffentlichkeit gesperrt. Einige alte Wehrmauern lassen sich noch von der Straße aus erkennen unmittelbar von hier sieht man auch in der jäh aufsteigenden Wand in eine Felsnische gebaut die St. Veitskapelle. Die ursprüngliche Kapelle wurde 1947 durch Sprengungen der französischen Besatzungsmacht am zerstört. Das Gebäude konnte erst 1989 wieder aufgebaut werden. Patron dieser Kapelle ist der heilige Vitus (Veit), der nach der Legende zur Zeit des römischen Kaisers Diokletian lebte und dessen Sohn von der Epilepsie heilte. Da er sich weigerte, den heidnischen Göttern zu opfern und seinen christlichen Glauben zu verleugnen, wurde er vor die Löwen geworfen, damit diese ihn zerfetzten. Die Löwen aber legten sich vor ihm nieder, leckten seine Füße und taten ihm nichts, dann wurde er in einen Topf mit siedendem Öl geworfen. Viele mittelalterliche Darstellungen zeigen den Märtyrer, der als Nothelfer gegen die nach ihm "Veitstanz" genannte Epilepsie angerufen wurde, daher betend in einem Kessel sitzen.
Zurück von der Vitus Grottenkapelle steige ich oberhalb des Friedhofs über das Brockenfeld des Felssturzes. Es gibt ein Durchschlupf auf die andere Seite des Klotzen. Dies auf eigene Verantwortung, es besteht akuter Steinschlag!!!
Auf dem Rückweg zur Bahnstation


Korallenriffe:
Korallenriffe sind komplexe und faszinierende Ökosysteme in der Erdgeschichte. Die Oberjurassischen Korallenriffe können in Vergleich gesetzt werden mit heutigen Riffumwelten und sind zur Rekonstruktion der naturräumlichen Gegebenheiten zur Zeit der Ablagerung geeignet.
Der Obere Jura zählt in Bezug auf das Vorkommen von Korallenriffen zu den bedeutensten Zeitabschnitten in der Erdgeschichte. Im Bereich des ausgedehnten nördlichen Tethysschelfes bildeten sich in dieser Epoche unter gegebenen Bedingungen weitverbreitete Riffkorallen führende Ablagerungen und Riffkörper. Massgeblich für das Riffwachstum steuernden physikalisch-chemischen Faktoren sind:

  • Licht
  • Sedimentation
  • Sauerstoff
  • Temperatur
  • Nährstoffe
  • Salinität
Untergeordnet steuern die Topographie des Meeresbodens, das Substrat und die Lage im Schelfprofil das Riffwachstum.



 


Tourengänger: HanSolo74


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