Kellaspitze (2017 m) in toller und gruselfreier Kraxelei


Publiziert von alpstein , 19. Mai 2018 um 10:34.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechquellengebirge
Tour Datum:18 Mai 2018
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 1040 m
Abstieg: 1040 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:über Ambergtunnel - Ausfahrt Nenzing - Raggal - Marul, großer Wanderparkplatz vis-a-vis der Kirche am Ortseingang
Zufahrt zum Ankunftspunkt:über Ambergtunnel - Ausfahrt Nenzing - (Richtung Damüls) Thüringen - Thüringerberg - Marul
Unterkunftmöglichkeiten:Einkehr: Walserklause in Marul
Kartennummer:map.geo.admin.ch oder VoralbergAtlas (GIS)

Ein Ausflug, der sich wirklich gelohnt hat, führte mich gestern nach Marul (976 m) im Großen Walsertal. Schneemann hat schon mehrfach von der Kellaspitze (2017 m) berichtet. Seinem jüngsten Bericht konnte ich entnehmen, dass der Gipfel schon ohne Schneeprobleme erreichbar ist. Mit insgesamt 10 Berichten ist die Kellaspitze auf HIKR nicht überrepräsentiert. Eine Tatsache, welche angesichts der genussvollen Route und der Gipfelkraxelei nicht recht verständlich ist. Die Kellaspitze am Stafelfedergrat ist der geografische Mittelpunkt Vorarlbergs.

Wie von den Wetterpropheten prophezeit, sollte es nach dem Regen zumindest einen schönen Vormittag geben. So hat mich auch ein fast wolkenloser Himmel über Vorarlberg empfangen. Die Sicht war allerdings wegen der hohen Luftfeuchtigkeit nicht sehr klar. Bei frischen 8 Grad habe ich mich am frühen Morgen am Wanderparkplatz vor dem Ort auf den Weg gemacht. Asphalt- und Wiesenpassagen brachten mich bald einmal nach Ahorn (1190 m), wo der  markierte Pfad dann in das Gelände abbiegt und über blumige Wiesen aufwärts führt. Schön an der ganzen Route ist auch, dass man höchstens 5 Minuten im Wald verbringt, ansonsten aber immer freie Sicht hat.

Kurz vor der Stafelfeder-Alpe (1472 m) trat ich ins Sonnenlicht. Hühner krähten im Stall, ansonsten war aber niemand da. Erst beim Abstieg sah ich, dass die Vorbereitungen für den Alpsommer laufen. Mir bot sich ein prächtiger Blick auf die frisch eingeschneite Schesaplana (2965 m), die sich hinter dem Tiefenseesattel zeigte. Über das Weidegelände setze ich meinen Aufstieg Richtung Bettlerstapfa (1685 m) fort. Auch hier war der Boden zwar patschnass, aber zu keiner Zeit matschig. Am Bettlerstapfa wurde dann auch der Blick  nach Norden Richtung Damülser Berge frei.

Ein kurzes Stück weit ging es nun Richtung Osten flach durch den Wald an den Beginn vom latschen-/legföhrenbestandenen Südwestgrat. Ein schmaler Korridor, weitgehend von Gehölz befreit, führte über abwechslungsreiches Gelände aufwärts. Mal auf , mal dies- und jenseits des Grates. Ab der Mitte waren dann auch plattige Felspassagen zu bewältigen, die teilweise mit Drahtseilen und Trittbügeln versehen waren. Die nasse Kunststoffummantelung bot jedoch nicht den optimalen Halt. Daher zog ich felsige Griffe, wo vorhanden, und Legföhren zum Halten vor. Zum Abstieg holte ich die mit Lederhandflächen versehenen Radlerhandschuhe aus dem Rucksack.

Der alpine Routenabschnitt zog sich länger dahin, als es von unten aussah. Schließlich kam ich an den Gipfel, den ich für mich alleine hatte. Rasch zogen Quellwolken auf und es machte den Anschein, dass es mich nun völlig einnebelt. Während der Gipfelrast frischte aber der Wind auf, der die Wolken um mich herum wieder vertrieb. Die Silvretta und manche Rätikongipfel blieben aber doch in Wolken verborgen. Nach einer halben Stunde Pause machte ich mich an den Abstieg, der im Bereich der alpinen Route schon etwas Vorsicht erfordert. Am Gipfelaufbau kamen mir noch 2 andere Bergwanderer entgegen.

Auf den Alpwiesen oberhalb der Stafelfeder-Alpe gab es seit dem Aufstieg eine wahre Enzian-Explosion. Bekam ich am Morgen nur einzelne Exemplare zu Gesicht, waren es nun hunderte oder gar tausende.  Bei angenehm sommerlichen Verhältnisse kehrte ich schlussendlich noch auf der Terrasse der Walserklause in Marul ein.

Fazit: Die Kellaspitze bietet eine Tour genau in meiner "Kragenweite". Schöne Wiesenpfade werden weiter oben durch felsiges Gelände abgelöst, so dass auch noch etwas Kraxelei mit Handeinsatz erforderlich ist. Beim Schwierigkeitsgrad neige ich dazu, dass T4 eine angemessene Bewertung ist. Wenn der Große Mythen als Referenz für T3 gilt, ist die Einstufung näher beim Vorder Glärnisch (T4) zu wählen. Ausgesetzte Passagen gibt es allerdings nicht, daher T4-.

Route: Marul - Ahorn - Stafelfeder-Alpe - Bettlerstapfa - Kellaspitze

Tourengänger: alpstein


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