Tobel vor der Haustür: Schwarz-, Tanner-, Gubelbächli- und Chängelbach-Tobel


Publiziert von CampoTencia , 14. Mai 2018 um 21:49. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Zürich
Tour Datum:11 Mai 2018
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-ZH   Zürcher Oberland 
Aufstieg: 400 m
Abstieg: 290 m
Kartennummer:1112 Stäfa, 1113 Ricken

Vom Bahnhof Bubikon ist man schnell aus dem Dorf raus und hat gleich das Ritterhaus vor Augen. Erbaut im 12. Jahrhundert, gilt es als die besterhaltene Johanniterkomturei in Europa. Wir schreiten durch den Hof. Der Gewürzgarten ist leider gerade geschlossen, sodass wir den Weg durch den Golfplatz unter die Füsse nehmen. Nach der Unterführung bei der Autobahn muss man gut auf die Beschilderung achten. Wer käme sonst auf die Idee, dass man zwischen den Industriegebäuden der Schwarz durch muss? Eine Treppe führt an den Bach hinunter. Die Schwarz, so heisst der Bach, fliesst direkt an den Industriebauten vorbei und stürzt sich über einen mehrere Meter hohen Nagelfluhgubel hinab. Das grosse, seichte Becken darunter lädt im Sommer Gross und Klein zum Plantschen ein. Die Schwarz fliesst gemächlich zwischen Wiese und Bäumen. Eine natürliche Schwelle aus Nagelfluh zwingt sie wiederum zu einem Sturz, bevor sie sich weiter unten in Rüti in die gezähmte Jona ergiesst. Diese überqueren wir auf einer Holzbrücke und folgen ihr ein Stück weit, um dann über den Härtiplatz die Strasse gegen das Tannertobel zu erreichen.
 
Bei der Multi-Sammelstelle Schnyder herrscht Hochbetrieb. Halb Rüti will seinen Abfall loswerden. Wir bahnen unseren Weg an den Autos vorbei und stehen bald in der Wildnis des Tobels. Links mächtige Nagelfluh, rechts die Jona, die sich nun wilder als in Rüti gibt. Unter einem Wehr wird Wasser in eine Steffturbine zur Stromgewinnung geleitet. Am Wehr selbst sind Rechen montiert, sodass Fische nicht in die Fassung gelangen. Die Vegetation ist üppig und urwaldähnlich. Bemooste Baumstämme am Boden zeigen an, dass hier die Natur sich selbst überlassen bleibt. An einer Flusskrümmung kommen wir zu einer lichten Stelle und das Trassee des Tösstaler Thurbo wird hoch oben sichtbar. In zehn Minuten sollte der Zug aus Wald durchfahren. Diese Zeit warten wir gerne ab, schliesslich ist eine kurze Verpflegungspause nicht zu verachten. Nachdem der Thurbo abgelichtet wurde, ziehen wir weiter und kommen bald an die Stelle, wo der Wanderweg gegen Fägswil ansteigt. Ein schmaler Trampelpfad führt aber weiter der Jona entlang. Wir folgen ihm. Über Nagelfluh und nassen Lehm, immer wieder nach Haltegriffen Ausschau haltend, kommen wir ohne Sturz in den Bach vorwärts und staunen bald über den Anblick, der sich uns bietet: ein rotes Turbinenhaus und ein etwa 20m hoher Giessen in einem riesigen Kessel. Wow! So abgeschieden und so faszinierend. Wir staunen einfach und schauen uns um. Der Giessen führt recht viel Wasser und sieht speziell aus, weil er sich in drei stärkeren Wassersträhnen hinabstürzt. Es tropft vom Gubel und lange Efeuranken hängen frei herab. Ein grosses Nest unter der Gubeldecke führt zwangsläufig zur Frage, welcher grosse Vogel hier wohl gebrütet hat.
 
Zurück beim Wanderweg steigen wir steil gegen Fägswil auf. Eine Treppe mit Holzbalken und ein Geländer geben dem gepflegten Weg eine gute Note. Eine Quartier-Strasse und Fusswege führen ins hübsche Dörfchen, das wir bald auf einer Bewirtschaftungsstrasse in Richtung Batzberg verlassen. In der Höh schauen uns grasende Rinder neugierig an, aber die schwarzen und weissen Schafe fressen ruhig weiter. Bei der Hütte des CVJM setzen wir uns auf die alten Kirchenbänke im Freien und gönnen uns die Mittagspause. Geleistet haben wir ja noch nicht viel, aber Essen mag man fast immer.
 
Leicht ansteigend geht der Weg im Wald hoch. In einer leichten Rechtskurve ist, im Gestrüpp kaum sichtbar, ein schmaler Pfad. Dieser führt in einigen Kurven über Baumwurzeln hinab. Eine umgestürzte Buche schützt wie ein Wächter den Zugang zur Höhle am Gubelbächli. Nur wer sich durchschlängeln kann, wird zugelassen. An einer Nagelfluhwand vorbei, die Füsse auf dem schmalen Wegband vorsichtig aufsetzend, erreichen wir den imposanten Gubel und bleiben ehrfürchtig stehen. Das Gubelbächli, das über die Nagelfluhhöhle fällt, führt kaum Wasser. Zu lange hat es nicht mehr geregnet.
 
Auf einer Waldstrasse geht es weiter, bis wir an ein Riedgebiet kommen. Daneben grasen Kühe und Rinder und bimmeln mit ihren schönen Glocken. Den Hof Batzberg lassen wir rechts liegen und wandern zum Weiler Güntisberg hinunter. Über uns kreisen zwei Rotmilane. Immer wieder scheinen sie einander anzugreifen. Ihr schrilles, langgezogenes Wiiieeh ist gut zu hören. Bei Chängel zweigen wir auf den sog. Echoweg ab, der bald im Wald verschwindet. Aus dem GIS, dem Geografischen Informationssystem des Kt. Zürich wissen wir, dass es im Chängelholz auch einen Gubel hat. Den zu suchen und zu besichtigen ist unsere Absicht, als wir uns umschauend talwärts fortbewegen. Eine schmale Wegspur ist bald gefunden und wir steigen steil ab, bis wir in der Höhle stehen. Sie wirkt imponierend, aber einen Wasserfall gibt es nicht. Die letzten Wochen waren einfach zu trocken.
 
Erst am Chängelbach entlang, dann auf einem Quartiersträsschen nähern wir uns Wald. Der Bus und die Bahn stehen abfahrtsbereit da. Aber in einer Stunde fahren sie ja wieder. Eine gute Ausrede, um draussen vor dem Café den Durst zu löschen.
 
 
>> Unsere Wasser-Touren nach dem Buch <Wasserwunder> von Michel und Ueli Brunner
 

Tourengänger: CampoTencia, Krokus


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