Breitenstein (Chiemgau)


Publiziert von Hyperion , 9. April 2018 um 21:59.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Chiemgauer Alpen
Tour Datum:27 März 2018
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT4 - Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Aufstieg: 950 m
Abstieg: 950 m
Strecke:16,8 km

***
Servus liebe Hikr-Gemeinde, seit mehreren Jahren informiere ich mich auf Hikr.org über Bergsporttouren. Die meisten Touren, die ich bislang gemacht hab, sind allerdings meist schon mehrfach hier in diesem Web beschrieben gewesen; net selten in besserer Art und Weise, als ich es könnte. Doch diesmal sollte es anders sein, und zu meinem Debüt schreib ich hiermit einen Schneeschuhtourenbericht über den Breitenstein im Chiemgau. Hoffentlich gefällt er euch.
 
Mit einer guten Freundin hab ich einen Kurzurlaub im Bergsteigerdorf Sachrang gebucht. Leider war sie am Anreisetag stark erkältet. Da habe ich mir gedacht: das fängt ja schon gut an! Also lässt man den Anreisetag erstmal gut sein, und schont sich für den zweiten Tag.
***

Zweiter Tag, 27. März 2018: die Erkältung meiner Freundin hat gottseidank nachgelassen. Ein frühmorgendlicher Blick aus dem Fenster zeigt a bissle Neuschnee, der aber schon bald in leichten Schneeregen und Nebel umschlägt.
 
Nach ausgiebigem Frühstück geht's los. Die geräumte Forststraße steigt nur recht gemächlich an. Es sind frische Fahrspuren eines Schneemobils zu sehen. Auf dem ganzen Weg bis zur Priener Hütte begegnen uns lediglich zwei Frauen, die uns beim Aufstieg überholt haben. Aber wegen der Erkältung gehen wir lieber langsam voran.
 
Der Weg führt vorbei an einem Schlittendepot, gleich neben einer Diensthütte. Zwischendrin gibt's ein paar wenige schöne Tiefblicke ins Priental, aber die meiste Zeit sind wir von verschneitem Wald umgeben.
 
Der Himmel klart allmählich auf. Im Bereich der Talalm lichtet sich auch der Wald. Entlang von Wiesen ist ein erster Weitblick möglich, etwa zum Wendelstein und Richtung Wirtsalpkopf.
Schon bald danach ist auch die Niederkaseralm zu sehen. Ein erster, kleiner namenloser Hügelgipfel mit Kreuz neben der Niederkaseralm ist das erste Tagesziel. Und es folgt eine Einkehr in die Priener Hütte gleich nebenan. Dort treffen wir wieder auch die beiden Frauen wieder, die uns vor einiger Zeit überholt haben. Zwei weitere Familien vergnügen sich mit Schlittenfahren von der Priener Hütte herunter bis zur Zufahrtstraße. Sonst sind keine weiteren Gäste unterwegs. Bis hierher: Schwierigkeitsgrad WT1.
 
Meine Freundin hat sich entschieden, auf der Hütte zu bleiben. Die Priener Hütte war als Minimalziel für den heutigen Tag vorgesehen. Eigentlich war eher eine größere Tour geplant; zum Geigelstein und/oder Breitenstein. Der erkältungsbedingt späte Start und die langsame Schneeschuhwanderung bisher haben den Nachmittag ist schon weit voranrücken lassen.
Ich frage den Hüttenwirt nach den aktuellen Verhältnissen auf den beiden Gipfeln, aber der Wirt hat nur gemeint, dass von dieser Seite aus seit zwei Tagen kein Gast mehr auf den Geigelstein gestiegen sei, und auf den Breitenstein schon länger nicht mehr. Die kämen z. Zt. eher von der Ostseite, also von Schleching aus, mit Tourenschi auf den Geigelstein.
 
Es ist jetzt 16 Uhr. Nun, die Schneeverhältnisse erscheinen noch günstig. Da der Breitenstein niedriger liegt als der Geigelstein, und zudem eine ähnlich gute Aussicht verspricht, hab ich mich für dieses Ziel entschieden. Es gibt einen kurzen Abstieg zur Niederkaseralm, aber dann geht's wieder bergauf zwischen zwei Naturschutzgebieten entlang einer aufsteilenden Mulde Richtung Breitensteinsattel bis auf 1.550 m. Der weglose Abschnitt, etwa 150 Hm, ist mit 30° bis 35° recht steil! Teils direkt, teils in Serpentinen, geht es bergauf. Hier spürt man eindeutig die Eignung der Frontalzacken und der seitlichen Harschkrallen!
Der Bereich um den Breitensteinsattel ist, von etwas Neuschnee abgesehen, teilweise abgeblasen; nach Osten leicht überwechtet. Jetzt wird der Weg deutlich flacher, aber enger. Es kommt noch eine kurze Steilstufe und eine etwas abdrängende Fichte; das hängt aber wohl auch von der aktuellen Schneelage und ggf. Schneewechten ab (Schwierigkeitsgrad: WT4).
 
Zum Schluss geht's recht unschwierig weiter. Hier ist erstmalig eine Schispur, allerdings vom Achental kommend, zu sehen. Dieser folge ich bis zum Gipfel. (Schwierigkeitsgrad: WT2, sofern etwas Abstand zum seitlichen Abgrund gehalten wird).
 
Die Rundumsicht ist a bissle dunstig, aber ansonsten grandios. Es hat sich auf alle Fälle rentiert! Auf dem Gipfelplateau begegne ich kurz zwei Schitourengänger. Bei einem Blick 'rüber zum großen Nachbar Geigelstein befindet sich noch ein weiterer Schitourengänger im Aufstieg, sowie zwei oder drei weitere bei der Abfahrt. Es ist schon 16:45 Uhr am Nachmittag.
 
Nach einer kurzen Pause mach' ich mich wieder auf den Rückweg zur Priener Hütte auf gleicher Route. Die steile Mulde nutze ich zum Abrutschen auf dem Hosenboden. Das macht Spass und geht schneller! Je tiefer  ich Richtung Niederkaseralm komme, desto aufgesulzter ist allerdings der Schnee. Beim Aufstieg vor 'ner ¾ Stunde bis Stunde war der Schnee noch deutlich fester! Die Sonne hat in kurzer Zeit viel Wärmearbeit geleistet.
 
Bei der Wiedereinkehr in der Priener Hütte sitzt meine Freundin bei Tee und Kuchen und wundert sich fast, dass ich schon wieder da bin.
 
Dem Hüttenwirt hab ich einen kurzen, mündlichen Schneelagebericht abgeliefert, ehe ich mir eine leckere Kaspressknödelsuppe und eine kühle Radlerhalbe vergönnt hab. Des hab i mir verdient!
 
Allmählich wird es Abend. Eine Familie mit ostdeutschem Akzent wünscht noch einen guten Abstieg, und wir im Gegenzug noch einen schönen, weiteren Aufenthalt, bevor wir uns wieder auf dem Rückweg machen. Es ist schön, der Abenddämmerung von der Forststraße aus zuzuschauen. Und auch das Vogelgezwitscher ist viel deutlicher zu hören!
 
Auf dem Rückweg sind auf einmal drei Schitourengänger auf der verschneiten Forststraße entgegengekommen. Es war vielleicht 19:45 Uhr. Wahrscheinlich waren das Einheimische, die als Feierabendtour zur Priener Hütte aufgestiegen sind, um sich schnell noch eine Halbe Bier zu gönnen. Später, so zwischen 20:15 Uhr und 20:30 Uhr, sind wir von den dreien wieder überholt worden. Mit Schiern geht’s halt schneller bergab als auf Schneeschuhen. Unterhalb vom Berger Ried, auf die letzten 150 Hm, ist die Schneedecke reichlich löchrig geworden. Unsere Schneeschuhe werden abgeschnallt, und auf Bergstiefeln weiter gegangen. Falls die drei tatsächlich hier abgefahren sein sollten, dann ist deren Schibelag garantiert ruiniert! Aber gut, vllt. sind sie auch mit schweren Schistiefel auf der Asphaltstraße abgestiegen, wer weiß?
 
Wieder sind Vögel zu hören. Ist hier gar ein Uhu in der Nähe?
 Bei finsterer Nacht, gegen 20:45 Uhr, erreichten wir schließlich wieder Sachrang, unseren Ausgangspunkt.
 
***
Ich habe mir längere Zeit den Kopf zerbrochen, welcher Schwierigkeitsgrad denn eigentlich vergeben werden sollte.
Einerseits wird die sommerliche T-Schwierigkeitsskala direkt mit der winterlichen WT-Skala verglichen: im Sommer wäre das wohl T2 oder höchstens T3.
Andererseits bedeutet die WT-Skala, dass bei nennenswerten Steigungen < 35° definitionsgemäß schon ein WT5 vergeben wird. Aber das wäre wohl deutlich zu hoch!
Unterm Strich ist die Entscheidung auf ein WT4 gefallen.
***

Tourengänger: Hyperion


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