Frühlingserwachen an der Švestková dráha
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Eine Zwei-Burgen-Tour im Böhmischen Mittelgebirge
Seit längerer Zeit beschäftigte mich das Vorhaben, die Ziele dieser Tour von
pika8x14 im České středohoří (Böhmisches Mittelgebirge) in eine eigene Runde einzubinden. Es brauchte nur ein wenig Dampf und schon stand das Vorhaben plötzlich ganz oben auf der Wunschliste. Ein böhmisches Vögelchen hatte mir nämlich gezwitschert, dass die Saisoneröffnung auf der Švestková dráha (Pflaumenbahn) unter dem Motto „Na Velký pátek s párou“ (Mit Dampf in den Karfreitag) stand. Ich eilte am klaren, jahreszeitlich angemessen kühlen Morgen ins Zielgebiet. Durch eine genügend große Zeitreserve wollte ich unterwegs mal schnell über den Rand in einen großen Braunkohlentagebau hineinschauen. Als ich von der Straße über Müllberge und ein wenig Kippendreck zum Rand kam, ging plötzlich ein lauter Alarm los. Bevor ich als Ökoterrorist in Verdacht geriet, gab ich vor dem Auftauchen eines Wachschutzes Fersengeld.
Ich näherte mich der Bahnstrecke Lovosice-Most, die zwischenzeitlich in den Besitz der Signaltechnikfirma AŽD Praha gewechselt ist. Der Dornröschenschlaf wurde damit beendet, der Oberbau und einige Brücken der Strecke wurden in Rekordzeit saniert sowie die Bahnhöfe mit fernbedienten Weichen und Signalen aus eigener Produktion ausgestattet. Momentan werden die Bahnübergänge mit Blinkanlagen und teilweise mit Schranken nachgerüstet. Außer den regelmäßigen Wochenendfahrten von April bis Oktober (Turistická linka T4) ist die spätere Aufnahme eines planmäßigen täglichen Personenverkehrs vorgesehen. Ich beabsichtigte den Dampfsonderzug bei der Station Sinutec - zastávka (Sinutz - Haltepunkt) zu fotografieren. Doch hier warteten bereits unzählige Fotografen, alles war frisch umgegraben und der Sonnenstand zudem ungünstig. Ich fuhr bis zu einem, ebenfalls bereits mit Fotografen besetzten Feldweg weiter und lauerte im Schatten eines Gebüsches auf den Zug. Das Motiv war zwar dürftig aber das Licht stand günstig und niemand tanzte vor der Linse herum. Der Zug erschien überraschend mit einer Dampflok der Reihe 354, geplant war eigentlich 423.041. Da mir Bilder einer Lok der Reihe 354 bisher in der Sammlung fehlten, war ich darüber gar nicht böse. Nach der Vorbeifahrt befand ich mich heute einmal im Autokorso der Zugverfolger und kam so nach Třebívlice (Trieblitz). Unmengen von Besuchern waren hier bereits umtriebig und bevölkerten das Bahnhofsgelände. Ich fand noch einen freien Parkplatz am Straßenrand und wartete auf die Ankunft des Zuges.
Nach dem Eintreffen des Zuges schaute ich nur noch kurz auf das Gewühl, das entstand, als unzählige Mitfahrwillige in den eigentlich vollbesetzten Zug hinein und die Fahrgäste zur knapp halbstündigen Pause heraus wollten. Ich startete stattdessen zu meiner Wanderung, indem ich meine Schritte Richtung Ort lenkte.
Třebívlice ist eine frühe Gründung, die 1318 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde. 1898 erhielt der Ort Bahnanschluss durch die private Brüx-Lobositzer-Verbindungsbahn, deren Betrieb vom Eigentümer an die kkStB vergeben wurde. Später wurde die Strecke verstaatlicht und ging an die ČSD über. Heute ist sie nun wieder in privater Hand.
An einem Teich bog ich auf einen blau markierten Wanderweg auf und verließ den Ort leicht steigend durch ein Bachtälchen. An der Hauptstraße I/15 passierte ich den Weiler Granátka (Granatenschänke). Der Name stammt von der in dieser Region heimischen Granatgewinnung ab. Die Edelsteine wurden in diversen Kiesformationen der Umgebung geschürft, heute ist nur noch eine Abbaustelle in kommerziellem Betrieb. Zwischen Feldfluren lief ich weiter zum Ort Dřemčice (Dremtschitz). Hinter dem Ort zweigt ein seit 2015 markierter Stichweg hinauf zur Bergkuppe des Blešenský vrch (Bleschen/Plöschen bei Starey) ab. Im Bereich des dornenverbuschten Bergfußes erleichtert diese Markierung die Wegfindung enorm. Auf dem Gipfel befinden sich die geringen Reste einer namentlich nicht bekannten Burg aus der Hussitenzeit, die nur eine kurze Nutzungsdauer hatte. Das Gipfelbänkchen lud zu einer gemütlichen Pause im Sonnenschein ein. Beim Rückweg vom Berg, den ich nur teilweise auf dem Aufstiegsweg absolvierte, begegneten mir erstmals andere Ausflügler. An einem Pfad bog ich spitzwinklig nach links und hielt auf den Waldrand zu. Dort nutzte ich wieder den blau markierten Wanderweg, der hier zwischen Feldfluren verlief. Der angetaute Boden verschaffte mir erneut Plateauschuhe. An einem Rastplatz im Wald zweigte ein markierter Stichweg zur Bergkuppe Hrádek/Hrad Oltářík (Burg Woltarschik) ab.
Die Erbauung der Burg wird dem eigennützigen Hussitenführer Jakoubek z Vřesovic (Jakob von Wrzessowitz) zugeschrieben. Die Anlage diente zum Schutze seiner Ländereien. Einer der letzten Burgnutzer war Anfang des 16. Jh. Vilém z Illburk (Wilhelm von Illburg). Um 1550 fiel die Burg wüst.
Trotz eines matschigen, in besonnten Abschnitten fast heiklen Schlussanstieges war die Burgruine heute Publikumsmagnet. Ich beschränkte mich daher auf eine kurze Rundumschau und stieg etwas abgekürzt zum Rastplatz hinunter ab.
Von dort nutzte ich letzte Meter des blauen Wanderweges und bog nach rechts auf eine rote Markierung ab. Auf einem Sträßchen durchquerte ich Děkovka (Diakowa). Am unteren Ortsende traf ich auf den von
pika8x14 beschriebenen Wildzaun. Ich hatte leise gehofft, dass dieser mittlerweile in die ewigen Jagdgründe gegangen sei, aber er erfreute sich besten Zustandes. So ließ ich den zweiten Plöschen (Plešivec) des Tages aus und ging unmarkiert nach Pnětluky (Netluk) hinunter. Am unteren Ortsende befand sich ein leicht morbides Barockschloss, das im 18. Jh. an Stelle eines alten Vorwerks errichtet wurde. Entlang einer Straße kam ich anschließend nach Podsedice (Podseditz). Der Ort wurde 1280 erstmals urkundlich erwähnt. Ich orientierte mich zum westlichen Ortsrand und nahm den linken der beiden Bahnübergänge. Plötzlich wurden in der Ferne Hornsignale laut. Nach einer Weile fuhr ein planmäßiger Wochenendausflugszug in Form eines historischen Triebwagens vorbei. Dass diese Züge zusätzlich zum Dampfsonderzug verkehrten, hatte ich gar nicht auf der Rechnung. Auf einem Feldweg lief ich aussichtsreich weiter und konnte mich an der prächtigen Kulisse des Hügellandes kaum sattsehen. Fern der nächsten Siedlung ging mein Blick aber auch immer öfter Richtung Boden - aller paar Schritte entdeckte ich Kunststoffmüll! Dieser bestand aus vom Wind angewehten Folien und Verpackungsresten, Teilen von Dünger- und Saatgutsäcken sowie Fahrzeugteilen aus Plastik oder Gummi. Diese Flut scheint nicht mehr beherrschbar zu sein. Die Wüstung der einstigen Ortschaft Neugründel/Doly (Vorkriegsbestand 8 Häuser/33 Einwohner) war gleich komplett zur inoffiziellen Mülldeponie umgenutzt worden. Eine weitgehende Dornenverbuschung hielt jedoch neugierige Blicke und meinen Forscherdrang fern. Auf der Betonkante eines Grabendurchlasses ließ ich mich später mangels sonstiger Sitzgelegenheit zur Mittagsrast nieder. Hier hatte ich einen schönen Blick zur Hazmburk (Hasenburg). Am trockenliegenden Teich Podhrázský rybník bog ich nach rechts auf eine Straße ab. Wenig Verkehr machte den Marsch erträglich. Nach einiger Zeit erreichte ich den Ort Solany (Solan), der einige sehenswerte sanierte Bauwerke aufwies. Rechts abgebogen, war es nun nicht mehr weit zurück nach Třebívlice. Hier wartete ich noch die Nachmittagsfahrt des Dampfsonderzuges ab. Nachdem alle Motive im Kasten waren, trat ich die Rückfahrt an.
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 4 h 30 min.
Die Bergzugänge sind mit T2 zu bewerten, die übrige Strecke mit T1. Die absolvierte Strecke ist etwa zur Hälfte nicht als Wanderweg markiert.
Seit längerer Zeit beschäftigte mich das Vorhaben, die Ziele dieser Tour von

Ich näherte mich der Bahnstrecke Lovosice-Most, die zwischenzeitlich in den Besitz der Signaltechnikfirma AŽD Praha gewechselt ist. Der Dornröschenschlaf wurde damit beendet, der Oberbau und einige Brücken der Strecke wurden in Rekordzeit saniert sowie die Bahnhöfe mit fernbedienten Weichen und Signalen aus eigener Produktion ausgestattet. Momentan werden die Bahnübergänge mit Blinkanlagen und teilweise mit Schranken nachgerüstet. Außer den regelmäßigen Wochenendfahrten von April bis Oktober (Turistická linka T4) ist die spätere Aufnahme eines planmäßigen täglichen Personenverkehrs vorgesehen. Ich beabsichtigte den Dampfsonderzug bei der Station Sinutec - zastávka (Sinutz - Haltepunkt) zu fotografieren. Doch hier warteten bereits unzählige Fotografen, alles war frisch umgegraben und der Sonnenstand zudem ungünstig. Ich fuhr bis zu einem, ebenfalls bereits mit Fotografen besetzten Feldweg weiter und lauerte im Schatten eines Gebüsches auf den Zug. Das Motiv war zwar dürftig aber das Licht stand günstig und niemand tanzte vor der Linse herum. Der Zug erschien überraschend mit einer Dampflok der Reihe 354, geplant war eigentlich 423.041. Da mir Bilder einer Lok der Reihe 354 bisher in der Sammlung fehlten, war ich darüber gar nicht böse. Nach der Vorbeifahrt befand ich mich heute einmal im Autokorso der Zugverfolger und kam so nach Třebívlice (Trieblitz). Unmengen von Besuchern waren hier bereits umtriebig und bevölkerten das Bahnhofsgelände. Ich fand noch einen freien Parkplatz am Straßenrand und wartete auf die Ankunft des Zuges.
Nach dem Eintreffen des Zuges schaute ich nur noch kurz auf das Gewühl, das entstand, als unzählige Mitfahrwillige in den eigentlich vollbesetzten Zug hinein und die Fahrgäste zur knapp halbstündigen Pause heraus wollten. Ich startete stattdessen zu meiner Wanderung, indem ich meine Schritte Richtung Ort lenkte.
Třebívlice ist eine frühe Gründung, die 1318 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde. 1898 erhielt der Ort Bahnanschluss durch die private Brüx-Lobositzer-Verbindungsbahn, deren Betrieb vom Eigentümer an die kkStB vergeben wurde. Später wurde die Strecke verstaatlicht und ging an die ČSD über. Heute ist sie nun wieder in privater Hand.
An einem Teich bog ich auf einen blau markierten Wanderweg auf und verließ den Ort leicht steigend durch ein Bachtälchen. An der Hauptstraße I/15 passierte ich den Weiler Granátka (Granatenschänke). Der Name stammt von der in dieser Region heimischen Granatgewinnung ab. Die Edelsteine wurden in diversen Kiesformationen der Umgebung geschürft, heute ist nur noch eine Abbaustelle in kommerziellem Betrieb. Zwischen Feldfluren lief ich weiter zum Ort Dřemčice (Dremtschitz). Hinter dem Ort zweigt ein seit 2015 markierter Stichweg hinauf zur Bergkuppe des Blešenský vrch (Bleschen/Plöschen bei Starey) ab. Im Bereich des dornenverbuschten Bergfußes erleichtert diese Markierung die Wegfindung enorm. Auf dem Gipfel befinden sich die geringen Reste einer namentlich nicht bekannten Burg aus der Hussitenzeit, die nur eine kurze Nutzungsdauer hatte. Das Gipfelbänkchen lud zu einer gemütlichen Pause im Sonnenschein ein. Beim Rückweg vom Berg, den ich nur teilweise auf dem Aufstiegsweg absolvierte, begegneten mir erstmals andere Ausflügler. An einem Pfad bog ich spitzwinklig nach links und hielt auf den Waldrand zu. Dort nutzte ich wieder den blau markierten Wanderweg, der hier zwischen Feldfluren verlief. Der angetaute Boden verschaffte mir erneut Plateauschuhe. An einem Rastplatz im Wald zweigte ein markierter Stichweg zur Bergkuppe Hrádek/Hrad Oltářík (Burg Woltarschik) ab.
Die Erbauung der Burg wird dem eigennützigen Hussitenführer Jakoubek z Vřesovic (Jakob von Wrzessowitz) zugeschrieben. Die Anlage diente zum Schutze seiner Ländereien. Einer der letzten Burgnutzer war Anfang des 16. Jh. Vilém z Illburk (Wilhelm von Illburg). Um 1550 fiel die Burg wüst.
Trotz eines matschigen, in besonnten Abschnitten fast heiklen Schlussanstieges war die Burgruine heute Publikumsmagnet. Ich beschränkte mich daher auf eine kurze Rundumschau und stieg etwas abgekürzt zum Rastplatz hinunter ab.
Von dort nutzte ich letzte Meter des blauen Wanderweges und bog nach rechts auf eine rote Markierung ab. Auf einem Sträßchen durchquerte ich Děkovka (Diakowa). Am unteren Ortsende traf ich auf den von

Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 4 h 30 min.
Die Bergzugänge sind mit T2 zu bewerten, die übrige Strecke mit T1. Die absolvierte Strecke ist etwa zur Hälfte nicht als Wanderweg markiert.
Hike partners:
lainari

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