Kurzbericht 

Rote Wand in weißem G'wand


Publiziert von ZvB , 7. Januar 2018 um 20:14.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Tuxer Alpen
Tour Datum: 6 Januar 2018
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT2 - Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 960 m
Abstieg: 960 m
Strecke:12,8 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Nach Wattenberg, beim Gasthof z. Mühle nach links und weiter in Richtung zum Lift. Vorbei am Lift und durch das Dörfl hindurch, nach 100m geräumter Parkplatz.
Kartennummer:AV 33 Tuxer Alpen

Am heurigen Dreikönigstag war es aufgrund von Wetter und Lawinensituation gar nicht so leicht, ein spannendes, neues Schneschuhtourenziel auszumachen. Die Rote Wand in den Tuxer Alpen bietet sich in solch einer Situationen an. Der Wald reicht hoch hinauf und mildert die Gefahr von Gleitschneelawinen. Der Gipfel aber könnte in der Sonne liegen, zumal für heute klärender Föhn angezeigt war.

Das Ganze beginnt im Dörfl, einem kleinen Weiler der Gemeinde Wattenberg. Der Tag ist noch jung, die Sonne noch nicht aufgegangen, als ich mich am kleinen Parkplatz auf 1.280 m auf die Tour vorbereite. Zunächst komme ich erst gar nicht los, weil mich der morgendliche Farbwechsel des Himmels über dem gegenüberliegenden Karwendel doch sehr fesselt. Fast möchte man immer wieder sagen "Nur noch fünf Minuten", aber irgendwann sagt der innere Sportsgeist "Nu geh endlich los, Du Schöngeist!".

Ich schraube mich auf der gut preparierten Rodelbahn rasch und stetig der Roten Wand entgegen. Nach einer dreiviertel Stunde erreiche ich bereits den Kreuztaxen (ca. 1.600 m) und mache schon Pläne, wohin es denn heute noch weiter gehen könnte, wenn ich doch schon so bald am Ziel sein werde.

Am Ende der Rodelbahn verfolge ich noch wenige Meter eine alte Skispur und biege dann nach links ab in die Pampa. Das Navi sagt, dass es hier lang geht. Keine Spur von Spur, nur tiefer feuchter Schnee. Nach 500m Strecke und kaum Höhengewinn treffe ich wieder auf die Skispur. Jetzt könnte es wieder schneller gehen und das tut es auch, zumindest bis man auf ca. 1.850 m eine Lichtung betritt.

Im Schnee vor mir endet die Skispur in einem schön getretenen Stern. Dahinter erstreckt sich die ebene Schneeoberfläche bis zum Horizont. "Das könnte jetzt ein wenig länger dauern", denke ich mir, peile mit dem Garmin eine Fichte oder so an und stapfe los. Auf der Lichtung geht es übrigens nicht nur beständig bergan, sondern zuweilen wellig zu. Bei einer Baumgruppe geht es sehr steil 5 m abwärts. Für den Rückweg merke ich mir eine zahmere Variante etwas weiter links in Aufstiegsrichtung.

Die letzten 300 Hm kosten nochmal eine ganze Stunde. Der Schnee ist tief, nass und wiederspenstig. Man tastet sich entlang eines schwach ausgeprägten Grates bis man unter eine markante graue Platte gelangt. Diese kann man wahlweise links oder rechts umgehen und sieht dann auch endlich das Gipfelkreuz des Nordgipfels. Hier oben bremst nichts den Föhnsturm. Ich versuche zu fotografieren, aber immer wenn ich die Hände von den Stöcken nehme, haut es mich fast um. Eine Böe schafft es sogar, dass der Fotoapparat, der immerhin 1,5 kg wiegt, waagerecht von meinem Hals wegbaumelt. Als die Böe nachlässt, gibt es dann einen kräftigen Schlag in die Rippen ...

Die Überlegung, ob man von hier aus heute noch weiter nach Süden vorstoßen könnte, wird ebenfalls vom Winde verweht.

Unterdessen erreicht auch der erste Skitourengeher den Gipfel. Der schaut etwas ungläubig auf meine Schneeschuhe. Ich folge seiner Aufstiegsspur hinab und stelle fest, dass er mit seinen Skiern in meiner Schneeschuhspur aufgestiegen ist. Oft beschweren sich Tourengeher darüber, dass ihre Skiaufstiegsautobahnen von Schneeschuhgehern zerstört würden. Heute ist es einmal umgekehrt ... eigentlich ist es mir egal. Als Tourengeher hab ich mich auch nicht so, sondern anders.

Mir kommen noch einige Tourengeher beim Abstieg entgegen. Ich mag nur noch ins Tal und endlich ins Warme. Als ich an die 5m-Stelle vom Aufstieg gelange, muss ich unweigerlich schmunzeln. Wie die Lemminge sind sie meiner unüberlegten Spur gefolgt.

Insgesamt eine spannende Route, auch für Schneeschuhgeher. Es ist nicht zu schwierig (obere WT2), die Lawinengefahr ist beherrschbar, aber es braucht einiges an Durchhaltevermögen. Sonnenliebhaberinnen werden auf dieser Route vermutlich erst ab Mitte Februar auf ihre Kosten kommen.

Wie immer gibts auch einige Bilder zur Dokumentation oder einfach nur zum Anschauen ...


Tourengänger: ZvB


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Geodaten
 38628.gpx Auf- und Abstieg zur Roten Wand

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