Hüttchopf - vom Winde verweht


Publiziert von CampoTencia , 16. Dezember 2017 um 15:23. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Zürich
Tour Datum:13 Dezember 2017
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT2 - Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: Zürcher Oberland   CH-ZH   CH-SG 
Aufstieg: 620 m
Abstieg: 740 m

In der ersten Rechtskurve der vereisten Strasse Fischtel – Tannen ziehen wir unsere Schneeschuhe an und steigen im griffigen Schnee gegen Langenberg hoch. Meteo scheint mit der Prognose des einzigen sonnigen Tages in der momentanen Tiefdruckperiode recht zu haben: strahlend blauer Himmel, die Hänge auf der linken Seite des Tösstales sind sonnenbeschienen. Wir sind grösstenteils noch im Schatten, aber je höher wir steigen, umso öfter scheint uns die Sonne direkt ins Gesicht. Wir werfen dann lange Schatten auf die unberührten Schneeflächen.
 
Bei Tannen geraten wir wieder in den Schatten. Rauch quillt aus den Kaminen, einzig eine Geiss kommt aus dem Stall, um uns zu begrüssen. Schneeverblasene Holzstapel und formenreiche Windkolk bieten einen märchenhaften Anblick. Steil geht es hoch, brauchbare Spuren hat es keine. Ein Weidedurchgang steckt tief im Schnee, macht wohl auch einen Winterschlaf. Der Wind aus Südwest ist giftig kalt, dick eingemummt und Kapuze über dem Kopf, geht es dem Kamm entlang. Aber auch der Wind hält uns nicht davon ab, stehen zu bleiben, die freistehenden Bäume zu bestaunen und Fotos von vereisten Baumstämmen zu schiessen. Oder Wild-Spuren zu studieren. Wir vermuten, dass hier ein Luchs auf Fährte war.
 
Auf dem Grat nach der Ghogghöhi erfasst uns der bissige SW-Wind wieder. Mit abgewendetem oder gesenktem Kopf schreiten wir langsam, aber stetig hoch. Der Wind verfrachtet Schnee, was ein fantastisches Bild abgibt. Die vereisten Blütenkapseln einer kleinen Staude glänzen im Sonnenlicht. Wir trotzen dem Wind und versuchen diese Schönheiten im Bild festzuhalten. Der Aufenthalt auf dem Gipfel des Hüttchopf - wir sind alleine, das gibt es sonst nie - fällt sehr kurz aus. Normalerweise geniesst man die Aussicht hier oben, der baumlose Hügel erlaubt eine einzigartige Rundsicht im Tössbergland. Eilig verlassen wir die eisige Gegend - vom Winde verweht!
 
Windgeschützt durch einen Unterstand machen wir in Überzütt eine kurze Pause, wärmen unsere Kehle mit dem heissen Punch aus der Thermos und knabbern ein Brötchen. Für das Klappern der Zähne können wir nichts! Anschliessend geht es, windgeschützt unter der Brandegg durch, auf einem zugeschneiten Alpweg weiter. Die Bäume sind dick mit Schnee zugepackt und bieten einen unwirklichen Anblick. Eine wuchtige Wächte zeigt Abbruchspuren. Der Wind scheint in den vergangenen Tagen stark und ausgiebig gewirkt zu haben. Die Sonne strahlt durch die Bäume, die vereisten Astspitzen glitzern, der Himmel ist reinstes Blau. Und rundum Stille. Wenn es nicht zu kalt wäre, könnte man hier stundenlang sitzen.
 
In der Alpwirtschaft Scheidegg geniessen wir den Kafi Fertig mit Zwetschgen und lassen uns aufwärmen. Die Tische sind gedeckt, da wird wohl eine Gesellschaft zum Essen in der Sonne eintreffen. Wir ziehen nach einer halben Stunde unsere Schneeschuhe wieder an und steigen südwärts entlang einer Schneeschuhspur über den steilen Hang gegen die Wolfsgrueb ab. Der Himmel überzieht sich zunehmend, das Blau verschwindet. Aber wenn Meteo weiterhin recht hat, dann sollten wir frühestens um 15 Uhr ersten Niederschlag haben.
 
Nach Ger folgen wir dem Schmittenbach durch das Sageraintobel hinunter. Die vielen kleinen Brücken sind auch mit Schneeschuhen kein Problem, hingegen stellen die Step-Stones eine Herausforderung dar: darüber oder daneben im Bach? Ich wage es bei den ersten und schaffe es knapp, ohne in den Bach zu stürzen. Krokus ist vernünftiger und wählt die sichere Variante durch den Bach. Je weiter wir an Höhe verlieren, umso mehr ändert sich das Bild: der Schnee wird weicher und Eiszapfen, die wir an Brücken oder bei Wasserverbauungen erwarten, fehlen ganz.
 
Unsere Tour im Tössbergland, bei gutem Schnee, herrlicher Sonne, starkem Wind und fantastischen Eindrücken endet in Wald. Zufrieden und gut gelaunt gönnen wir uns ein Bierchen - wir müssen uns ja nicht mehr aufwämen.
 

Tourengänger: CampoTencia, Krokus
Communities: Schneeschuhtouren


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Kommentare (2)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 17. Dezember 2017 um 06:45
herrlich geschrieben - und schön bebildert: Kompliment

CampoTencia hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. Dezember 2017 um 10:55
Danke! Stellt mich Immer wieder auf, wenn sich ein schöner Tag auch im Bericht widerspiegelt


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