Kurzbericht 

Zahnzwischenräume


Publiziert von ZvB , 21. Oktober 2017 um 23:19.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:21 Oktober 2017
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 925 m
Abstieg: 925 m
Kartennummer:AV By7

Das Bergjahr neigt sich dem Ende zu. Heute soll der letzte brauchbare Bergtag sein. Danach drohen die Wetterexperten mit Regen, Schnee und eisiger Kälte, also quasi einem Szenario wie in 'The Day After Tomorrow'. Was macht man mit seinem letzten Bergtag, dem möglicherweise allerletzten Bergtag? "Bloß kein Risiko eingehen, nicht etwas auf den letzten Drücker erzwingen, nur keine kleine Tour, die dann wieder ausartet", denke ich mir. Ein Wiederholung mit bekanntem Risiko? Wiederholungen sind fad! Ja, schon, aber wenn es lange genug her ist, dann weiß mein Alzheimer gar nicht mehr, dass ich schon einmal dort droben war ...

So kam ich auf die Zähne im Ammergauer Sonnenbergkamm, schnell erreichbar und ein bisschen Kraxeln ist dort auch noch möglich. Als ich daheim starte, regnet es noch. Ob es besser wird? Bei der Ankunft am Parkplatz Kolbenalm ist es dann immerhin trocken, die Berge sind frei und mir ist kalt. Also schnell aufwärts zum Brunnenberg, damit mir warm wird.

Schon längst habe ich den 'Normalweg' zum Sonnenberg nach links verlassen, als ich plötzlich sehr ungewöhnliche Geräusche wahrnehme, die ihre Quelle hinter einem quer über dem Weg liegenden Baumstamm haben. Der mächtige Stamm versperrt mir die Sicht. Schlagartig muss ich an den Radiobericht über die im Bayerischen Wald entlaufenen Wölfe denken. Das seltsame Rascheln kommt näher. Eine junge Dame klettert mit Freude über den Baumstamm. Früher hätte man deshalb sicher Freulein gesagt. Auch ich freue mich heute nicht vom Wolf gefressen zu werden ...

Der Brunnenberg ist nach 1,5h bereits erreicht. Gemütlich ist es nicht. Der Wind fährt einem ins Genick. Also gleich weiter zum Zahn Ostgipfel. Ein Spaziergang bis dorthin. Deshalb erinnere ich mich nicht daran. Unterhalb des Ostgipfels findet sich dann schon die schräge Felsplatte, die es als erstes nenneswertes Hindernis zu überwinden gilt. Zwei horizontale Risse sind hilfreich. Das Ding ist zwar nenneswert, aber doch nicht der Rede wert (I).

Der Aufstieg zur engen Scharte unter der Zahnnadel ist dagegen das erste ernstere Hindernis (II). In der Einschartung befindet sich ein schmaler Spalt. Bin ich dicker geworden oder musste ich beim letzten Mal auch schon darüber klettern? Die Nadel lasse ich rechts liegen. Beim letzten Mal hat mich der Aufstieg fünf aber der Abstieg 20 Mintuen gekostet. Heute keine Experimente.

Weitere Zacken lassen sich meist auf der Nordseite auf fast schon guten Wegen umgehen und dann meistens von ihrer Rückseite erklimmen. Alles recht nett. Das Wetter könnte dagegen netter sein. Weil ich das jetzt nicht kurzfristig beeinflussen kann, gehts weiter zum Westgipfel. Ein Band leitet auf der Nordseite um den Zacken herum. Das Band ist nochmals mit einer sehr schönnen Kletterstelle gespickt, Reibung, Spreizen, Stemmen und schon ist man drüber (II). Auf dem Westgipfel bin ich mir dann nicht mehr sicher, ob nicht einer der westlicheren Zacken doch auch noch ein Westgipfel ist. GPS und AV-Karte sagen zwar, dass ich hier richtig bin, aber die beiden können sich auch irren. "Die Auflösung erhälst Du nur, wenn Du weiter gehst!"

Da kommt sie wieder, die Erinnerung. Von hier aus kann man nur noch ein kleines Stückchen am Kamm entlang klettern, dann muss man nach Norden in die Schrofenflanke absteigen. Die war damals auch schon besch...eiden und hat sich bis heute nicht verschönert (T5-). Ich bin heilfroh wieder auf dem autobahnähnlich ausgebauten Sonnenberg-Normalweg zu sein. Dort wo der Weg von der Nord- auf die Südseite wechselt, zweigt nach Osten ein schwacher und dennoch deutlicher Pfad auf den westlichsten Punkt der Zähne (P.1575) ab. Das ist leicht und schön. Hab ich damals glatt übersehen. Schön, doch noch ein neuer Gipfel.

Das Wetter bessert sich jetzt um die Mittagszeit und auch die Bevölkerung auf dem Weg tut dieses. Also verbessern heißt in diesem Fall, dass es mehr Leute werden. Mir schon zu hektisch. Ein schneller Abstieg, ein paar süße Teilchen aus Hohenfurch und der letzte Bergtag findet seinen würdevollen Ausklang beim Kaffee. Frei nach Sepp Herberger 'ist vor dem Berg hinter dem Berg' und ich freue mich schon auf den letzten Bergtag im kommenden Jahr oder auch den im kommenden November diesen Jahres ...

Wie immer gibt es auch die letzten Fotos zum visuellen Nacherleben des Berichts ...

Tourengänger: ZvB


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