Pizzo Rüscada 2558 m - Maggiatal vom Feinsten


Publiziert von Ivo66 , 15. Oktober 2017 um 07:13.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:14 Oktober 2017
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo Campo Tencia   Gruppo Monte Zucchero   Gruppo Pizzo Barone 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m
Strecke:Prato (Cioss) - Presa - Monti de Predee - P. 1458 m - Corte di Fondo - Corte Grande - Südrinne - Pizzo Rüscada
Kartennummer:1:25'000 Pizzo Campo Tencia

Das Maggiatal wird - je höher man fährt - desto enger und wilder. Wir haben uns für ein paar Tage in Prato-Sornico niedergelassen und peilten heute ein wildes Gipfelziel an, zu welchem wir direkt von unserem Rustico starten konnten, den Pizzo Rüscada - nicht zu verwechseln mit dem viel bekannteren und öfter begangenen Pizzo Ruscada im Centovalli.

Der Pizzo Rüscada liegt auf einem langen Kamm oberhalb des Val di Prato - einem Seitental des Maggiatals - und bietet dank seiner isolierten Lage eine traumhafte Aussicht. Er dürfte nur wenig bestiegen werden; auf hikr.org. hatte er bisher nur einen Eintrag, nämlich jenen von gmonty, welcher für unsere Tourenplanung sehr hilfreich war.

Erst oberhalb der Hütten von Corte Grande wird auch klar, warum der Gipfel kaum Besuch erhält: Die letzten 700 Höhenmeter verlaufen in sehr unbequemem Gelände, wechselnd zwischen überwucherter Vegetation und mühsam zu begehenden Halden, gespickt mit losem Gestein, stolpert man sich regelrecht zum Beginn der markanten Rinne hoch, welche den Aufstieg zum Gipfel erst erlaubt.

Jetzt im Herbst kommt dazu, dass das Gras völlig ausgetrocknet und wenig griffig ist. Immer wieder rutschten wir sowohl im Auf- als auch im Abstieg aus. Aber die Tessiner Berglandschaft ist fantastisch; es gibt keinen Grund, nicht alle Mühen der Welt zu auf sich zu nehmen, um diese einzigartige Landschaft, diese Ursprünglichkeit zu geniessen. Wo sonst auf diesem Planeten kann man aus der Zivilisation so direkt in unberührte, kaum begangenen Landschaften eintreten wie im Tessin?

Einen kleinen Verhauer leisteten wir uns ebenfalls. Die (vermeintliche) Rinne, welche zum Gipfelgrat führt, peilten wir etwas zu früh an. Wir mussten wieder etwas absteigen und mühsam zur Originalroute traversieren. Bald aber erblickten wir die richtige Rinne, durch welche der Aufstieg recht gut verlief - im Abstieg war aufgrund des ausgetrockneten Geländes mehr Vorsicht am Platz.

Der Grat, welcher schliesslich zum Gipfel führt, ist dann ein Tessiner Blockgrat, wie wir ihn lieben: Herrliche Gratnitfelsen mit natürlichen Tritten lockten zum Schlussaufstieg. Viel zu kurz gestaltete sich leider der Gipfelaufenthalt - die Zeit war bereits reichlich fortgeschritten - nie und nimmer hätte ich aufgrund des Kartenbilds gedacht, dass der Aufstieg zum Pizzo Rüscada sich derart in die Länge ziehen könnte. Das Gipfelpanorama war atemberaubend.

Im Abstieg entdeckten wir dann - auf etwas abgeänderter Route - tatsächlich in Form von zwei Steinmännchen die ersten menschlichen Spuren, vom Gipfelsteinmann (ohne Gipfelbuch) einmal abgesehen. Bald aber verlor sich die vermeintlich gefundene Wegspur auch hier. Im langen Abstieg erreichten wir schliesslich unseren Ausgangspunkt - mit ziemlich müden Beinen.

Routenbeschreibung:

Prato-Sornico - Monte de Predee - Corte Grande (T2)
Auf markierten und gut ausgeschilderten Bergwegen - zwischendurch einem Fahrsträsschen folgend - erreicht man die grössere Siedlung Monte de Predee. Von dort ist der Weiterweg Richtung "Cap. Soveltra" gut ausgeschildert und markiert. 

Später verläuft der gute Bergweg am Rande einer Schlucht und ist stellenweise etwas ausgesetzt, aber immer breit. Kurz nach dem Brücklein bei P. 1458 m folgt man dem deutlichen und auch weiss-rot-weiss markierten Bergweg nach links den Wald hinauf (kein Wegweiser). Man erreicht so die kleine Alp mit den Hütten von Corte di Fondo, steigt aber gleich weiter hinauf ins nächste Waldstück (immer noch markiert) und erreicht die Hütten von Corte Grande.

Corte Grande - Beginn der Südrinne (T3)
Nun muss man sich die Route selber zurecht legen: Beliebig steigt man durch den lichten Lärchenwald - gespickt mit Gestrüpp - in westlicher Richtung hoch, wo man mühsam zum Beginn der Rinne hochsteigt - nicht früh bei einer markanten Felsformation hochsteigen, sondern diese ebenfalls südlich umgehen (vergleiche Bilder). Dann öffnet sich erst die richtige Rinne.

Südrinne - Pizzo Rüscada (T4)
Die Rinne wird gegen oben etwas steiler, ist aber durchwegs gut begehbar. Man kann ab und zu etwas nach rechts ausweichen, wenn die Rinne breiter wird. Auch auf dem Grat ist man in der Routenwahl ziemlich frei. Immer wird man einen Durchschlupf finden. Zuletzt erreichten wir den Gipfel links ausweichend. An einer kurzen Stelle erreicht die Schwierigkeit ein oberes T4.

Tourengänger: Ivo66, Lena


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Kommentare (2)


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Henrik hat gesagt: Ja, noch trifft das zu....
Gesendet am 15. Oktober 2017 um 10:12
> Wo sonst auf diesem Planeten kann man aus der Zivilisation so direkt in unberührte, kaum begangenen Landschaften eintreten wie im Tessin?

In üblicher Top-Qualität dokumentiert!

Ivo66 hat gesagt: RE:Ja, noch trifft das zu....
Gesendet am 15. Oktober 2017 um 20:57
Vielen Dank Henrik - ja hoffentlich noch lange...


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