Schibenstoll (2236 m) und fast auf dem Zuestoll (2235 m) - blöder Sommerweg!


Publiziert von marmotta , 18. März 2009 um 23:39.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:18 März 2009
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT5 - Alpine Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: Churfirsten   CH-SG 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1850 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:Alt St. Johann - Alp Selamatt - Alp Gluris - Schibenstoll - Rüggli - Zuestoll (umgekehrt auf ca. 2.115 m) - Alp Selamatt
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Alt St. Johann, Post
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Alt St. Johann, Post
Kartennummer:LK Blatt 1134 Walensee (1:25.000) oder Skitourenkarte 237 S Walenstadt (1:50.000)

Zugegeben, mein Bedarf an reinen Schneetouren ist in diesem langen Winter langsam gedeckt. Allerdings wartete noch ein Projekt auf seine Vollendung: Eine Winterbesteigung von Schibenstoll und Zuestoll, welche mir seit meinem Versuch vor gut 2 Monaten keine Ruhe gelassen hat. Und nachdem ich das gelesen hatte, war die Motivation umso grösser, nehmen andere Tourengänger diese "Stollen" im Winter doch im Rahmen einer Churfirstenüberschreitung einfach so mit, sozusagen zum Zvieri... ;-)

Gut, solch grossartige Dinge wie eine Churfirstenüberschreitung hatte ich heute nicht im Sinn, meine Bwunderung und mein Respekt vor dieser Leistung sind jedoch seit dem heutigen Tag nochmal um einiges gestiegen.

Nachdem SLF gewarnt hatte, die tageszeitliche Erwärmung im Hinblick auf Nassschneerutsche zu beachten, nahm ich mir dies zu Herzen und startete bereits kurz nach 7.00 Uhr in Alt St. Johann - zum Glück lange bevor die dortige Seilbahn, welche Wintersportler ins Skigebiet Sellamatt befördert, ihren Betrieb aufnahm. So hatte ich die Skipiste zum Aufsteigen für mich allein - die Schneeschuhe blieben zunächst auf dem Rucksack, auf der pickelhart gefrorenen Piste wären allerdings Steigeisen die beste Wahl gewesen.

Von der Alp Selamatt, die ich nach ca. 45 min erreicht hatte, steuerte ich mein erstes Tagesziel, den Schibenstoll an. Diesmal montierte ich die Steigeisen bereits vor dem Aufstieg zu dem Felsriegel, welcher die riesige Platte umgibt, die dem Berg quasi "aufgesetzt" ist. Bei dem nur oberflächlich angefrorenen, ansonsten aber weichen Trittschnee wäre es wohl auch ohne Steigeisen und Eispickel gegangen, nach meiner Erfahrung vom letzten Mal wollte ich diesmal jedoch auf Nummer Sicher gehen.

Ausgehend von einigen grossen Felsbrocken im Einschnitt zwischen Schibenstoll und Zuestoll führt die Aufstiegsroute zunächst schräg rechts (im Aufstiegssinn) hinauf zum oben beschriebenen Felsriegel. Auf einem Gamswechsel quert man dann unterhalb der Felsen bis man auf einer Höhe von ca. 1900 m das sog. "Schibenstoll-Couloir" erreicht. Dabei handelt es sich um ein ca. 5 m breites und lt. SAC-Führer ca. 45 ° steiles Couloir (nach meinem Empfinden dürften es sogar mehr als 45 ° sein). Der Durchstieg durch das Couloir ist mühsam und anstrengend, aber sehr eindrücklich! Man hat das Gefühl, fast senkrecht in einem schneegefüllten Kamin emporzusteigen. Nach herrschender Meinung "muss" man das mal erlebt haben!

Schon kurz nach dem Ausstieg aus dem Couloir bereute ich es, die Schneeschuhe am Einstieg deponiert zu haben, in der Annahme, der breite Rücken sei vom Wind abgeblasen. Dies war jedoch nicht der Fall, der weitere Aufstieg im teils pulvrigen, teils angefrorenen Schnee war mit den Bergschuhen somit nicht nur mühsam, sondern auch gefährlich. So brach ich einmal plötzlich in ein tiefes Felsloch ein, das hätte leicht böse ausgehen können...

Nach ca. 3 h hatte ich den Gipfel des Schibenstoll erreicht und genoss die sensationelle Aussicht. Über dem Dunst im Tal war die Sicht sehr klar, so dass man nicht nur weit in die Schweizer Bergwelt blicken sondern im Nordwesten auch den Schwarzwald mit dem Feldberg erkennen konnte.

Auf dem Abstieg begegneten mir am oberen Ende des Couloirs 2 Skitourengänger. Diese hatten jedoch ihre Skis nicht etwa aufgebunden, sondern quälten sich in vielen Spitzkehren das Couli hinauf! Respekt!

Die beiden "Locals" klärten mich dann noch darüber auf, dass sowohl Aufstieg als auch Abfahrt wesentlich besser in dem breiteren Couloir weiter südlich, durch das auch der "Sommerweg" führt, zu bewältigen sei. Im Übrigen empfahlen sie mir für den Aufstieg auf den Zuestoll ebenfalls den "Sommerweg", welcher über das "Rüggli" führt, der wie ein grosser Rucksack auf dem langen Bergrücken des Zuestolls "sitzt" und in einem schmalen, felsigen Grat endet, von dem eine (drahtseilgesicherte) Felsstufe dann zum Schlussaufstieg abbricht.

Ich folgte dem Rat der Einheimischen, was sich schlussendlich als suboptimal herausstellte. Der Aufstieg auf den mit Felsen durchsetzten Rücken ging mit Steigeisen (diese waren hier wirklich hilfreich, da stellenweise unter einer 10 cm dicken Pulverschneeschicht blankes Eis "lauerte") noch problemlos. Beobachtet von einem Rudel Gämsen erreichte ich auf einer Höhe von ca. 2115 m den felsigen Grat, der mit einem Drahtseil gesichert ist. Hier war für mich Schluss, da ich keine Lust verspürte, mich auf dem links stark verwächteten und rechts fast senkrecht abfallenden Grat vorzutasten. Das Drahtseil war grösstenteils irgendwo unter einer meterdicken Schneeschicht vergraben. Hätte ich doch bloss meinen ursprünglichen Plan verfolgt und wäre auf der im Winter mit Vorteil zu begehenden Route entlang der überhängenden Felsen auf der Westseite des Zuestoll-Rückens aufgestiegen! Ja nu, für einen zweiten Versuch war es zu spät und die Moral war ohnehin längst gebrochen. Im Übrigen ist die Aussicht vom Gipfel des Zuestoll, den ich schon mehrfach im Sommer besucht habe, kaum anders als die vom Schibenstoll...

Zurück ging´s in dem nun weichen Schnee zur Alp Selamatt, von wo ich mich für einmal mit der Bahn ins Tal  befördern liess (CHF 6,-- mit Halbtax). Den Abstieg auf der pickelharten Skipiste, in der man als Fussgänger ohnehin um sein Leben fürchten muss, wollte und konnte ich meinen Füssen nicht noch einmal zumuten.

Tour im Alleingang.

Tourengänger: marmotta


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