Val Calneggia con neve
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Das Wetter: Typische Staulage. In der Ostschweiz 30 cm Schneefall und kalt – Im Tessin bei Nordföhn schön bei 12 Grad. Also nichts wie los. Die Strasse zweigt eingangs Cavergno – nach Bignasco jenseits der Brücke über die Maggia – nach links ab. Vorbei beim Albergo „Posta“, welches ich wärmstens empfehlen kann.
Wow! Der Schneedienst hat geklappt. Einmeterhohe Schneemaden stauen das Tauwasser und mein Auto erhält eine Dusche von unten.
In Foroglio erwartet mich ein steifer und böiger Nordföhn. Die drei Sperrgatter mit Positionslampen und Fahrverbotstafeln wurden einfach umgefegt und liegen am Boden: Weiterfahren verboten wegen Lawinengefahr.
Ah ja, Lawinengefahr: Stufe erheblich für die ganze Schweiz. Der notorische Alleingänger geht über seine Bücher: Wenn da nicht ein Hüttenbesitzer von Puntìd di Là gesagt hätte, er gehe bis zum Taleingang des Val Calneggia. Auch allein. Ja also, ich ziehe los. Noch ein paar Schnappschüsse von Foroglio im Schnee; Wasserfall Nebensache. Der rot/weiss markierte Weg führt mitten durchs Dorf, später angenehm steigend in einen Buchen-/Kastanienwald hinein. Schneestapfen erleichtern den Aufstieg. Der harte Winter hat seine Spuren hinterlassen: zwanzig Meter hohe Buchen und Birken sind durch die Schneelast im Februar über den Weg hinuntergedrückt worden. Sicher hat Remo den Weg frei gemacht und die Stämme grob zersägt.
Plötzlich kommt mir der Gedanke, wie wohl die „Querpassage“ zur Kapelle aussehen wird. Meine dumpfe Vorahnung hat sich nicht bewahrheitet: Schnee und Eis füllen nur zur Hälfte den in den Felsen eingelassenen Weg. Zum Glück ist da ein massives Geländer.
Die Schneehöhe erreicht jetzt etwa einen Meter. Auf gut getrampeltem Weg erreiche ich Puntìd. Die Steinbrücke über die Calneggia ist mit etwa achtzig Zentimeter hartem Schnee bedeckt. Auch hier kann man das Geländer gut gebrauchen (dazu etwas Selbstvertrauen im Balancieren!). Jenseits der Brücke führen, wie vermutet, Schneespuren nach links zu Puntìd di Là weiter.
Ich wende mich hingegen nach rechts, flussaufwärts. Ab jetzt brauche ich definitiv die Schneeschuhe. Gut tragender Schnee machen das Schneeschuhlaufen zum Vergnügen. Dazwischen versinke ich jedoch in einem Loch und konstatiere, dass die Schneedecke mittlerweilen rund 150 cm beträgt.
Vom Weg ist nichts mehr zu sehen. Ortskenntnisse sind hilfreich: Ich halte mich an den linken Rand (in Marschrichtung) der Schwemm-Ebene, da ich ein Erfrischungsbad im Fluss eher im Sommer bevorzuge.
Und plötzlich der erste Schneerutsch – in der Kälte erstarrt. Ein zweiter – etwas höher und grösser. Und das, was jetzt kommt, ist ein Lawinenkegel! Fünf Meter hoch und schätzungsweise erst die Vorlawine! Im Sommer achtet man den riesigen Canalone gar nicht, von welchem diese Schneemassen herkommen. Der Blick ist auf die Gegenseite zur „Via Ferrata“ gerichtet – der mit Eisenbügel versetzte Aufstieg nach Auènn für Waldfäller und Schmuggler im letzten Weltkrieg . Oder man sucht die Splüi, unter natürlichen Steinkolossen erbaute und gegrabene Unterstände für Mensch und Tier.
Aber das, was ich jetzt antreffe, löst ein mulmiges Gefühl aus. Und diesem Bauchgefühl gehorche ich meistens. Es ist noch nicht Mittag und der Hang noch nicht besonnt. Also nichts wie retour.
Zurück in Foroglio, knipse ich noch zur Erinnerung einige Fotos von den engen Gässchen . Ich nehme meinen Lunch beim Parkplatz ein, stelle die drei umgefallenen Sperrgatter wieder auf - und heimwärts geht‘s.
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Seeger
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