Schoggi und Gipfeli


Publiziert von Mo6451 , 2. Juli 2017 um 14:12.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum: 2 Juli 2017
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 

Ich sage es vorab, dies ist kein Tourenbericht mit Beschreibung einer Wanderung, sondern ein Erlebnisbericht einer Rentnerin im 21. Jahrhundert.

Das Erlebnis begann bereits am Samstag, als ich versuchte, dem DB Automaten ein Zugticket von Weil am Rhein nach Todtnau zu entlocken. Die Eingabe von Start- und Zielort war noch einfach, dann aber wurden mir drei Verbindungen am gleichen Tag zur aktuellen Zeit vorgegeben. Ich wollte aber doch erst einen Tag später fahren. Es blieb mir aber nur der widerspentige "Weiter"-Button. Also erst einmal wieder abbrechen und von vorne, mit dem gleichen Ergebnis.

In der Titelleiste entdeckte ich dann einen Tab mit der Bezeichnung Datum/Uhrzeit, aha, also darauf tippen. Und siehe da, auf dem Bildschirm erscheint die Möglichkeit, das Datum einzugeben. Geschafft, der 2. Juli ist gewählt, allerdings mit einer Zeit ab 13 Uhr. Ich will aber doch schon um 7 Uhr fahren. Jetzt noch einmal die Zeit auf 7 Uhr ändern und wieder auf den widerspenstigen "Weiter"Button tippen.

Noch einmal überprüfen, Daten stimmen, aber kaufen kann ich immer noch nicht. Jetzt muss ich wählen, DB-Ticket oder RVL-Verbundticket. Was weiß ich, wo da der Unterschied ist. Also wähle ich erst einmal Verbundticket, wieder falsch, denn dieses kann ich nur mit Bargeld bezahlen. So ein Mist. Alles wieder von vorn.
Jetzt wähle ich das DB-Ticket, kann mit meiner EC-Karte bezahlen und, oh Wunder, der Automat druckt ein Ticket. Als ich es entnehme und draufschaue, steht darauf "RVL-SoloCard24". Das verstehe wer will.

Dieses Ticket habe ich kurz vorher versucht, aus dem RVL-Automaten zu drucken, das ging gar nicht. Der Automat stammt noch aus der elektronischen Steinzeit. Der will keine EC-Karte, sondern nur eine Geldkarte und Scheine verachtet er, trotz Eingabeschlitz. Für ihn kommen nur Münzen infrage.

Das ganze Prozedere hat fast eine halbe Stunde gedauert, da muss sich keiner über entsprechende Kommentare wundern. Aber nun stand meiner Tour am Sonntag nichts mehr im Wege, zumindest  was das Ticket betraf.
Dabei halte ich mir zugute, dass ich mit dem digitalen Krempel ganz gut umgehen kann.

Die Wetteraussichten für den Sonntag waren nicht so gut, aber im Scharzwald sollte es ab 10 Uhr trocken sein und vorher war nur Nieselregen angesagt.
Pünktlich stand ich auf dem Bahnsteig, als mir per Lautsprecher mitgeteilt wurde, dass der Zug fünf Minuten Verspätung hat. Und das am Sonntag morgen, bei regnerischem Wetter und ohne Berufsverkehr. Ich verstehe es nicht.

Was passiert, wenn Verspätung auf Pünktlichkeit triftt? Sie verpassen sich. Heute Gott sei Dank nicht, denn sonntags ist der Fahrplan ausgedünnt und die Umsteigezeiten etwas großzügiger. So hatte ich keine Probleme in Basel Bad. Bhf. meinen Anschluss nach Zell im Wiesental zu erreichen. Die Strecke wird von der SBB bedient und die war natürlich pünktlich.

In Zell im Wiesental besteige ich dann den Bus nach Todtnau. Es nieselt immer noch und die Wolken hängen tief. Nicht gerade ideal. In Todtnau verlasse ich zuerst den Bus, aber draußen ist es mir zu ungemütlich. Also steige ich wieder ein und entscheide mich, rauf zum Feldberg zu fahren. Mal sehen, wie die Aussichten dort oben sind.

Der Bus ist nicht sehr voll und auf dem letzten Stück bin ich alleiniger Fahrgast in dem Bus. Zeit, mit dem Fahrer etwas über die geplante Tour zu plaudern. An der Haltestelle Feldberg Hebelhof verlasse ich den Bus, aus dem Nieselregen ist mittlerweile richtiger Regen geworden. Es ist ja noch keine 10 Uhr, vielleicht klart es noch auf. Also erst einmal Schoggi und Gipfeli im nahen Geschäft mit Café verzehren. Die hatten nämlich schon geöffnet und der nächste Bus fuhr eh erst eine dreiviertel Stunde später.

Aber Petrus hatte kein Einsehen, der Regen wurde mehr und auch die geplante Resttour fiel damit ins Wasser. Das macht einfach keinen Sinn. Also geht es mit der nächsten Verbindung wieder zurück nach Hause. Dort genieße ich den Sport, in dem ich mir die 2. Etappe der Tour de France anschaue, die heute durch die Region führt, in der ich geboren wurde.

Ach ja, da war meine geplante Tour:
von Todtnau hinauf zum Hasenhorn und weiter über den Silbersteig (nur für Trittsichere) zum Wolfsgrüble. Vo da wollte ich versuchen weglos zum Tiefkängelbach abzusteigen. Diesem entlang bis zur B 17 folgen, die nebenan fliessende Wiese überqueren und nach Norden zum Fahler Wasserfall weitergehen. Dann auf dem Wanderweg entlang der Wiese bis zum Ziel Feldberg-Ort. Die Tour muss warten, bis es wieder trockener ist.

Für 9.50 € war das ein ziemlich nasses Erlebnis.


Tourengänger: Mo6451


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (3)


Kommentar hinzufügen

maawaa hat gesagt:
Gesendet am 2. Juli 2017 um 23:09
Deinen Bericht, man weiss nicht ob man lachen oder weinen soll, kann ich absolut bestätigen... Der ÖV ist hierzulande eine Katastrophe, ich geniesse es jedes mal wenn ich in der Schweiz unterwegs bin. 5 Minuten Verspätung ist bei der DB grundsätzlich die Regel, das muss man einkalkulieren. Die DB wird nie im 21. Jahrhundert ankommen, ich hab' die Hoffnung längst aufgegeben...

Grüsse, Marco

Henrik hat gesagt: Die SBB verliert auch Kredit!
Gesendet am 3. Juli 2017 um 09:29
Ich gehe davon aus, dass du für die CH mit einem GA deine Ausflüge ausführst... Tickets ab Automat können in der CH Glücksache sein und ggf. kompliziert. Zudem bestehen erhebliche Unterschiede zwischen Automat und Schalter. Die Pünktlichkeit rühmen ist gewiss beste-chend... und Jammern gefällt ja nicht allen! Aber dahinter steckt a) viel Arbeit, sehr viel Ar-beit und b) Frust, bei jenen, die nicht zeitig ankommen und beim Personal, die die allf. Schmähungen entgegen nehmen müssen. Dem ServicePublic kommt die SBB whs. näher als die Post, noch. Aber Ausgrenzung findet auch statt und die Überhöhung findet vor allem bei der NEAT statt... Noch gilt auch bei uns „... der Kluge fährt im Zuge“, für viele!

Mo6451 hat gesagt: RE:Die SBB verliert auch Kredit!
Gesendet am 3. Juli 2017 um 10:24
Hallo Henrik,

ja, seit ich wieder in Deutschland wohne habe ich ein GA für die Schweiz, vorher ein HT. Aber auch in dieser Zeit habe ich meistens die Ticketautomaten bemüht und nie Schwierigkeiten gehabt. Im Gegenteil, meine Kolleginnen und Kollegen bewunderten immer wieder, dass ich irgendwie das günstigste Ticket lösen konnte.

Die DB ist eine Katastrophe, auf allen Ebenen. Es werden einfach die falschen Prioritäten gesetzt. (Stuttgart21). Es klingt wie Hohn, wenn ich heute Morgen im Radio höre, dass über 80% der Züge pünktlich seien (O-Ton PR Abteilung DB). Dem gegenüber steht ein, unlängst mit einem Bahnmitarbeiter in Ulm geführtes Gespräch, der es auf den Punkt brachte: die in Berlin in ihrem DB-Tower wissen schon lange nicht mehr, was an der Basis abläuft. Vor allem, immer weniger Personal.
Und wenn ich mir die "Aushängeschilder" der DB, die ICEs anschaue, einfach nur traurig. Einige verkommen zu "verdreckten" Vorortzügen. Die Privatisierung ist der falsche Weg (siehe Entwicklung in England). Öffentlicher Transport ist ein m.E. eine zentrale Aufgabe des Staates, dafür zahlen wir Steuern und nicht für so manchen Humbug, der aus Steuergeldern bezahlt wird.

Gruss Monika


Kommentar hinzufügen»