Rumer Spitze (2454) in Ost-West-Richtung

Mein heutiges Ziel ist die Rumer Spitze (2454) auf der Nordkette (Inntalkette) nördlich von Innsbruck, die ich entgegen der üblicheren Richtung heute von Ost nach West überschreiten möchte. Da man bei der Nordkettenbahn im Wesentlichen zwischen Kleinkredit und Hypothek aufs Haus wählen kann, entscheide ich mich für einen Start auf der Hungerburg. Außerdem gilt ja sowieso, und das wusste bereits Goethe: Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen.
 

Heute ist im Tal mit Temperaturen von bis zu 33°C zu rechnen, was einen frühen Start nahe legt. Ich nehme also den ersten Bus um 6:00 auf die Hungerburg. Von hier geht es auf dem Rosnerweg (Forststraße) über zum Weg 6, der deutlich spannender durch den Wald in die Mühlauer Klamm führt. Dort nehme ich die Abzweigung zur Rumer Alm. Weiter auf dem Weg 218, der mich bis kurz vor die Vintlalm bringt. Ich gönne mir den kurzen Abstecher zur Vintlalm und genieße den Ausblick ins Inntal. Der weitere Aufstieg Richtung Kreuzjöchl verläuft schweißtreibend in Serpentinen durch Latschenfelder. Es ist weit und breit keine Menschenseele wahrnehmbar, und so habe ich das Glück mich mit ein paar Gämsen anzufreunden. Oben angekommen eröffnet sich der wunderbare Blick ins idyllische Karwendel und auf die Pfeishütte.
 

Der nun folgende Ostgrat auf die Rumer Spitze ist relativ kurz, steil und knackig, im Aufstieg jedoch unproblematisch (I-II). Ein kleines Schneefeld hat die Hitzewelle überlebt. Dieses kann jedoch problemlos umgangen werden. Das Gipfelkreuz zeigt sich erst in den letzten 50 m und so erreiche ich nach 3 ¼ h Aufstieg den Gipfel der Rumer Spitze.
 

Nachdem sowohl Bauch als auch Augen satt sind geht es über zum Abstieg, für den ich den gegenüberliegenden Westgrat wähle. Der Westgrat (II) verläuft deutlich flacher. Klettertechnisch ist er dem Ostgrat nicht wirklich überlegen und bei sorgfältiger Fortbewegung, entsprechendem Schuhwerk, etc. unproblematisch. Die höhere UIAA-Einstufung ist wahrscheinlich auf die exponierte Wegführung zurückzuführen, die aber, sofern man keine Höhenangst hat, gerade den Reiz dieser Route ausmacht.
 

Bei der Arzler Scharte angekommen erhöhe ich das Tempo wieder und surfe lässig über die Schutthalde („Arzler Reise“) hinab ins Tal. Hier macht sich die Ost-West-Richtung bezahlt, denn ausgehend von der Arzler Scharte können die Höhenmeter beim Abstieg sehr effektiv abgebaut werden. Nach einer Abzweigung zur Rumer Alm, die ich liegen lasse, wähle ich die erste Abzweigung nach rechts, die mich über einen Waldweg zur Arzler Alm führt. Schließlich geht es in bekannter Manier zurück zur Hungerburg und mit dem Bus wieder ins Stadtzentrum.
 

Fazit: Da ich in der glücklichen Lage bin, diese Tour an einem Werkstag (Do) in Angriff nehmen zu können, habe ich den Berg beim Aufstieg ab der Rumer Alm und beim Absteig bis zur Arzler Alm für mich allein. An den Wochenenden soll es hier deutlich turbulenter zugehen. Das Karwendel ist jedes Mal wieder ein Abenteuer für sich und so eröffnet der Ausblick auf dem Gipfel auch heute wieder ein traumhaftes Ambiente.
 

Zur Richtung der Überschreitung: Aufgrund der Schwierigkeits-Klassifizierung ist eine Begehung in West-Ost-Richtung, so wie sie als normale Begehung beschrieben wird, natürlich naheliegend. Rückblickend stelle ich mir den Westgrat im Abstieg aber schwieriger vor als den Ostgrat, der dank des flacheren Verlaufs trotz II. Grades gut zu bewältigen ist. Speziell aufgrund des spaßigen Abstiegs von der Arzler Scharte hat sich meine Begehung in Ost-West-Richtung als vorteilhaft entpuppt.
 

Wegpunkte Aufstieg:

Hungerburg – 868 m – 06:10
Rumer Alm – 1243 m – 07:15
Vintlalm – 1567 m – 07:50
Kreuzjöchl – 2121 m – 08:50
Rumer Spitze – 2454 m – 09:25
 

Wegpunkte Abstieg:

Rumer Spitze – 2454 m – 09:50
Arzler Scharte – 2158 m – 10:25
Arzler Alm – 1067 m – 11:30
Hungerburg – 868 m – 11:50