Kurzbericht 

Eggstock Nordwand & Dammastock


Publiziert von jfk , 27. Mai 2017 um 22:11.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:26 Mai 2017
Hochtouren Schwierigkeit: S-
Ski Schwierigkeit: S
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2500 m
Abstieg: 2050 m
Strecke:23 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Göscheneralp, Dammagletscher (Nur von Ende Juni bis Mitte Oktober) Sonstige Zeit mit dem Zug bis cff logo Göschenen und weiter bis zur Göscheneralp mit dem sympatischen und preiswerten Alpentaxi (Christian Näf Tel. 079 545 14 52; geissenparadis.ch)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Belvedere Furka
Unterkunftmöglichkeiten:Chelenalphütte SAC
Kartennummer:map.geo.admin.ch

2009 führte mich meine erste Hochtour aufs Sustenhorn. Neben der Freude am Hochgebirge wurde auf dieser Tour auch meine Leidenschaft für die Bergfotografie geweckt. Es war das erste mal, dass ich eine eigen Kamera im Rucksack mit dabei hatte. Eines der Fotos, das ich damals machte, zeigt die wilden Ost- und Nordflanken des Winterbergs. Ich habe es seither immer wieder hervorgenommen und davon geträumt auf seinen Gipfeln zu stehen. 

2014  wurde dann ein erster Versuch gewagt: Von der Albert-Heim-Hütte wollten wir via Galenstock den Dammastock in Angriff nehmen. Noch auf dem Gipfel des Galenstocks hatten wir bestes Wetter. Auf dem Rhonegletscher wurden wir dann aber innerhalb einer halben Stunde komplett eingenebelt, so dass wir zeitweise unsere liebe Mühe hatten, überhaupt noch bis zu unseren Skispitzen zu sehen. Wir begnügten uns also mit dem ersten Gipfel und hatten es nur Glück, GPS und vor allem dem Umstand, dass unsere Spuren mehrheitlich noch nicht verweht waren zu verdanken, dass wir heil und ohne grössere Verhauer wieder in Realp ankamen.


Mittlerweile entwickelte sich bei mir eine Vorliebe für schöne Firn- und Eiswände und als ich so vor zwei Jahren einen verlockenden Firnstreifen in der Eggstock Nordwand entdeckte, war für mich klar, dass ich den Dammastock einmal über diese Wand besteigen mächte.

Die Eggstock Nordwand weist optisch und routentechnisch einige Ähnlichkeiten mit der Fletschorn Nordwand auf. Wie ihre grosse Schwester im Wallis, teilt sie sich in einen massiven felsigen Ost- und einen schmalen, eisigen Westteil auf. Ebenfalls wie am Fletschhorn, wurde auch in dieser Wand zuerst der felsige Part durchstiegen.  In alten SAC-Führern findet man noch Zeugnis dieser abenteuerlichen Route aus den 50ern. 
Im Gegensatz zum Fletschhorn, hat Eispapst Erich Vanis aber nie den Eggstock besucht und so hat sich hier auch nie eine klassische Eisroute entwickelt. Es ist sogar möglich, dass bis heute noch kein Steigeisen den Firnteil der Nordwand berührt hat. Zumindest sind dazu weder im Internet noch in der Literatur irgendwelche Informationen zu finden und auch der Hüttenwart der Chelenalphütte und der intime Gebietskenner und ehemalige Hüttenchef derselben wissen von keiner Begehung.

Es lohnt sich an dieser Stelle noch ein paar Worte an die Chelenalphütte zu verlieren: Bereits 1903 wurde die erste Hütte errichtet. 1926 erfolgte der Neubau, welcher sich mit sanften Renovationen bis heute entwickelt und dabei seinen urigen Charakter erhalten hat. Viele Jahre prägten die Familien Gamma und Mattli die Geschichte der Hütte. Sohn Paul Mattli führte die Hütte gar 31 Jahre als Hüttenwart. Mattli Vater und Sohn waren es auch, die den hier beschriebenen Zustieg zum Rotfirngletscher noch mit Nagelschuhen erkundeten.
Die Weiden unterhalb der Hütte wurden noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg mit Vieh bestossen, welches jeweils von der Göscheneralp über den Chelengletscher auf die Alp getrieben wurde. Zur selben Zeit waren auf den selben Matten auch Wildheuer am Werk. Das Heu vom letzten Sommer wurde dann jeweils im folgenden Frühjahr mit Schlitten ins Tal geführt. Die unscheinbare Ruine einer alten Alphütte etwas unterhalb der Hütte zeugt noch von dieser Zeit. Seit letztem Herbst wird die Hütte vom sympatischen, neuen Hüttenwart Remo Gisler geführt.


Start am Donnerstagmorgen in Göschenen. Mit dem Alpentaxi geht es kurzweilig und zügig auf die Göscheneralp. Zusammen mit Christoph wandere ich gemütlich hoch zur Hütte. Remo Gisler, der neue Hüttenwart ist zusammen mit Helfern ebenfalls hier um die Hütte für den Sommer vorzubereiten. Wir sind also quasi seine ersten Gäste in der Sommersaison. Am Nachmittag gibt es noch einen kurzen Ausflug Richtung Sustenlimi und eine kleine Murmeltier-Safari in der Umgebung der Hütte. 
Anschliessend gibt es ein feines Znacht und schon bald geht es in die Federn. Da es Remo mit der Menge beim Abendessen etwas gut gemeint hat und ich eine Lunchbox für den nächsten Tag dankend ablehnte, gibt in der Chelenalphütte für den Rest des Sommers wohl Spaghetti Bolognese.

Am Freitag Start um 2 Uhr bei 7°C und Sternenhimmel. Ohne Probleme geht es bis zum Wandfuss, der pünktlich zum Sonnenaufgang erreicht wird. Die Bedingungen in der Wand sind ausgezeichnet. Nur im oberen Teil gestaltet eine mühsame Wühlerei den Aufstieg etwas beschwerlich.
Aufgrund der bereits ordentlich warmen Temperaturen wird bei der Abfahrt kurzerhand umdisponiert und statt via Nördlicher Tiefensattel Tiefenbach, direkt das Belvédère anvisiert - Zumal auch das Angebot einer Mitfahrtgelegenheit von zwei Türelern bis nach Göschenen verlockend klingt. Noch mal Danke an dieser Stelle!

Grosse und grossartige Skihochtour auf den höchsten Urner. Ein würdiger Saisonabschluss! Kantonshöhepunkt Nr. 25 - Jetzt fehlt nur noch die Dufourspitze.

Route: Karte, Topo I, Topo II
Zum besseren Verständnis sind die Schwierigkeitsangaben der Hochtourenskala fett und die der Skitourenskala kursiv markiert.

Von der Chelenalphütte auf dem Hüttenweg hinunter zum Talboden (ca. 2060m). Man quert nun das Tal bis zur markanten Moräne auf der rechten Seite des Rotfirngletschers (Die Moräne stammt nicht von demselben, sondern markiert, heute kaum vorstellbar, den letzten Vorstoss des Chelengletschers in den 80er-Jahren des letzten Jarhunderts.). Den Moränenkamm hinauf, bis zu seinem Ende und weiter, der anschliessenden Rinne folgend, zuletzt wenige Meter absteigend auf den Rotfirngletscher (ca. 2350m). Bei sehr guter Schneelage kann auch direkt über den Gletscher aufgestiegen werden (T5 WS+, S).
Weiter über den Gletscher bis zum Wandfuss  (ca. 3000m)(WS-, ZS) (3,5h).

Rechts unterhalb des Hängegletschers über den Bergschrund und sich in der Nähe der NE-Rippe haltend steil die Wand hinauf auf den Eggfirn.(S- 50°,je nach Verhältnissen 2-3h). In einer Viertelstunde leicht über diesen auf den Gipfel und weiter auf den Dammastock (L, WS-, 0.45h).

Abfahrt: Über den Rhonegletscher hinunter bis Belvédère (WS-) oder interessanter über den Nördlichen Tiefensattel nach Tiefenbach/Realp (S).
  • Via Nordwand? Bei guten Verhältnissen und entsprechendem Können sicher machbar und lohnend. 500hm 45°- 50°, oben noch etwas steiler, weitere 1000hm 25°-40°. Schätze die Schwierigkeiten so auf SS+. 

Tourengänger: jfk


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