Bishorn 2x 1971


Publiziert von FJung , 15. Mai 2017 um 13:40.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:21 August 1971
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2478 m
Abstieg: 2478 m
Strecke:Zinal - Bishorn - Zinal
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Sierre - Val d'Anniviers - Zinal
Zufahrt zum Ankunftspunkt:gleich
Unterkunftmöglichkeiten:Cab. de Tracuit

Auf Anraten Elenas, die die Sicht vom Bishorn rühmte, beteiligte ich mich an dieser Tour, aber es wurde auch ohne Sicht ein schönes Wochenende.
Wir waren etwa 10 Personen, die gegen Mittag von Zinal aufbrachen, Richtung Cab. de Tracuit  Der Weg schlängelte sich in die Höhe, er bot nicht viel Abwechselung, rechts von uns sahen wir einen Wasserfall etwa auf halber Aufstiegshöhe. Danach kam eine kleine Alm, sahen Zinal immer kleiner werden und erreichten auch bald die Hütten von Combautanna in 2578 m Höhe. Eine Rast war nötig. Zwar schien die Sonne noch, aber Wolken rund um uns versprachen nichts Gutes. Wir zogen uns wärmer an.
Gingen wir erst noch über Almenweiden, erreichten wir bald darauf die Zone der herabgestürzten Steine. Wir überholten noch viele Gruppen unterwegs, von der Alp bis zur Hütte hatten wir nicht mehr als eine Stunde bei einer Höhendifferenz von 678 m gebraucht!
Wir kamen aber nicht zu früh, denn plötzlich begann es zu  regnen. Mit Marianne, die mein Tempo ging, kamen wir 40 Minuten früher als der Rest der Gruppe an. Sie war dann aber so fertig, daß sie  sich erst einmal für eine Stunde ausruhte.
Draußen schneite es nun ununterbrochen. Wir rechneten schon damit, Sonntag wieder ohne Gipfelbesteigung abzusteigen. Aber als gegen 19 Uhr Rosemarie arbeitsbedingt bei uns in der Hütte ankam, glaubten wir wieder an den  Gipfel.
Sonntag schneite es nicht mehr. Wir sahen zum erstenmal unser Ziel, ein leicht erreichbarer Viertausender. Mit Rosemarie und Marianne am Seil,  gingen wir als Letzte von unserer Gruppe von der Hütte fort. Welch ein harmloser Gletscher lag da unter unseren Füßen, verglichen mit dem Feegletscher! Der Schnee war weich, und wir sanken schon so früh am Morgen ein. Das konnte ja gut werden!
Langsam holten wir die anderen ein. Ulis Verlobte machte bei etwa 3800 m Halt, sie weinte, sie hatte Atembeschwerden, denn sie war noch nie so hoch gewesen. Sie gingen noch langsam bis zum Paß in 3911 m Höhe, dann blieben sie dort und gingen später zur Hütte zurück. Der "Viertausender der Damen" forderte doch seinen Tribut, aber die beiden Mädchen an  meinem Seil marschierten gut, und plötzlich waren wir an der Spitze. Aber was nutzte uns das? Wolken hüllten den Gipfel ein, und wir sahen bald nur noch einige Meter weit. Aber nun war es nicht mehr windig, so daß wir alle bis zum Gipfel gehen konnten. Hier goß Eric, ein Arbeitskollege von mir, uns einen Rum ein, es war sein erster Viertausender.
Meine beiden Seilgefährtinnen bekamen den Gipfelkuß, dann zogen wir wieder abwärts. Hier oben war nichts zu gewinnen, mitten in der Wolke. Marianne lief vorweg, es ging gut in dem etwa 50 cm Neuschnee. Erst bei etwa 3400 m fielen wir wieder in den normalen Schritt ein.
Der Weg zur Hütte bot keine Schwierigkeiten, denn hier unten schien wieder die Sonne, aber die Berge waren hinter Wolken versteckt. Nach dem Mittagessen war es eine Freude, Charly zu sehen, wie er den Weg hinunterlief, Abkürzungen nahm und nicht müde wurde. Da hatte sogar ich Mühe, ihm zu folgen. Wir kamen wieder einmal richtig in Zinal an, denn fünf Minuten später fing es an zu regnen.
Ich fragte mich besorgt, wie das Wetter wohl in Chamonix sei, denn in Martigny stieg ich in den Zug, um die französische Montblancmetropole und Jean-Marc und Daniel zu erreichen.

4.-5. September 1971
Schon wieder Bishorn?
Ja, aber eine Bergtour, die mich in diesem Jahr doch am meisten freute, war doch mein alter Freund Reinhard an meinem Seil.  Wir  trafen uns jetzt nach einem Jahr wieder. 
Wir gingen den gleichen Weg wie vor einigen Wochen.
Diesmal war schon beim ganzen Aufstieg blauer Himmel, wir schwitzten und hatten uns viel zu erzählen. Schon vor den Hütten von  Combautanna sahen wir nun immer die Cabane über uns. Jedesmal, wenn Reinhards Puls auf 160 ging, blieb er stehen und ließ sich das Her beruhigen. Er fragte immer wieder, wo das Bishorn sei, denn wir sahen rechts nur die Pointe d'Ar Pitetta, die Crête de Milon und den Tête de Milon, links waren nur die Ausläufer der Diablons zu  erkennen, und alles überragte das Weißhorn.
Wir brauchten genau 3 1/2 Stunden bis zur Hütte, trotz Pulsmessungen waren wir also nicht zu langsam. Von der Hütte sahen wir in die Runde. Gleich neben der Hütte erhob sich der Tête de Milon, 3691 m, links davon der Gipfel des Weißhorns, dann ragte der Große Gendarm in den Himmel, sodann folgte der Schneegrat vom Weißhorn zum Bishorn, das auf dieser Seite eine Felswand besaß. 
Die Hütte stand an dem Rand des Turtmanngletschers ein kleiner Ausläufer senkte sich neben der Hütte in die Tiefe.
Rechts vom Tête de Milon beeindruckte das Zinalrothorn mit seinem Grat zum Besso und dem Glac. de Moming in der Flanke. Der Besso gefiel mir gut mit seinen beiden Gipfeln, dann erkannten wir die Pointe de Zinal, Dent Blanche, Grand Cornier und die Pigne de la Lé.
Ein herrlicher Blick schon von der Hütte aus, und wir waren auch nicht verärgert, als von den Täler Wolken aufzogen und uns einnebelten. Nach solch einem schönen Tag war es nur erklärlich, daß die Luft sich abkühlte und sich einige Wolken bildeten.
Die Nacht wurde für Reinhard zu einem Alptraum. Wir mußten im Aufenthaltsraum schlafen, die Schlafräume waren belegt. Um 1 Uhr stiegen die ersten von den Dortoirs hinab, um auf das Weißhorn zu gehen. Da fanden wir Platz in den Schlafräumen, und wir schliefen noch bis um 5 Uhr. Reinhard wollte nie wieder in einer Hütte übernachten.
Beim Frühstück ließen wir uns Zeit. Als Letzte banden wir uns das Seil um und traten auf den Gletscher. Der Gletscherrand war diesmal vereist, wir hatten Mühe, das  erste Stück zu bewältigen. Wir sahen auch Spuren von Steigeisen, aber sie waren wohl doch nicht nötig.
Vor uns sahen wir die anderen Seilschaften langsam um die wenigen Spalten gehen und den Hang hinaufschleichen. Bei etwa 3900 m machten viele eine lange Rast, wir konnten an ihnen vorbeigehen.
Nach genau  2 3/4 Sunden waren wir auf dem Gipfel und klopften uns auf die Schultern. Eine herrliche Sicht bot sich uns.
Wir sahen genau in die Nordostwand des Weißhorns hinein, auf dem  Grat kletterten einige Seilschaften Richtung Gipfel. Beim Gendarmen hatten wohl alle Schwierigkeiten, es war schön, ihnen zuzusehen.
Während zuerst noch etwa 60 Personen bei uns auf dem Gipfel waren, waren wir bald darauf alleine. Eine herrliche Stille umgab uns.
Der Montblanc leuchte herüber, der Besso, der von Zinal so trutzig erscheint, stand vor der Wand des Grand Cornier und war fast nicht zu erkennen, zum erstenmal sah ich nun die Domhütte in der Sonne glänzen, und unterhalb des Domes erkannten wir noch einige Bergsteiger. Die Spur auf dem Hohberggletscher, vom Festigletscher und dem Festijoch kommend, war im Schnee gut zu sehen.
Nun kannte ich die Mischabelgruppe von West, Süd und Ost, die Ostseite mit seiner 3 1/2 km langen Felswand, die Südseite vom Alphubel aus, die Westseite mit seinen Gletschern und dem Normalanstieg zum Dom von hier aus. Gerade noch neben dem  Alphubel  erkannten wir das Allalinhorn, das Monte Rosa-Massiv erhob sich gegen den Himmel. Reinhard sagte, er hätte noch nie so eine herrliche Rund- und Weitsicht gesehen, denn wieder erkannten wir das Berner Oberland, den Rhônegletscher und Galenstock, den Wildstrubel, das Wildhorn, Les Diablerets, die Dents du Midi. Dazu wehte kein Wind, keine Wolke war am Himmel, ich schaute auf den Weißhorngrat und verfolgte weiter die Kletterer. Reinhard schlief hier seinen Schlaf aus.
5 Bergsteiger schreckten uns auf. Sie kamen vom Weißhorn. Weil aber einer von ihnen seinen Rucksack mit Steigeisen verlor, mußten sie die Tour abbrechen.
Wir gingen mit ihnen zur Hütte zurück, dazu brauchten wir genau eine Stunde. Nach der wohlverdienten Pause, nach einem letzten Blick auf das Bishorn, sprangen wir in 1.35 h hinab zum Auto, das uns zum "Alpina", dem ersten Restaurant am Wege, brachte. Der Besso ragte von hier wieder in den Himmel. Reinhard konnte kaum glauben, daß wir am Morgen noch fast 500 m höher waren als dieser imponierende Berge. Ich schaute noch einmal traurig zum Talschluß, grüße noch einmal die Berge um mich herum und setzte mich zu Reinhard ins Auto.
Das Bishorn mit Reinhard war ein herrlicher Abschluß dieses ereignisreichen Jahres 1971.

Tourengänger: FJung


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