Kurzbericht 

Altels, das perfekte Dreieck


Publiziert von Dolmar , 2. Mai 2017 um 21:17.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:29 April 2017
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Aufstieg: 2500 m
Abstieg: 2500 m

Wohin bei diesem tollen Wetter, leider aber auch mit fast in den ganzen Alpen einem 3 er was die Lawinengefahr angeht also "erheblich". das schränkt die Tourenauswahl ebenfalls erheblich ein.
Was richtig steiles geht da eher nicht, in den Ost und Zentralalpen weiß ich grad nix passendes, Bin mir auch ziemlich unsicher was die tatsächlichen Schneemengen der letzten Tage angeht, die div. Webcam`s geben unterschiedlichste Eindrücke.
Leider schaffe ich es auch nur für den Sonntag eine Tour anzugehen. Eine lang ersehnte Traumtour kommt mir da in den Sinn. Altels, ein großes Dreieck, geometrisch fast perfekt sofern man das überhaupt von einem Berg sagen darf. eine riesige Flanke in idealer Neigung von ca. 35° Grad. Der Gipfeaufbau ist dann zwar deutlich steiler mit knapp über 40 ° Grad aber das wird schon gehen.

Anreise ins Berner Oberland am Samstag nachmittag. Die Nacht wird wieder mal im Auto verbracht wie schon so oft. Das die Bahn hinauf zum Sunnbüel erst um 8:00 Uhr fährt schmeckt mir gar nicht. Ich denke es ist für die Jahreszeit zu spät für das geplante. 
Leider heißt das aber auch, das die morgige Tour auf den Altels zu einer Konditionsaufgabe wird.
es kommen noch 730 Hm extra dazu.
Der frühe Vogel muß hier herhalten. Wecken ist um 4:00 Uhr das dürfte genügen
Ich starte um 4:45 Uhr mal wieder mit aufgebundenen Ski.
Der Wanderweg ist recht bald eingeschneit, für das anfellen reicht es aber nicht, so trage ich die Ski eine gute Std. lang bis kurz vor die Stockhütte. Bald ist Sonnbüel die Bergstation der Seilbahn erreicht und ich muß schweren Herzens einige der  errungenen Höhenmeter wieder vernichten. Die Spittelmatte liegt runde 70Hm tiefer. Der Schnee ist hier hart gefroren von viel Neuschnee ist nix zu finden, aber der Altels präsentiert sich prächtig. Sogar der Gipfelaufbau sieht gut eingeschneit aus, was scheint´s selten genug ist.  Eine angelegte Spur führt mich sicher durch den Sagiwald zur westlichen Flanke des Altels.
Da zeigt sich wieder der Herdentrieb, jeder sucht den einfachsten Weg, so auch ich. Soll heißen die 5 vor mir und ich folgen der gelegten Spur die so weit am westlichen rand verläuft das sie immer wieder über abgeblasene Stein und Schotterpassagen führt und trotzdem nimmt keiner einen vernünftigeren Weg. Ich auch nicht die Bequemlichkeit mit dem Gedanken Kraft zu sparen lassen mich am Herdentrieb zu 100 % teilnehmen.

Nach einer kleinen Ewigkeit erreiche ich gegen 10:00 Uhr den östlichen Grat unter dem Gipfelaufbau auf ca. 3300m Höhe. Zugleich das Skidepot, Hier endet die suboptimal gelegte Spur.

Nicht schlecht in 5:15 h bis hier her das ist ganz passabel. Nach einer kurzen Rast mit Vesper überlege ich wie es weiter geht, vor mir ist niemand mehr, Spuren gibt es keine deutlichen welche zum Gipfel führen.
Mir ist bekannt, daß der normale Weg durch das fast mittige Couloir im Gipfelaufbau zum Aufstieg verwendet wird da dort bei Schneemangel meistens guter Trittschnee vorhanden ist.
Nun hat es aber auf der westlichen Gratseite bis zum Gipfel hinauf zumindest optisch eine recht ordentliche Schneeauflage. Mir stäubt es etwas die Ski schon wieder aufzubinden so entscheide ich mich für die seltene Variante und will versuchen auf den Gipfel zu kommen ohne die Ski zu tragen.

Zuerst mal eine lange Querung unter dem Gipfelaufbau auf die westliche Gratseite, und hoppla hier hat es teils ordentlich tiefen Schnee, die Spurerei wird zur Kraftprobe. Das Gelände läßt sich nur schlecht einschätzen, mal ist es grundlos tiefer Pulver, mal kommen nach wenigen cm Felsen hervor.
In gerade so noch machbaren Spitzkehren Suche ich meinen Weg irgendwo zwischen dem W-Grat und der Flanke nach oben, üble Stellen sind harter Untertgrund mit 10cm Neuschneeauflage, mehrmals rutsche ich hier mit den Ski ab, und das in einer knapp über 40 Grad steilen Flanke, Vorsicht ist geboten, kräftiges einschlagen der Ski wechseln mit den schon genannten grundlosen Pulverschnee und Felsen ab.
Ich merke die Anstrengung hier oben nun deutlichst, brauche immer wieder Pausen.
Entweder sieht mein unterfangen unsinnig aus, denn die 5 er Gruppe entschießt sich am Skidepot zur Abfahrt und kommt nicht nach.

Etwa 100 Meter unter dem Gipfel sehe ich zwei Türler das Couloir aufsteigen, Sie sind aber noch weit unter mir.
Mit dem Wissen das es nun wirklich nicht mehr viel weiter hinauf geht bekomme ich so etwas wie die zweite Luft und bewältige die letzten Meter recht zügig. Knapp unter dem vermeintlichen Gipfel mache ich Depot, das hier nur noch 15cm Lockerschnee auf Schotter liegt.
Um 11:30 Uhr erreiche ich den Vorgipfel, Die Steigeisen habe ich zwar dabei, aber keinen Pickel, und so wie der schmale Grat zum Hauptgipfel aussieht traue ich mir das wieder nicht zu, also begnüge ich mich mit dem unwesentlich niedrigeren Vorgipfel.
Die Gipfelflanke hat mich satte 1 1/2 Std. Aufstieg gekostet und mächtig an meinen Akku`s gesaugt. 
Ja es sind auch 2500Hm bis hier her, ein Geschenk sieht anders aus. Nein es sieht genau so aus, herrliches Wetter, eine Weitsicht bis zum Mont Blanc, Matterhorn, etc. fast Windstill, es hat sich gelohnt.
Der Schnee passt hier oben auch, keine Spur vor LWS "erheblich", hier geht nix ab, außer die Ski.

Bevor die beiden anderen kommen stehe ich bereits in den Skiern und beginne die Abfahrt, 
Ein paar Worte am Treffpunkt unserer Linien und es stäubt in schönem Powder die steile Flanke hinunter.
Ganz so easy auch wieder nicht, die teils schwache Schneeauflage verlangt Vorsicht und vor allem eine gute Wahl der Linie, es hilft alles nix ganz ohne Blessuren an den Ski geht das hier nicht ab. 

Nach dem Gipfelaufbau fahre ich noch weiter fast in Falllinie durch das gigantische Dreieck bis immer größer werdende Windgangeln und zunehmender Bruchharst mich nach Osten treiben.
Hier entlang einer Felswand Wind- und Schattenseitig liegt perfekter Powder, in diesem geht`s zackig hinab.
Ab dem Sagiwald ist der Schnee nur noch tief und schwer, was soll`s die paar Meter noch hinab auf die Spittelmatte sind zu ertragen.
So jetzt kommt noch ein leidiger Gegenanstieg also werden die Ski aufgebunden. Da darf ich noch ungefragt als Fotomodell für einen Asiaten erhalten, die fotografieren aber auch wirklich alles, sogar mich !.
Die Seilbahn fährt natürlich auch nicht, bzw. erst um 17:10 Uhr, so lange will ich hier nicht warten, zumal auf dem trockenen, In Kandersteg wurden mit Beendigung der Skisaison die Bürgersteige schon hochgeklappt. Also in tiefem Schnee hinab. Anfangs geht das mit den Ski noch recht gut, bald reicht aber die Schneeauflage nicht mehr aus und ich trage die Ski ins Tal.
Dabei ist eine Passage entlang einer Felswand die Schlüsselstelle, Die Wand hängt noch voller Eiszapfen, welche in der tageszeitlichen Erwärmung an halt verlieren und permanent auf den Wag stürzen. Hier ist ein kurzer Sprint angesagt um bestmöglich nicht getroffen zu werden, ich wurde nicht getroffen. 
Um 15:15 Uhr bin ich nach 10 1/2 h wieder am Auto.
Das waren 2500Hm by fair means, ich bin platt, entschieße mich an den Thunersee zu fahren und noch einige Zeit  die Seele baumeln zu lassen.
Die Thuner haben es schön, selten schönes fleckchen Erde am Thunersee.
 

Tourengänger: Dolmar


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