Wedekindlauf 2017 - Wandern statt Rennen


Publiziert von Ekkehard , 1. Mai 2017 um 18:58.

Region: Welt » Deutschland » Norddeutsches Tiefland
Tour Datum:30 April 2017
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 1:45
Aufstieg: 34 m
Abstieg: 36 m
Strecke:9,8km

Der Wedekindlauf, eine Volkslauf in Hildesheim, der 2017 schon zum 31. mal stattfand, zieht tausende Menschen, als Läuferinnen und Läufer und als Publikum an. Da es hier ums Rennen (neudeutsch „Laufen“) geht und zudem, nach meinem Geschmack, zu viele Menschen auf engem Raum zusammen kommen, war das Event in der Vergangenheit nicht meine Sache. In diesem Jahr allerdings hatten einige Laufbegeisterte meiner Partei vor sich Lauf beteiligen. Um nicht als Spaßverderber da zu stehen, sage ich meine Teilnahme zu, allerdings unter der Bedingung, dass ich ich mit meinen Bergstiefeln die Strecke abwandern kann und nicht rennen muss.

Da keiner etwas einzuwenden hatte, also ging ich als Teilnehmer mit der Nummer 3546 am 10km-Lauf an den Start. Mein Lauf-Motto: „Da können sich die anderen mal Umschauen!“

Punkt 13 Uhr ging es los. Das Läuferfeld hatte sich in der Nähe des Rathauses aufgestellt und nach dem Startschuss rannten alle los – außer mir natürlich, denn ich beherzigte den Rat, es am Anfang nicht zu schnell angehen zu lassen.

Die erste unangenehme Überraschung folgte bereits nach 150m. Die Straßensperrung war bereits aufgehoben, die Streckenposten hatten bereits ihre Plätze verlassen, und ich musste den Verkehr abwarten. Das gleiche Spiel erwartete mich an der nächsten größeren Straße.

Jetzt ging es die Sedanstraße entlang. Hier war früher die Stadtmauer, nach deren Niederlegung im 19. Jahrhundert wurde eine breite Allee angepflanzt und nach dem gewonnenen Krieg gegen Frankreich 1871 entsprechend benannt. Am Ende der Allee kann ich gerade das Läuferfeld abbiegen sehen. Der erste Teil des Weges verläuft etwas unübersichtlich und die Markierungen sind nicht überall gut gewesen. Wieder musste ich eine Straße queren, aber jetzt geht es auf den Kehrwiederwall. Dies ist das letzte Stück der Stadtbefestigung, welches sich noch im originalen Zustand befindet. Auch das Stadttor in Form des Kehrwiederturmes ist erhalten geblieben, es war so unwichtig, das es nicht lohnte abgerissen zu werden. Der Name spielt auf eine Stadtsage an, bei der es darum geht rechtzeitig vor Toresschluss wieder in der Stadt zu sein. Der Wall mit seinen Linden ist jetzt im Frühling zauberhaft, das zarte Grün, der blaue Himmel.

Aber da es heute sportlich zugehen sollte, werfe ich einen Blick auf die Uhr um einen Eindruck über meine Geschwindigkeit zu bekommen. Ich war mit etwas mehr als 5km/h dabei, hatte also etwas Luft nach oben.

Vom Kehrwiederwall ging es dann abwärts zur Innerste, dem Fluss, der Hildesheim durchfließt. Hier wurde der südlichste Punkt der Tour erreicht. Über eine kleine Brücke und ein Wehr setzt sich der Weg auf der westlichen Flussseite fort. Bald passierte ich das Freibad der Stadt (Jo-Wiese genannt), welches natürlich trotz des schönen Wetters geschlossen hatte. Die Innerste nimmt dann den Weg durch ein bebautes Gebiet, welches eine Kanustrecke beinhaltet. Deshalb wich die Strecke jetzt auf einen Nebenarm der Innerste aus, der dank eines kleinen Wasserkraftwerkes jetzt auch etwas mehr Wasser führt.

Etwas weiter Flussabwärts unterquert dann die Strecke die mächtige Brücke der Bundesstraße 1. Diese Straße, als Reichsstraße verband sie Aaachen mit Königsberg, hat viel von ihrer Strahlkraft verloren und ist bedingt durch die Abgase eher ein Ärgernis für die Stadt. Unter der Brücke kann man am anderen Ufer der Innerste den weiteren Teil der Strecke sehen. Es kamen mir die anderen Läufer entgegen, ich war also etwa 40 Minuten zurück.

Meine Hoffnung an der Eisenbahnbrücke (Der Volksmund nennt sie „Fünf-Bogen-Brücke“) etwas zu Trinken und etwas Zuspruch zu erhalten trogen, denn offensichtlich war die Station schon abgebaut.

Die Tour geht jetzt etwas weiter westlich an der Bebauung des Stadtteils Himmelsthür entlang. Himmelsthür ist vielen Kindern aus Deutschland bekannt, weil zu Weihnachten viele Briefe an das „Christkind an der Himmelstür“ hier von fleißigen Menschen beantwortet werden. Noch einen kleinen Umweg machend verläuft der Weg dann über die Innerste auf die östliche Seite zurück. Er führte mich dann zwischen Kleingärten und Industrie zum Volksfestplatz. Hier stand während des zweiten Weltkrieges ein Arbeitslager der „Deutschen Arbeitsfront“, in dem Menschen zur Zwangsarbeit für die Hildesheimer Industrie ausgebeutet und ermordet wurden. Zu sehen ist davon nichts mehr. Es ging dann wieder unter B1-Brücke hindurch. Weniger als einen Kilometer vom Ziel entfernt, schaute ich nochmals auf die Uhr und stellte fest, dass ich deutlich rascher unterwegs war als gedacht. Im „Liebesgrund“, einem Teil der mittelalterlichen Stadtverteidigungsanlagen, geht es jetzt aufwärts der Innenstadt entgegen.

Oben angekommen musste ich noch eine Straße queren, einen Lastwagen passieren und den Zieleinlauf bewältigen. Bei letzterem assistieren mir eine Mitläuferin und eine Mitläufer, die beim vorherigen 5km-Lauf beachtliche Zeiten erzielt hatten und jetzt auf meine Rückkehr gewartet hatten.

Mit einer Zeit von 1h35m hatte ich die Strecke von 9,8km mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 6,2km/h zurückgelegt. Das war dann doch sportlich und fast kein Wandern mehr.

Sehr zu meinem Ärger wurde aber aus unerfindlichen Gründen meine Zeit nicht genommen und ich auch nicht in der Läuferliste aufgeführt. Man sollte vielleicht doch Laufsport und Wandern nicht mischen.


Tourengänger: Ekkehard


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Von Lamspringe nach Hildesheim · Ekkehard

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