Magerrain 2524m und Gulderstock 2511m


Publiziert von Bergamotte , 29. März 2017 um 09:47.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:25 März 2017
Ski Schwierigkeit: S
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG   Spitzmeilengruppe   CH-GL 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 1325 m
Abstieg: 2525 m
Strecke:20.4km (Flachdistanz)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Engi, Weberei
Unterkunftmöglichkeiten:cff logo Maschgenkamm
Kartennummer:237S

Magerrain und Gulderstock sind zwei rassige Skitourenziele abseits des Mainstreams. Auch wenn das kaum gemacht wird, lassen sich die beiden Gipfel durchaus kombinieren. Man kommt so zu einer abwechslungsreichen Überschreitung vom Maschgenkamm rüber ins Glarner Sernftal. Aufgrund steiler Nordwesthänge sind sichere Verhältnisse aber zwingend.

Ich bin kein Fan von Touren ab Skigebieten. Das liegt an den Menschenmengen und der teils umständlichen Anreise, bis man endlich loslaufen kann. Erschwerend hinzu kommen um diese Jahreszeit die Betriebszeiten. So kann ich - auch aufgrund langer Warteschlangen am Ticketschalter - erst nach 8:30 vom Maschgenkamm aufbrechen; auf den ersten Blick viel zu spät für den warmen Frühlingstag. Zum Auftakt fahre ich nach Panüöl ab, um anschliessend die weitläufige Hochebene westwärts Richtung Sächserseeli zu durchqueren. Bequemer und schneller wäre der Übergang ab Bergstation zur Ziggerfurgglen gewesen, wie mir erst im Nachhinein bewusst wird. Auch beliebt ist die Variante ab Leist - ab hier wäre der Erdisgulmen fast schon geschenkt gewesen.

Item. Der Schnee in der Ebene ist bereits arg aufgeweicht. Das kann ja heiter, denke ich mir, und spurte mit hohem Puls zum Hoch Camatsch (2236m), dem Übergang ins Murgtal. Hier kann ich aufatmen, denn die Unterlage ist in bestem Zustand und das sollte bis fast zum Ende der Tour so bleiben. Störend hingegen die kräftige Bise, die mich auf dem Gratrücken erwartet. Diesem folge ich unschwierig und erreiche zehn Minuten später den ersten Gipfel, den wenig markanten Erdisgulmen (2293m). Man steht hier direkt zu Füssen vom massigen Magerrain.

Ich trödle nicht lange rum und fahre - zuoberst recht steil - ins Heuloch ab. Der Wiederaufstieg nach Erdistelli ist durch das Gelände eigentlich vorgegeben und auf der LK schön ersichtlich. Ich hingegen bin ungeduldig und überwinde das kleine Felsband durch einen engen, steilen Schlitz. Nun türmt sich die eindrückliche Steilflanke des Magerrains auf. Stellenweise ist sie pickelhart gefroren und auch mit Harscheisen sehr anspruchsvoll zu begehen (allenfalls Pickel mitnehmen). Im Mittelteil erreicht man um die 40°, bevor das Gelände unterhalb des Gipfels wieder abflacht. Angesichts dessen ist mir die ZS- im Führer gar mild ausgefallen. Auf dem Magerrain (2524m) packe ich mich dick ein und muss erstmal wieder zu Kräften kommen nach dem zügigen Aufstieg. Kurz nach mir trifft ein zweiter Türler ein, recht überraschend an diesem kaum begangenen Gipfel.

Der Weiterweg zu meinem zweiten Gipfelziel, dem Gulderstock, ist von hier schön einzusehen. Während man im Sommer den langen Verbindungsgrat - bestehend aus Gipsgrat, Teufgrätli und Guldergrat - direkt überschreiten kann, hält man sich im Winter auf dessen Westseite. Das zieht sich ganz schön in die Länge, so fahre ich bereits nach zehn Minuten Pause die herrlich steile Magerrain-Flanke wieder ab. Um zum Sattel P. 2233 zu gelangen, muss schliesslich etwas "getreppelt" werden. Anschliessend möglichst hohe Querung zu den Hangetenböden (Vorsicht: steile Südhänge), wo ich wieder anfelle.

In leichtem, fast schon meditativem Auf und ab ziehe ich südwärts, ohne dabei wirklich an Höhe zu gewinnen. Man erkennt Hausstock, Kärpf und Tödi - artig aufgereiht wie Musterschüler. Erst nach dem Heidenstäfeli steilt das Gelände zusehends auf. Die Routenführung ist offensichtlich, schliesslich liegen Gulderstock und -turm ständig im Blickfeld. Der Aufschwung direkt unter dem Gipfel ist sehr steil (bis 40° auf 40 Metern) und etwas eingeblasen. Hier trage ich die Skier. Die letzten Meter dann wieder angenehmer zum kleinen Gipfelplateau vom Gulderstock (2511m). Das Rundumpanorama an diesem herrlichen Tag lässt keine Wünsche offen. Am meisten begeistert aber der Blick zum Gulderturm, der gerademal fünfzig Meter entfernt liegt. Ich packe mich wieder dick ein, die Bise hat nicht nachgelassen, und kann endlich eine ausgiebige Mittagsrast einlegen.

Die Abfahrt runter ins Mülibachtal zählt bei Pulverschnee zum Besten, was man im Glarnerland findet. Und das gilt genauso bei Firnverhältnissen, wie ich heute feststellen durfte. Zunächst wollte ich die NW-Rippe fahren, was sicherer ist als die beidseitigen Mulden. Aber beim Blick die Gulderengand runter war der Entscheid schnell umgestossen. Oben eng und sehr steil (bis 40°) flacht die Runse zunehmend ab und geht in ideal geneigtes Gelände über. Die Oberschenkel brennen wie Höllenfeuer, doch einen solchen Flow möchte man nicht unterbrechen. 500Hm tiefer, auf dem Gulderenboden, dann durchatmen und den Endorphin-Flash geniessen. Nach ein paar Fotos geht es weiter zur Schwammhütte runter. Der Schnee wird nun schnell faul und anstrengend zu fahren. Auf dem Gamszinggen-Waldweg erwarten mich die ersten Tragestrecken. Beim Wasserkraftwerk ist dann endgültig Schluss mit Schnee. Ich steige auf Turnschuhe um, verstaue die Skier am Rucksack und wandere in zwanzig Minuten durchs sommerliche Mülibachtal runter nach Engi (812m), wo der gelungene Tourentag sein Ende findet.


Zeiten
1:15  Erdisgulmen
1:15  Magerrain
2:00 Gulderstock
1:10  Engi

Tourengänger: Bergamotte


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