Penyal des Migdia - zweithöchster Gipfel Mallorcas


Publiziert von quacamozza , 23. März 2017 um 10:20.

Region: Welt » Spanien » Balearische Inseln
Tour Datum:11 März 2017
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: E 
Zeitbedarf: 2:30
Aufstieg: 680 m
Strecke:Abzweig Bini / Ma-10,km 38.1-Coll des Cards Colers-Penyal des Migdia-Zufahrtstraße Puig Major-Parkplatz Ma-10, km 37.6 (6 km)
Kartennummer:outdooractive-Karte

Während die Urbanisationen S'Arenal und Magaluf, die nicht nur topografisch die Tiefpunkte Mallorcas markieren, von Touristen belagert werden braucht man sich den "Mallorca von oben"-Blick nicht mit der großen Masse zu teilen. Auf die höchsten Gipfel führen keine Seilbahnen, und Autofahrer erreichen am Pass auf 880m am Embassament de la Coma de Son Torrella die Maximalhöhe.

Am Penyal des Migdia (zur Aussprache: das g wird wie tsch, gelegentlich wie tz gesprochen, ansonsten wie geschrieben) trifft man sogar fast ausschließlich Einheimische, und auch das in der Regel nur am Wochenende. Dies dürfte eine Folge der Tatsachen sein, dass der Berg weder in einem deutschsprachigen Wanderführer enthalten ist noch dass es, außer auf mallorquinisch, eine brauchbare Routenbeschreibung im Internet gibt. Zwar ist der Gipfel sowohl auf outdooractive.com als auch hier auf hikr vorgestellt, allerdings nur mit einem weglosen, steinschlägigen und mühsamen Direktaufstieg durch das Steilgeröll der Nordflanke.



Zur Schwierigkeit:

Nordflanke: T 4 und I
Gipfelgrat: I+ (Passagen II sind möglich)
Südflanke bis Zufahrtstraße Puig Major: T 4 und I
weiterer Abstieg: T 2-3


Zum Zeitbedarf:

Abzweig Bini / Ma-10, km 38.1-Coll des Cards Colers: 20 min
Coll des Cards Colers-Nordflanke-Westgipfel-Mittelgipfel: 1 Std
Mittelgipfel-Hauptgipfel: 10 min
Hauptgipfel-Abstieg Südflanke zur Ma-10, km 37.6: 1 Std



Die Wanderung beginnt an der Ma-10, der Verbindungsstraße von Soller nach Lluc, 100 Meter nördlich des Kilometersteins 38. Hier führt ein für Kfz gesperrtes Sträßchen zu den Bini-Fincas (kein Hinweisschild). Bereits vom Abzweig aus sieht man ein Gatter, das zwar geschlossen und mit allen möglichen Warnschildern versehen ist. Davon braucht man sich aber ebenso wenig aufhalten zu lassen wie von einem kurz darauf folgenden zweiten Gatter, welches links über ein Steinmäuerchen überwunden wird. Immer auf dem Fahrweg bleibend wird nach zwei Serpentinen bald die Passhöhe des Coll des Cards Colers (906m) erreicht, auf dem linker Hand etwas abseits des Weges ein Kreuz aufgestellt ist.

Von der Passhöhe geht es weiter auf dem Camí des Cingles ca. 500 Meter leicht abwärts, bis man an eine Rechtskurve gelangt. Auf der linken Seite wird das Gelände eben. Noch um die Kurve herum, dann findet man, wie auf der outdooractive-Karte eingezeichnet, den Abzweig mit Steinmännern markiert. Die Wegspur ist deutlich ausgeprägt. Es geht zwar anfangs durch hohes Dissgras, aber es gibt keine Orientierungsprobleme. In kurzen Abständen sind Steinmännchen aufgestellt. Sollte man nach spätestens zwanzig Metern keinen Steinmann treffen ist man definitiv vom Weg abgekommen.

Leider habe ich heute kein GPS-Gerät dabei. Trotzdem sollte die Wegsuche einfach sein. Wichtig ist nur, den Abzweig von der recht viel bewanderten Schotterstraße der Bini Fincas zum Gipfel zu finden, und der ist in der Karte gut und zutreffend eingezeichnet.

Etwa 100 Höhenmeter geht es in südlicher Richtung aufwärts. Zwei größere Steinmänner zeigen auf ca. 1000m den Richtungswechsel an. Jetzt geht es nicht nach Südosten und immer auf den Puig Major zu, wie es in den Berichten im Netz zu lesen ist.
Vielmehr folgt man den stets sichtbaren Steinmännern entlang der westlichen der beiden Wegeeinzeichnungen auf der outdooractive-Karte in südwestliche Richtung höher, das heißt genau in die andere Richtung. Nur gelegentlich muss man an kurzen Felsstufen Hand anlegen. Einige Geröllpassagen sind vorhanden, aber mit Sicherheit nicht so mühsam wie beim direkten Anstieg durch die Nordflanke. Und während sich dort heute einige Ziegen aufhalten und allgemein Steinschlaggefahr vorhanden ist, braucht man sich hier nicht unbedingt den Helm aufsetzen.

Erst kurz vor Erreichen des flacheren Stücks auf etwa 1200 Meter nahe der westseitigen Felsabbrüche zeigt ein größerer Steinmann die Richtungsänderung nach Süden an. Auf dem folgenden flacheren Teil orientiert man sich am Westgipfel, auf den man zusteuert. Man kann auch vorher bereits an die Abbruchkante nach rechts wechseln, was einige Minuten zusätzliche Zeit beansprucht. Nach einer Viertelstunde lockeren Trekkinggeländes ist der Westgipfel (1356m; auch Espolón de Aries genannt) bestiegen. Bereits dieser Vorgipfel wartet mit faszinierenden Tief- und Weitblicken auf, vor allem ins Tal von Soller.

Ab hier wird das Gelände etwas alpiner, das heißt zunehmend felsig. Ein Zwischenabstieg von 20 Höhenmetern steht an, bevor es auf den Mittelgipfel mit kleinem Eisenkreuz (1380m) geht. Jetzt ist erstmal eine gute Viertelstunde Pause angesagt, um die Aussicht zu genießen. Heute habe ich viel Zeit. Bei guter Sicht erkennt man im Süden Cabrera und den Puig de Randa, unten die Stauseen Blau, Cúber und Torrella, die von Ausflugsbussen und unzähligen Autos angefahren werden. Im Norden fallen der dritthöchste Mallorcagipfel, die Massanella, sowie der Puig Tomir auf. Beides sind häufig besuchte Wandergipfel.

Der Gipfelgrat wird zuweilen euphorisch als "Himmelsleiter" bezeichnet, was doch angesichts der sich in Grenzen haltenden Ausgesetztheit und des geringen Höhenunterschieds etwas übertrieben erscheint. Der Übergang ist für trittsichere Wanderer mit alpiner Erfahrung kein Problem. Die eine oder andere leichte Kletterstelle ist zu überwinden. Der Fels ist aber überall fest.

Auf dem Hauptgipfel (1398m) befinden sich ein großer Steinmann, eine steinerne Rundmauer als Windschutz sowie eine Gedenktafel. Lediglich der Puig Major direkt gegenüber schränkt die umfassende Aussicht etwas ein. Ansonsten genießt man einen fantastischen Ausblick über die Insel. An richtig guten Tagen soll sogar das 140 Kilometer entfernte Ibiza zu sehen sein.
Ein Weiterweg Richtung Puig Major ist einen Tick anspruchsvoller, vermutlich Stellen II. Man landet dann aber in der militärischen Sperrzone. Deshalb sollte man sich für diese Alternative zuvor die beiden Genehmigungen vom Militär und der Umweltbehörde einholen.


Für mich geht es nach einer langen Gipfelpause zurück in die Scharte zwischen Mittel- und Hauptgipfel und hinab (T 4) auf ein nach Südosten ziehendes markantes, breites Geröllband. Dieses wird verfolgt, dabei ist gut auf die Steinmänner zu achten. Dann kommt eine steilere Stufe, teilweise mit etwas leichter Kletterei, meist aber im Geröll, auf gut erkennbaren Pfadspuren. So landet man direkt auf der Zufahrtstraße zum Puig Major nahe einer markanten Kehre auf ca. 1200m.

An einer neben der Straße aufgestellten Videokamera vorbei geht es entlang des Sperrzauns in einen Sattel vor einem kleinen Felsmassiv. Hier wird der Zaun durch ein Tor (Hinweis auf Privatweg) passiert.

Wegspuren führen ins Tal hinunter. Man kommt an mehreren Schneehäusern vorbei. An einem Schneehaus mit auffälligem Efeu sollte man sich nicht dazu verleiten lassen, frühzeitig nach rechts abzusteigen, sondern zunächst rechts dran vorbeigehen. Dann findet man wieder Steinmänner. Im Talboden angelangt führt der alte Steig über einen Bachlauf nahe einer Quelle. Einige Minuten weiter unten wechselt man wieder auf die andere Seite des Bachs und kommt auf einen Forstweg, der etwa 200 Meter vom Ausgangspunkt in die Ma-10 mündet.
Ein paar hundert Meter weiter Richtung Lluc befindet sich ein großer Parkplatz, mein Ziel für heute.


Fazit: Eine lohnende Halbtagestour, die man mal gemacht haben sollte, wenn man auf Mallorca Ruhe sucht.






 

Tourengänger: quacamozza


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Kommentare (3)


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Andy84 hat gesagt:
Gesendet am 23. März 2017 um 14:02
Danke für den schönen Bericht.
Wir sind im Juli auf Mallorca, das wär auf jedenfall eine sehr nette Wanderung
VG Andy

Tef hat gesagt:
Gesendet am 19. April 2017 um 14:52
Zwei kleine Korrekturen zum guten Bericht:
- der Parkplatz befindet sich bei KM 37.6
- der Einstieg ist 100 Meter NÖRDLICH von KM 38 bei 38.1

beste Grüße
Tef

quacamozza hat gesagt: RE:
Gesendet am 19. April 2017 um 16:31
Danke, ist geändert

Gruß zurück
Ulf


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