Passbegehung


Publiziert von rojosuiza , 18. November 2016 um 11:10.

Region: Welt » Italien » Piemont
Tour Datum: 1 November 2016
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Domodossola, SBB
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Iselle Stazione, Autoverlad
Unterkunftmöglichkeiten:Domodossola, Brig

 

 

Andere machen Passfahrten. rojosuiza macht Passbegehungen. Einen Pass begeht er immer wieder, ganz oder in kleinen Stückchen. Diesen hier, den kennt er in- und auswendig.

 

In Domodossola gibt es viele Wegweiser zum Sempione. Das ist mein Pass. Ich laufe zur Stadt hinaus, auf der alten Passstrasse, schnurstraks Richtung Norden. Zwischen Preglia und Crevoladossola überquere ich die Schweizer Doveria, die hier Italienisch als Diveria daherkommt. Auf ihrem letzten Kilometer ist sie hier schon, ab sie weiss es noch nicht. Die Brücke ist ein Bauwerk vom französischen Baumeister Céard, der die Passstrasse im Auftrag Napoleons neu angelegt hat, sodass auch Kanonen über den Pass fahren konnten. Am Crevalodossolaner Ufer ist ein Hochbau, der vor einigen Jahren renoviert worden ist, und leider, leider immer noch leer steht. Ein Prachtsbau an einer Prachtlage.

 

Beim wunderschönen Friedhof von Crevola macht die alte Passstrasse einen Bogen zurück, bevor sie wieder schnurgerade nach Norden verläuft.  rojosuiza macht hier einen kurzen Exkurs hinein nach Crevoladossola. Im Ort befinden sich kleine Stege und Fusswege, die scheinbar kaum noch benützt werden. rojosuiza ist einer der wenigen, die sie verwenden, um vom Oberdorf ins Unterdorf zu kommen. Er geht zum Kraftwerk, ein wahres Heiligtum dem Gott der Elektrizität. Welche Mühe man sich damals gemacht hat, um den passenden Rahmen zu schaffen: dem Strom eine Kathedrale!

 

Nach dem Besuch der Cappuccino-Quelle im Oberdorf geht rojosuiza zurück zum Friedhof. Heute ist Allerheiligen, er ist über und über geschmückt. Eintreten will er heute nicht, überall sind die Angehörigen, die ihre Verstorbenen besuchen. Unter ihm befindet sich jetzt linkerhand die Diveria in einer tiefen Schlucht. Keiner sieht sie, obwohl die Schlucht wirklich beeindruckend ist. Fährt man mit dem Auto, muss man ans Steuern denken; nur der Fussgänger hat Musse, tief zum Fluss hinabzuschauen. Es folgt oben am Berg ein Marmorbruch, denn man auch im Zug am Fenster aufblitzen sieht. Der Wanderer hat die Zeit, sich das Gestänge der Kräne aufmerksam anzusehen.

 

Nach dem halb-verlassenen Weiler Campeglia kommt eine Weile nichts, dann die grüne Schlange, und schon sind wir im Gebiet von Varzo. Es gibt Strassen und Brücken vieler Generationen nebeneinder. Die älteste ist oben am Hang und durchläuft die Dorfteile von Varzo. Die jüngste ist die Autostrasse, die halb im Fluss verläuft. In Varzo läuten die Glocken: Totengedenktag. Überall sitzen und stehen Gruppen älterer Herren herum: keine Jugend, keine einzige Frau. Vielleicht sitzen die schon brav im Gotteshaus?

 

Nach dem Durchlaufen von Varzo ändert sich die Richtung abrupt. Bis jetzt ging es mehr oder weniger immer nach Norden; ab hier befindet sich die Schweiz genau im Westen. Bis Iselle schaffe ich es dieses Mal. Nach Gondo hätte ich es wohl auch geschafft. Aber wenn einer nicht weiss, wann das letzte Postauto fährt, kann er besser den Autoverland von 16:22 Uhr nehmen. Zeit genug gibt es noch, um in Iselle di Trasquera einen Cappucciono zu trinken. Eine Stunde später kommt der Passstrassenläufer sicher im Feriendomizil an. Wenn nicht über den Pass, dann halt unter dem Pass...


Tourengänger: rojosuiza
Communities: Alleingänge/Solo


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T5+
19 Jun 11
Camoscellahorn (ab Iselle) · Zaza
T2
6 Nov 10
Herbsttag an der Simplonbahn · ABoehlen
T2
21 Mai 09
Erkundungstour um Varzo · ABoehlen
T4+
18 Dez 15
Monte Tèggiolo · Zaza
T3

Kommentar hinzufügen»