Girenspitz (2369m) - Verlegenheitslösung


Publiziert von Kauk0r , 16. November 2016 um 16:51.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Prättigau
Tour Datum:15 November 2016
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PKW bis zum P5 (6 Sfr/Tag), ab hier wird die Straße nicht mehr geräumt.

Am letzten Wochenende hatte der Winter erstmals, für die Jahreszeit heftig, in den Bergen Einzug gehalten (genau vor einem Jahr war es doch etwas anders: *Mättlistock und die beiden Gumen-Gipfel). Gestern dann noch ein brauchbarer Übergangstag, der vor allem am Vormittag noch Sonne bereithalten sollte. Meine Skischuhe sind im Sportgeschäft, um die neuen Ski zu montieren - fatal! Also müssen die Schneeschuhe herhalten um erstmals die Gegend von St. Antönien zu besuchen. Früh geht es los, man will ja den besseren Vormittag nutzen. Mit dem Schafberg steht ein schönes Ziel bereit.

Die Touren im Carschina-Gebiet sind bei Hikr schon duzentfach beschrieben, deshalb spare ich mir eine Wegbeschreibung.

Die Straße nach Partun wurde bereits freigefräst, meist ist sie von einem Gemisch aus Schnee und Eis bedeckt. Ab der Brücke nach Untersäss befindet man sich im unpräparierten Gelände. Hier war die letzten Tage ein paar Mal Ski gefahren worden. Die Spur führt entlang der Alpstraße hinauf zum Mittelsäss. Dort teilt sie sich auf, eine führt hinauf zum Girenspitz, eine weitere führt zunächst das Tal nach hinten. Ich folge ihr, will ich doch zum Schafberg. Kurz darauf knickt sie gemäß dem Alpweg Richtung Partun ab, die Skispur an sich zieht noch hinauf zum Brunnenegg, von dort wurde wohl nach Partun abgefahren.

Ich gehe jetzt im unverspurten Gelände noch weiter zum Boden am Carschinerbach, um dann zum Fahrweg bei P.2034 aufzusteigen. Mangels Ortskenntnis gelange ich kurz zwischen die Felsbrocken, dort hat es ordentlich Triebschnee angesammelt, ich verschwinde teils bis zur Hüfte im Schnee. Grundsätzlich sinkt man bei jedem Schritt mindestens 30cm ein, teilweise auch knietief. So geht es den Fahrweg entlang. Aber nicht sehr lange. Bei ca. 2120m stelle ich fest, dass ich nicht in der Verfassung war, den Schafberg bei diesen Bedingungen weiter einzuspuren.

Ich entschließe mich umzukehren und quere bei P.2034 auf den Ostrücken wo ich bei ca. 2120m auf die Spur zum Girenspitz treffe. Entkräftet, aber vom Wunsch die weite Anfahrt doch auf einen Gipfel enden zu lassen beseelt, begehe ich aus rein egoistischen Motiven Spurfrevel um noch auf den Girenspitz (2367m) zu gelangen...eine Verlegenheitslösung. Nicht das ich nicht geplant hatte, ihn im Rahmen der Tour zu besteigen, allerdings wollte ich dies eher als Gratübergang vom Schafberg tun. Den Schlussaufstieg bewältigte ich dann wieder neben der Spur, da meine breiten Fußabdrücke sie komplett zerstört hätten. War das in der Schlussflanke noch gut möglich, so war es am schmalen und steilen Südrücken (WT3) doch etwas knifflig, neben der Skispur noch Platz für sichere Tritte zu finden. Kurz nach mir kam noch eine 5er-Gruppe Tourengeher, bei denen ich mich direkt für das Zerlatschen der Spur entschuldigen konnte. Abgestiegen bin ich dann im richtig schweren Pulver entlang der Skispuren nördlich vom Ostrücken zurück zum Mittelsäss.

Verhältnisse und Ausblick: Im Tal beim Untersäss hatte es ca. 20-30cm Schnee, oben dann ab ca. 2000m gut 50cm und zum Gipfel hin dann wohl so um 80cm. Allerdings war die Schneedecke stark vom Wind geprägt, so dass es teilweise wesentlich mehr war. Skitechnisch war es bis zum Mittelsäss ordentlich, ein Bodenkontakt war unwahrscheinlich, am ehesten bei Felsen und Hangkanten. Der Südwesthang zwischen Mittel- und Untersäss sah dann schon anders aus, die ersten Spuren waren wohl noch passabel gewesen. Aber schon beim Abstieg war der Schnee am Fahrweg deutlich am Schwinden, Stock und Schuhe schlugen bereits immer wieder auf den Untergrund durch. Als Skitour wohl erstmal nicht mehr lohnend, die Wetterprognose für nächste Woche ist mit warmem Wetter nicht gerade schneefreundlich. Vermutlich hält sich der Schnee oberhalb von 2000 Meter aber trotzdem noch eine Weile.
Im ganzen Gebiet waren im Steilgelände viele Gleitschneelawinen abgegangen, die sonstige Schneedecke zeigte sich stabil.

Fazit: Auf dem Papier eine kurze Tour, bin ich durch die Wühlerei ziemlich dem Zeitplan hinterher gewesen. Landschaftlich ist es zwischen Sulz- und Schijenfluh reizvoll, vor allem wenn nichts los ist. Außer der Tourengruppe waren nur noch zwei weitere Schneeschuhgänger unterwegs. Die Ausblicke und Stimmungen im Vorfeld des angekündigten Wetterwechsels mal wieder eindrucksvoll.

Tourengänger: Kauk0r


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