Wir geben uns die Kante: Aggenstein

Der Aggenstein an einem sonnigen Herbstsamstag, das ist bestimmt nichts für einen Lonely Planet Scout! Dennoch kann man auch hier eine Insel der Ruhe finden, wenn man für den Anstieg nicht den Normalweg wählt, sondern über die SO-Kante aufsteigt. Das ist eine Kletterei über 4 1/2 Seillängen, die immerhin den unteren III. Schwierigkeitsgrad erreicht. Wenn man auch noch zur extensiven Seilbahnnutzung bereit ist, dann wird aus diese Kraxelei von einer entspannten Altherrentour umrahmt.

Vom Breitenbergjoch geht es zunächst über den "Langen Strich" (Pfui! Prostitution im Gebirge! Gehen Schneeflocken eigentlich auf den Lawinenstrich?) bis fast auf den Gipfel des Aggensteins. Den lassen wir jedoch rechts liegen, steigen noch ein paar Meter ab und gelangen schon zum Einstieg der SO-Kante (1h).

1. SL (40m, II+) Vom Einstiegshaken aus hält man sich leicht links und hat nach 2m auch schon den schwierigsten Teil dieser SL hinter sich. Es folgt leichtes Schrofengelände (I-II), das aufgrund seiner Brüchigkeit Vorsicht gebietet.

2. SL (35m, II) Die zweite Runde dieser Führe macht dort weiter, wo die erste aufgehört hat. Viele Schrofen und auch Bruch. Es ist eine kurze SL, die man aufrecht gehend beenden kann.

3. SL (40m, III-) Jetzt geht es richtig zur Sache. Diese SL unterschreitet niemals den II. Grad und man muss immer genau auf der schafen Kante bleiben, um den III.Grad zu übertreffen. Ein paar Meter zu weit links und schon wäre schnell passiert. Etwas unangenehm sind die enorm erscheinenden Abstände der Zwischenhaken. Man freut sich sehr, wenn plötzlich unvermittelt das Metall vor einem blinkt ...

4. SL (40m, II) Vom Standplatz geht es aus einer Felnische heraus direkt weiter zum Südgipfel des Aggenstein. Zuerst im II. Grad wird es nach oben hin erneut leichter. Da kann man auch ruhig mal die letzte Zwischensicherung auslassen (Übersetzung: Blind im Gebirge unterwegs). Den Südgipfel ziert kein Gipfelkreuz, aber er beherbergt ein exklusives Gipfelbuch für die Kletterfraktion.

4 1/2. SL (25m, II+) Der Übergang zum Hauptgipfel beginnt mit einer ca. 30m langen Gehpassage. Man erreicht einen Standplatz mit Abseilring. Würde man hier direkt zum Aggenstein loslegen, so wäre das möglicherweise eine III-. Wenn man aber die Wampe einzieht und weiter nach rechts um einen Fels herumgeht, ist es leichter und auch angenehmer. Kurz vor dem Hauptgipfel gibt es noch einen letzten Haken zum Nachsichern, dann hat einen die Welt und auch die Unruhe wieder ...

Kletterlänge/Zeitbedarf: 180m / 1h

Materialbedarf: 50m-Seil, 4 Exen

Was nun folgt ist der Abstieg zur Bad Kissinger Hütte, die eben nicht nach dem Badezimmer von Henry Kissinger benannt wurde, und ganz leckere Spinatködel ...

Sachdienliche Hinweise liefern - wie immer ohne Belohnung - die Bilder ...