Spritzkarspitze über Eiskarln in Infrarot


Publiziert von alex_911 , 1. September 2016 um 00:54.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:27 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:Eng - Kirchl - Eiskarln - Spritzkarspitze - Eiskarlspitze - Westliche Hochglückscharte - Kirchl - Eng
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Großer Ahornboden, Parkplatz Alpengasthof Eng via Mautstrasse nach Hinterriß

Wer den großen Ahornboden kennt hat sie gesehen. Bei klarer Sicht der Hingucker schlechthin: Postkartenmotiv für die einen - extravagante Berggestalt für die anderen. Mächtig trohnt sie im Süden über den Eiskarln. So nah und doch unnahbar - eindrucksvoll allemal - die Spritzkarspitze (2606 m)

In Walter Klier's Alpenvereinsführer "Karwendel alpin" heißt es "[..] kühner Gipfel, nach N 800 m hohe, graugelbe Wandfluchten. Alle Anstiege sind sehr anspruchsvoll und langwierig. [von Norden durch die Eiskarln] großzügige, lange Bergfahrt. Absolute Schwindelfreiheit und Trittsicherheit erforderlich." - auf den Punkt getroffen, wie ich meine.

Ende August 2016 war ich endlich bereit. Seit dem ersten Besuch in der Eng sind mehr als fünfzehn Jahre vergangen. Viele erfahren wirkende Berggänger mussten die Frage nach der Eiskarln-Querung und Aufstieg zur Spritzkarspitze über sich ergehen lassen. Einige kannten Dritte - wenige hatten selbst Erfahrungen gesammelt - erinnerten sich teilweise mit Schaudern an die Begehung des Turms "ganz knapp über dem 500 m hohen senkrechten Steilabbruch gegen das Kirchlkar". Keiner, der wirklich im Detail davon erzählen konnte - oder wollte?

2007 auf dem Weg zur Eiskarlspitze über die westliche Hochglückscharte schaute ich mir mit großem Respekt den vermeintlichen Einstieg zu den Eiskarln an - seitdem ging er mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich gebe zu das ein oder andere Mal schlecht geträumt zu haben. Die wenigen Bilder, die ich damals im Internet fand minderten meinen Respekt vor dieser Herausforderung nicht wirklich - regten vielmehr meine Phantasie an..

Vor zwei Wochen stolperte ich per Zufall auf den Bericht von bergteufel und vergangenen Freitag auf den von ADI. Tolle Berichte und vor allem schöne, aussagekräftige Bilder, welche einen guten Eindruck von der Ernsthaftigkeit des Unternehmens geben. Danke euch beiden!

Den Details von bergteufel und ADI habe ich nicht viel hinzuzufügen - nur ein paar Anmerkungen meinerseits sowie einige Infrarot S/W Bilder.

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Wer nicht (Karwendel-)trittsicher, schwindelfrei und konditionell auf der Höhe ist, mit einer gewissen Restunsicherheit umgehen kann und will, dem sei von dieser und ähnlichen Touren abgeraten.
Derjenige, der nach dieser strammen tagesfüllenden Tour wohlbehalten wieder im Tal angekommen ist, hat ein dickes Grinsen im Gesicht - denn er weiß, dass er etwas ganz Besonderes erleben durfte.

Die Eintrittskarte wie ADI treffend formuliert ist die sehr luftige Querung zu Beginn der Tour. Wer das Gelände des Turms auf dem Weg in die Eiskarln nicht auswendig kennt - ich zähle mich auch das nächste Mal nicht dazu - könnte beim Rückzug leicht ins Schwitzen kommen. Durch den steilen Ausstieg ist das Gelände im Abstieg ziemlich unübersichtlich .. und man möchte ganz bestimmt das richtige Band wiederfinden zur Erinnerung : 500 m senkrechter Steilabbruch zum Kirchlkar.

Gleiches gilt in meinen Augen auch für das obere Drittel des im AVF beschriebenen Aufstiegs zum Verbindungsgrat zwischen Eiskarl- und Spritzkarspitze: teilweise sehr splittriges Gelände, welches keine Fehler verzeiht. Es mag dort eine Ideallinie geben, diese zu finden ist in diesem Schutthaufen aber nicht immer einfach (ich hätte mir ca. 50-100m vor der Ausstiegsrinne eine solche gewünscht).

Der Aufstieg über den Steilaufschwung zur Eiskarlspitze - bergteufel und ADI haben es beschrieben und fotografiert - ist weitestgehend logisch und stellenweise schon fast Karwendel atypisch fester Fels. Fehler sind hier dennoch - wie auf der gesamten Tour - tabu.

Zu guter letzt darf der Abstieg von der Eiskarlspitze über den Normalweg (Ostgrat) keinesfalls unterschätzt werden. Ein Schnellabstieg ist auf Grund des extrem brüchigen Gesteins schwerlich möglich. Auch die Wegfindung ist hier und da wie ich finde etwas tricky - insbesondere wenn man den genauen Verlauf nicht bereits kennt .. oder sich im Detail daran erinnert. 
Dem Hinweis im AVF, nicht in die ersten "vermeintlichen" Scharten versehentlich abzusteigen gebührt besondere Beachtung: sie brechen unbegehbar ins Hochglückkar ab. Der Abstieg bis zur Westlichen Hochglückkarscharte zieht sich ziemlich (oder kam mir das auf Grund der zurückgelegten Höhenmeter nur so vor? .-)

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PS: Sollte irgendjemand im Ödkarl unterhalb der Eiskarlspitze eine Canon Ixus oder das, was von ihr übriggeblieben ist, gefunden haben - bitte melden - ich habe sie dort bei meinem letzten Besuch der Eiskarlspitze im Juli 2007 versenkt.

Tourengänger: alex_911


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Kommentare (1)


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Wagemut hat gesagt: Schöne Bilder ...
Gesendet am 1. September 2016 um 07:07
und unterhaltsam-informativer Bericht! Des Schwarzweiße hod scho was, muss i song!:-)

Der Joseph


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