Von Modrava auf den Lusen


Publiziert von Dodovogel , 11. August 2016 um 18:09.

Region: Welt » Tschechien » Sumava
Tour Datum: 3 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   Bayerischer Wald   Goldener Steig   CZ   Böhmerwald   Sumava 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 475 m
Abstieg: 201 m
Strecke:12 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit PW zum Parkplatz in Modrava
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Parkplatz Waldhausreibe oder Igelbus ab Lusen, Waldhausreibe
Unterkunftmöglichkeiten:Lusenschtzhaus: lusenwirt.de
Kartennummer:Mapa KČT 1:50 000 - 65 - Šumava-Povydří a Národní park Bavorský les

Der Plan

Endlich fanden wir ein paar Tage Zeit, die Region Böhmerwald/Bayerischer Wald genauer zu erkunden. Obwohl wir oft hier sind, fanden wir bisher nur wenig Zeit für Wanderungen. Die Wege auf dieser Tour waren Teil des Goldenen Steigs bzw. der "Gulden Stras" (tschechisch: Zlatá stezka), eines Netzwerkes von mittelalterlichen Handelswegen und Saumpfaden zwischen Böhmen und der Donau.

Im Vergleich zum Alpenraum ist die Landschaft hier weniger rau und vielfältig. Der tschechische Böhmerwald (Nationalpark Šumava) besteht vor allem aus riesigen, hügeligen Fichtenwäldern. Dazwischen liegen durch Strassen verbundene kleine Ortschaften. Die Rad- und Wanderwege sind gut markiert und ausgebaut.

Geplant hatten wir von Modrava (deutsch Mader) zum Lusen (tschechisch: Luzný) zu wandern. Dort wollten wir dem Godenen Steig nach Norden zum Rachel (tschechisch: Roklan) folgen und dann wieder zurück nach Modrava. Dafür hatten wir uns zweieinhalb Tage Zeit genommen.

Hier beschreiben wir die erste Etappe zum Lusen.

Bericht

Diese Region ist geschichtlich sehr interessant. Landschaftlich gibt es meist wenig zu berichten und die Wegfindung ist unproblematisch. Deshalb versuche ich mehr historische Informationen als sonst in den Bericht einzuarbeiten. Diese entstammen den Informationsbroschüren und -tafeln der Nationalparkverwaltung oder von Wikipedia.  

Wir wurden am späten Nachmittag per Auto zum Parkplatz in Modrava gebracht. Modrava (damals Mader genannt) entstand am alten Handelsweg zwischen Lusen und Bergreichenstein (heute tschechisch: Kašperské Hory) als Fischerei- und Jagdsiedlung und diente Säumern als Übernachtungsort. Im 19. Jahrhundert wurde hier intensive Holzwirtschaft betrieben. Heute liegt Modrava im Nationalpark Šumava (deutsch: Böhmerwald) und scheint vor allem vom Tourismus zu leben.

Westlich des Parkplatzes hat es einen Wanderwegweiser. Wir folgen dem grünen Weg zum Březník. Er zweigt direkt von der Strasse auf einen kleinen Waldpfad ab - beinahe sofort entkommen wir so den Touristenmassen in Modrava.

Man geht am Gipfel der Modravská hora (deutsch: Plohausen) vorbei und erreicht nach einem kurzen Abstieg Cikánská slať. Dieses Moor befindet sich in der besonders geschützten 1. Zone des Nationalparks.

Während der Wald bisher gesund ausgesehen hat, erkennen wir sofort, dass der Wald hier nicht mehr bewirtschaftet wird. Es gibt viele abgestorbene Fichten zwischen jungen, gesunden Bäumen. In den 1990er Jahren wurde der Wald in dieser Region nach Windfällen von sich ausbreitenden Borkenkäfern weitgehend zerstört. Heute erholt er sich wieder auf natürliche Weise.

Auch die Filze (eine Art Moor) werden hier revitalisiert. Mit der damals hier dominierenden Holzwirtschaft wurden im 19. Jahrhundert Flutkanäle zum Holzdriften gebaut. Durch das ständig abfliessende Wasser trockneten die Moore aus. Heute wird das Wasser hier durch unzählige kleine Holzdämme zurückgehalten, damit sich das Moor erholen kann.

Nach dem Moor steigt man auf die Studená hora (deutsch: Kaltstauden) auf. Man passiert das eiserne Trampus-Kreuz. Es ist der letzte Rest der ehemaligen Holzfällersiedlung Josefstadt.

Beim folgenden Abstieg zum Březník (Pürstling) erblickt man bereits den unverwechselbaren Gipfel des Lusen. Der Březník ist eine Einöde und markiert den Beginn des Luzenské údolí (deutsch: Lusental) am Zusammenfluss von Luzenský potok (Lusenbach) und Březnický potok (Pürstlingbach) zum Modravský potok (Maderbach). Hier hat es Rastplätze, Toiletten und Informationstafeln zum Treibhauseffekt.

Am Beginn der Talebene trifft man auf den blauen Wanderweg, welcher wieder zurück nach Modrava führt. Der Weiterweg auf dem alten Böhmerweg zum historischen Grenzübergang ist offiziell zum Schutz der Auerhahnpopulation gesperrt. Die Gemeinden beiderseits der Grenze bemühen sich seit Längerem den Weg für Wanderer zu öffnen, was 2006 auch schon mal gelungen ist. Allerdings wurde der Weg danach wieder gesperrt. Wir entscheiden uns vorsichtig weiterzugehen und den Hund nicht vom gut ausgebauten Weg abweichen zu lassen. Auerhühner haben wir keine gesehen oder gehört.

Das Tal ist bezaubernd schön. Kurz vor der Grenze verlässt man den fahrstrassenartigen Weg und geht auf einem kleinen Wanderpfad und über hölzerne Stege durch ein Moor zur Grenze. Die historische Grenze zwischen dem Königreich Bayern und den Königreich Böhmen ist auch die heutige Staatsgrenze. Der Grenzübertritt heisst u Modrého sloupu (deutsch: bei den blauen Säulen). Früher gab es hier offenbar zwei Säulen. Diejenige auf der bayerischen Seite war weiss-blau-weiss bemalt.

Auf deutscher Seite folgt ein Steig direkt der Grenze. Wir nehmen aber den auf der Karte als Böhmerweg angegeben Weg nach Süden. Bald erreichen wir eine Wegkreuzung mit einer Glasarchenskulptur. Diese soll wahrscheinlich auf die historische Bedeutung der Glasindustrie für die Region im 18. Jahrhundert hinweisen. Der "Sommerweg", führt von hier gen Osten schnurgerade auf den Gipfel des Lusen -  etwas eigenartig dieser Wegverlauf. Der Aufstieg ist der erste wirklich steile Abschnitt der Wanderung und dank des felsigen Weges ("Himmelsleiter") und des Blockfeldes im Gipfelbereich kommt auf den letzten Metern noch etwas Bergwanderungsathmospäre auf.

Kurz unterhalb des Gipfels auf dem "Winterweg" liegt das Lusenschutzhaus. Eine grosse Hütte mit Übernachtungsplätzen und einem von 10-18 Uhr geöffneten Restaurant. Wir übernachten auf dem Lusen, um am nächsten Morgen den Sonnenaufgang zu sehen.

Weiter geht es im Bericht zu unserer zweiten Etappe: *Vom Lusen zur Racheldiensthütte.

Tourengänger: Dodovogel
Communities: Tschechien


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