Trekking in Hornstrandir - zum Hornbjarg


Publiziert von Delta Pro , 19. Juli 2016 um 20:51.

Region: Welt » Island
Tour Datum:27 Juni 2016
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: IS 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 880 m

Wandern in die wilde Einsamkeit der isländischen Westfjorde - ein Erlebnis

Die Westfjorde Islands sind an sich schon ein kaum besiedeltes und nur wenig erschlossenes Fleckchen Erde. Doch es geht noch besser. Durch den Isafjördðurdjup abgetrennt erstrecken sich ganz im Norden der abgelegenen Region die zerklüfteteten Klippen von Hornstrandir. Die Landzunge ist nicht erschlossen und kann nur per Schiff von Isafjörður aus erreicht werden. Das Naturreservat wird von einigen Wanderwegen durchzogen und in Buchten liegen wenige Sommerhäuser. Ansonsten ist das Land gänzlich unberührt - ein Traum für Trekkingtouren durch die Einsamkeit. In Hornstrandir ist das Wetter noch unberechenbarer als überall sonst in Island, weshalb man keinen Ausflug dorthin nicht ohne Regenjacke machen sollte... Die rauhe Umgebung entlöhnt aber mit fantastischen Landschaftsbildern, etwas Abenteuer-Feeling und viel Ruhe in diesem vergessenen Landzipfel.

Wir hatten aufgrund unseres engen Zeitplans nur ein 3-Tages Trekking in Hornstrandir eingeplant, was sicher die untere Grenze ist. Man kann sich dort durchaus bis zu einer Woche verweilen. Angesichts des sehr garstigen Wetters (30 Stunden Dauerregen und Sturm nach Ende des ersten Abends) und unserer guten Marschleistung bei Sonne zum Höhepunkt von Hornstrandir, den Klippen von Hornbjarg, reichte dies aber doch aus. Eine wunderschöne Erinnerung an ein noch kaum erschlossenes Trekking-Gebiet in Island bleibt zurück.


Um 9 Uhr verlassen wir mit ein paar anderen Trekking-Touristen Isafjörður per Boot. Via Hesteyri geht die Fahrt in den wunderschönen Veiðileysufjörður. Bei einem markierten Zeltplatz (WC-Häuschen) beginnt die Tour. Die Wolken lichten sich schnell und zu unserer Freude wandern wir im Sonnenschein gegen den Hafnarskarð hinauf, einem Pass, der den Übergang zur Bucht von Hornvik vermittelt. Bald haben wir die drei anderen Gruppen hinter uns gelassen und steigen zügig aufwärts. Obwohl wir nicht ultralight unterwegs sind, sind wir froh nicht einen 100 Liter Rucksack, wie die einen unserer Verfolger, gefüllt zu haben... Die Landschaft ist erst grün und blumig, wird aber immer karger. Schon auf 200 m.ü.M. sind die ersten Schneefelder zu queren und am Pass auf gut 500 Meter liegt eine fast geschlossene Schneedecke vor - man ist hier weit im Norden.

Der Abstieg ins nächste Tal ist ein Traum: Die Bucht liegt weit ausgestreckt und mit leuchtenden Mooren verziert unter uns. Dahinter ragen die Klippen des Hornbjarg aus dem Meer. Und all das bei Sonne - so viel Glück hätten wir uns nicht erträumt! Der Pfad ist zwar nicht immer deutlich, ist aber gut mit Steinmännern markiert, so dass wir ohne Probleme den Abstieg über eine Stufe finden, der in die Ebene am Meer leitet. Vorbei an einem Sommerhäuschen erreichen wir nach knapp vier Stunden Marsch den Strand von Hornvik. Im feinen Sand wandern wir nach Osten um noch möglichst viel Distanz zurückzulegen, solange die Sonne noch scheint. Nebel draussen auf dem Meer und hohe Quellwolken in den Bergen zeigen schon den baldigen Wetterumschwung an.

Um auf die Landzunge des Hornbjarg zu gelangen muss der Hafnaros, ein breiter Fluss, der aufgrund der Gezeiten mit dem Meer verschmilzt, gefurtet werden. Gemäss Beschreibungen kann man dies entweder nahe der Mündung des Flusses, oder rund einen Kilometer im Landesinnern tun. Der Versuch an der Mündung scheitert deutlich, da Flut ist (man hätte mit dem Gepäck schwimmen müssen). Auch die zweite Option kostet etwas Überwindung, da der Fluss eher einem See ähnlich sieht. Er ist rund 150 Meter breit und hat kaum Strömung. Die Wassertiefe ist dort aber maximal 70cm (meist deutlich weniger), so dass wir - zwar mit ziemlich kalten Füssen - aber zufrieden das andere Ufer erreichen. Entlang des Strandes geht es nun nach Norden bis wir eine weitere Zelt-Möglichkeit erreichen (man darf nur an ausgeschliderten Orten übernachten, Nationalpark) und unser Zelt aufstellen.

Da das Wetter noch immer hält, entschliessen wir uns trotz der schon langen Tagesetappe und der fortgeschrittenen Stunde die Runde zu den Klippen von Hornbjarg noch heute zu laufen. Zuerst rund zwei Kilometer auf einem schmalen Pfad entlang des Ufers, dann aufsteigend gegen ein Hochplateau. Dort holt uns der Nebel ein... Fertig mit schönen Aussichten auf die Vogel-Klippen Hornstrandirs. Kurze Rast auf dem Kapp und weiter entlang der Abbruchkante nach Süden. Der Weg steigt durch steiles, erstaunlich grünes Wiesengelände an und bald ist der Kamm des Miðfells erreicht. Während der Weg in der Flanke weiterführt, steigen wir durch steiles Gras zum Grat auf und gelangen auf diesem zum höchsten Punkt (diese Passage T4-T5). Zurück auf dem Weglein geht es in den nächsten Kessel (eine Fixseil-gesicherte Stelle), leider immer noch im stockdichten Nebel und Nieselregen. Wir schenken uns deshalb die Besteigung des formschönen Kalfatindur und steigen zurück zum Zelt - die Abendruhe haben wir uns nach fast neun Stunden Wandern mit kaum Pausen und dem Trekking-Gepäck verdient.  

Tourengänger: Delta, Xinyca


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T2
28 Jun 16
Über den Hafnarskarð · Delta

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