Kurzbericht 

Lenzspitze NE-Wand Dreieselswand


Publiziert von Dolmar , 3. Juli 2016 um 23:04.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum: 3 Juli 2016
Ski Schwierigkeit: SS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2502 m
Abstieg: 2502 m

Es wäre wohl übertrieben zu sagen die Umstände hätten dazu geführt für dieses Jahr doch noch mal die Ski raus zu holen.
Es waren wie so oft einfach ein paar Faktoren und die Möglichkeit eine Wunschabfahrt zu realisieren.
Hemmt an sich schon die verdammt lange Anreise ins Wallis, kommt meistens noch dazu, das die Hüttenplätze fast immer schon belegt sind.

Umso verwunderlicher das ich am Freitag mittag noch einen Übernachtungsplatz auf der Mischabelhütte bekommen habe. 

Nach 5 Std. Anreise mache ich mich gut bepackt an den Aufstieg zur Mischabelhütte.
Ja, ja man muss Skifahren schon sehr mögen, um starke 3 1/2 Std. lang das ganze Skigeraffel, + Eisausrüstung gut 1500 Hm, davon ca. die halbe Strecke über einen leichten Klettersteig zu tragen.
Um 16:00 Uhr beginnt es zu Regnen und es hört bis spät Abends nicht mehr auf, wenn es nicht bald aufklart wird die Abstrahlung nicht reichen um oben den Firn zu gefrieren, erste Zweifel ob die Wand fahrbar sein wird kommen auf.

Ich habe zwar noch einen Platz auf der Hütte bekommen, dennoch ist die Hütte für dieses WE ausgebucht, d.h. 120 Personen, werden in zwei Etappen sowohl beim Abendessen als auch beim Frühstück versorgt.
Und das sehr freundlich.

Komme mir bei diesem Massentourismus etwas Fehl am Platze vor.
Neben meinen Ski's stehen noch weitere 8 paar im Materialraum. Wer die anderen sind kann ich aber nicht herausfinden. 
Für morgen scheint ja mächtig was los zu sein in der Wand.
Ich habe das Frühstück um 3:30 Uhr gewählt, das ist früh genug, um voraussichtlich so gegen 8:00 Uhr am Gipfel zu sein.
Was 4 Std. für 960 Hm !! . Hier ist zu bedenken, das die 960Hm ja in einer für mich großen Höhe bewältigt werden, und mein letzter Aufenthalt über 4000m ist locker schon 5 Jahre her.

Das Frühstück will einfach nicht richtig rein, mir ist schlecht an diesem Morgen, denke mal es liegt an der Höhe. Eine Nacht auf 3335m ist nun auch nix alltägliches.
Nach dem ich mir einen Teil des Frühstück`s nochmal durch den Kopf gehen lassen habe starte ich 
um 5 nach 4:00 Uhr. Die Nacht ist klar, und die ersten Meter von der Hütte weg sind gleich streng, auf rutschigen Felsen geht es mittels Seilversicherungen den weiteren Gratverlauf hinauf bis unterhalb P.3620.

Hier kann problemlos auf den flachen Hohbalmgletscher gequert werden.
In der Querung entscheide ich mich an einer flachen Stelle, die Ski anzulegen, es stürmt gewaltig am Gletscher, es ist mal wieder eine Herausforderung nur die Felle an die Ski zu bekommen. Dabei geht mir ein
Skistock im Sturm abhanden, es weht diesen so schnell in die Serac Zone vom Gletscher das ich nur noch blöd hinterher schauen kann.
So das ist nicht gut, bin ich doch überzeugter 2 Skistock Skifahrer und in einer 50 °Grad steilen Flanke sowieso. Zweifel hin oder her, ich laufe einfach mal weiter Richtung Wandfuss. Auf den Skiern verschwindet dann auch mein Unwohlsein noch vollends. 
Zusammen mit zwei weiteren Skiaspiranten steige ich bei mittlerweile Tageslicht in die Wand ein.
Die meisten Hüttenbesucher ziehen auf dem Hohbalmgletscher hinüber zum Grat auf das Nadelhorn.
Und so ist es nun doch überschaubar, nach mir kommen noch 3 Skifahrer zur NE-Wand. 

Der Bergschrund auf 3800m ist schnell überwunden.
Die Beine werden schwer, es fehlt nicht an der nötigen Kraft, aber die Höhe d.h. die dünne Luft macht mir zu schaffen, alle paar Meter muss ich pausieren. Zweifel ob ich da rauf komme, ja die gibt es.
Und trotzdem nach einer gefühlten Ewigkeit komme ich nach 3 3/4 Std. um 7:45 Uhr am Gipfel an.
Die anderen beiden sind gut schon eine knappe 1/2 Std. vor mir oben.
Die Nachfolger kommen irgenwie nicht vorwärts und haben umgedreht, Somit sind wir nur noch zu dritt in der Wand, und das ist gut so.
Der Schnee in der Wand ist noch zu hart, wir warten noch, damit die Sonne hier noch etwas auffirnt.
Um 8:15 Uhr machen wir uns an die Abfahrt, auch wenn hier oben alles noch knallhart ist. Das ideale Zeitfenster zu finden ist nicht ganz einfach in einer gut 500m hohen Wand. Oben ist es oft noch zu hart, in der Mitte super und unten schon zu weich.

In der einen Hand den Skistock in der anderen ein Eisgerät, Vorsichtig gehts die ersten Schwünge hinab.
Es geht, die Sicherheit kommt mit jedem Schwung, begleitet von rieselndem Schnee fahren wir in der Wand tiefer. Nach ca. 2 drittel in Falllinie quere ich nach links um den unteren Felsriegel zu umfahren.
Hier ist der Schnee schon ziemlich sulzig, das Wand ist hier Zerfurcht von teils 80cm tiefen Schneerutschkanälen. Es folgt ein Skigewürge zum Bergschrund, ein kleiner Hüpfer drüberweg und es kann in herrlichem Firn auf den Hohbalmgletscher gefahren werden.
Drei verspätete Skifahrer steigen nun noch in die Wand ein, ich denke das ist zu spät, aber das darf jeder selber entscheiden.

Wieder am Grat angelangt bei P.3620 wird umgebaut. Das Skigeraffel kommt wieder an den Rucksack, und dem Grat folgend geht`s hinab zur Hütte. 

Hier packe ich noch meine restlichen Utensilien zusammen und mache mich weiter an den mühsamen Abstieg nach Saas Fee. Einen Klettergrat, und sei er noch so leicht, mit aufgebundenen Ski inkl. Skischuhen
hinab zu eiern ist kein Zuckerschlecken. Es ist Vorsicht geboten weil sonst allenthalben die Ski am Fels anstehen.

Die Last drückt nun heftig auf den Schultern. Es geht permanent bergab, horizontale Abschnitte gibt es gar nicht, die Knie fangen an zu schnackeln. Das Ende (Saas Fee) ist lange schon in Sicht, aber nicht erreicht.

Um Punkt 12:00 Uhr laufe ich in Saas Fee ein.

Ich denke ich hab`s jetzt wirklich mit den Skiern ich packe Sie weg bis zum neuen Schnee.

Eine Traumtour ist geglückt, bzw. ich kann auf meiner Wunschliste ein Häkchen machen.



 




Tourengänger: Dolmar


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

ZS+ III
S+ III
ZS III
30 Jul 84
Nadelgrat · Nyn
T4+ WS II K1
15 Jun 14
Ulrichshorn · ᴅinu
WS+
T4 WS
17 Jul 08
Nadelhorn 4327 m · Ole