Scheibe 2050m - Wehe, wenn sie losgelassen


Publiziert von georgb , 11. Mai 2016 um 18:58.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:16 April 2020
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bruneck
Kartennummer:tabacco Pustertal

Zusatz vom 16.April 2020:
Scheibe 2050m - Wehe, wenn sie losgelassen


Der Landeshauptmann hat eine Lockerung der Ausgangssperre durchgesetzt, Wanderungen sind jetzt von der Haustür aus ohne Entfernungsbegrenzung erlaubt. Solange man Abstand hält und den Gesichtsschutz trägt, darf man sich zu Fuß! frei bewegen. Wehe, wenn sie losgelassen! Ich folge der Anweisung und marschiere von der Haustür aus wohin mich meine Füße tragen.
Passenderweise zieht es mich nach St. Georgen, dort befindet sich, nahe der Scheibe, der nördlichste Punkt des Gemeindegebiets Bruneck. Bis dahin sehe ich mich in der Lage ganz ohne Rad- und Motorunterstützung zu gelangen!?
Trotzdem ist es ein harter Gang, Wanderungen ohne Höhenmeter sind mir ein Graus und ermüden mich unverhältnismäßig. Nach einer knappen Stunde treffe ich an der Mariahilfkapelle auf die erste nennenswerte Steigung und packe die Stöcke aus für den netten Kassasteig. Er endet an einem herrlichen Aussichtspunkt über St. Georgen mit fantastischem Blick auf den Brunecker Kessel und zu den Dolomiten.
Bis zur Scheibe folge ich den Forstwegen und Jägersteigen wie vor 4 Jahren und beende meinen Ausflug an einem Unterstand mit Blick auf verschneite Gipfel. Der Weiterweg bis zum exakt nördlichsten Punkt bleibt mir zwar wegen des vielen aufgeweichten Schnees verwehrt, aber immerhin, endlich wieder ein Hauch von Bergsteigen. Mein Bedarf ist fürs erste gedeckt und ich schleiche mich wieder zurück in die Niederungen.
Der Hirschbrunnsteig ist von den gestürzten Bäumen befreit und bestens begehbar. An der gleichnamigen Hütte vorbei führt mich die Markierung zurück nach St. Georgen. An der Kirche danke ich dem Herrn für die wiedergewonnene Freiheit und stakse durch das ganze Stadtgebiet zurück nach Hause. Die Beine werden schwer und die Füße brennen schmerzhaft, das habe ich jetzt davon, dass ich losgelassen wurde ;-)

10.Mai 2016:
Rauchkopf 2170m - Vom Sturm gepeitscht


T2
5 Std.
1000Hm
Route: Kofler am Kofl-Hirschbrunn-Scheibe-Rauchkopf-Schafberg-Pitzinger Alm-Lechner Hütte-Kofler am Kofl

Die Wetterprognose ist nicht gerade rosig, trotzdem lasse ich mich zu einer Erkundungstour über Pfalzen verleiten. Vom Kofler zweige ich zunächst rechts auf dem Forstweg flach zum Hirschbrunn ab. Hier beginnt ein netter markierter gleichnamiger Steig mit erstem Höhengewinn. Mein erstes Ziel ist aber der Rauchkopf und so verlasse ich die Markierung bald wieder und folge diversen Forstwegen zum Wellat, eine kleine Waldlichtung mit Wildfutterstelle. Von hier ziehen mehr oder weniger deutliche Wegspuren weiter bergan bis zur Scheibe auf 2050m. Zu erkennen ist heute nicht viel, noch dazu kommt ein stürmischer Westwind auf und bläst unangenehm über den langen Rücken zum Rauchkopf. Am Gipfelkreuz suche ich einen windgeschützten Felsen, ziehe Anorak und Handschuh über und harre der Dinge. Besserung ist nicht zu erkennen, also beschließe ich den Abstieg zur Pitzinger Alm und stürze mich erneut in den Sturm. Doch irgendwie weckt der Wind meine Lebensgeister und es zieht mich weiter zum Schafberg, das nette Kreuz mit den Liegestühlen lockt. Auf deutlichen Spuren über letzte Schneefelder zockle ich hinauf vom Wind gepeitscht. Das ansonsten so kuschlig-einladende Plätzchen ist heute kaum zu ertragen, mit Mühe findet sich eine geschützte Mulde zur kurzen Rast.
Vergeblich warte ich auf eine Wolkenlücke, so ziehe ich ins Nirwana abwärts Richtung Pitzinger Alm. Orientierungsschwierigkeiten sind trotzdem nicht zu erwarten, immer auf dem westlichen Rücken entlang stoße ich bald auf Steigspuren, die hinunter zur Markierung 68 führen. Wenige Meter parallel oberhalb verläuft ein weiterer markierter Steig zur Lechner Alm. Die Füße sind ohnehin nass und brauchen Bewegung, also setze ich meine Exkursion fort, quere wenige Meter auf Viehspuren in den Hang und treffe auf die 66B Richtung Lechner Alm. In dem schattigen Wald haben sich noch beachtliche Schneereste gehalten, die Füße werden so nicht wärmer. Irgendwann taucht die Lechner Alm im Dunst auf und wenig später die Jägerhütte. Von hier zieht der Weg direkt hinunter zum Kofler, kein Grund für lange Aufenthalte, wenigstens legt sich der Wind nun endlich. Knapp über dem Gasthof zeigt sich auch zum ersten Mal der Himmel und ein nettes Bankl. Hier lasse ich mich nieder, inmitten von Vogelgezwitscher und bunten Blümchen kehrt wieder Ruhe ein in meinem sturmgepeitschten Körper.


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Tourengänger: georgb


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