Im Herzen des Turtmanntals 3/5 - via Turtmanngletscher zur Cab. de Tracuit


Publiziert von passiun_ch , 24. Juli 2016 um 16:32.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:24 Juni 2016
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT5 - Alpine Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 984 m
Abstieg: 261 m
Strecke:Turtmannhütte - Gässi - Bruneggletscher - Turtmanngletscher - Cab. de Tracuit
Zufahrt zum Ausgangspunkt:zu Fuß von Vorder Senntum zur Turtmannhütte
Unterkunftmöglichkeiten:Cab. de Tracuit CAS

Die heutige Tour begann schon am Vorabend mit dem Packen des Rucksacks, da gut die Hälfte gestern auf der Hütte geblieben war, galt es ihn wieder optimal zu befallen. Außerdem erreichte unser Bergführer am Vorabend mit etwas Verhandlungsgeschick, das uns die Hüttencrew das Frühstück schon eine Stunde früher als üblich, erst um 7 Uhr, zur Verfügung stellte. Dadurch konnten wir recht früh starten und die Bedingungen auf dem Gletscher blieben bei diesen hohen Temperaturen (Frostgrenze bei gut 4500 m.) etwas länger stabil. Wir starteten mit unserer heutigen Etappe somit schon vor 7 Uhr und gingen ein weiteres Mal zum Gässi hinüber, wieder angeseilt und mit Pickelunterstützung, aber doch um einiges lockerer als am Vortag gelangten wir durch dieses Felscouloir hinauf. Da wir heute etwas früher unterwegs waren, hatte das steile Schneefeld etwas mehr Grip für die Füße. Etwas oberhalb vom Gässi weist ein großer Hinweis in weiß-blau auf den Abzweig zur Cab. de Tracuit hin. Ein paar Minuten später erreichten wir unser gestern angelegtes Depot mit den Schneeschuhen und den Trekkingstöcken, diese auf den Rucksack geschnallt, ging es weiter zum Fuße des Brunegggletschers.
Nach einer Trinkpause bereiteten wir uns auf die nun anstehende Gletschertour vor, mit Steigeisen, Seil und Pickel. Der Bergführer teilte uns in zwei Seilschaften ein, eine 3er und eine 4er, die eine vom Bergführer und die andere kleinere durch seine Tochter Steffi. Zunächst ging es den Brunegggletscher bis auf eine Höhe von ca. 2950 m. hinauf um dann eine geeignete Stelle zu finden, schräg den oberen Arm des Brunegggletschers zu erreichen. Die vorhandene Spur dort war in einem schlechten Zustand mit vielen Tritten die bis zu den Knien reichten, so machten wir eine größere und weniger steile Kehre. Es hatte guten Trittschnee und die Steigeisen fanden auch beim Queren des steilen Hanges sehr guten Halt. Oben angekommen stiegen wir den Gletscher nun hinab bis zu seinem rechten Rand unterhalb der Adlerflüe. Es folgte eine längere Rast und wir wechselten von Steigeisen auf Schneeschuhe.
Weiter ging es nun über den unteren Teil des Bruneegggletschers, der auf dem mittleren Plateau des Turtmanngletschers mündet. Auch dieser Abschnitt, der normalerweise mit viel Schutt bedeckt ist, war noch komplett eingeschneit. Wir querten das Plateau zur rechten Seite um die gut zusehende Spur erreichen. Nach dem wir mittlerweile gut 150 Höhenmeter wieder verloren hatten, stand uns nun der steile, anstrengende Aufstieg auf dem Turtmanngletscher bevor. Schon dieses Plateau war recht eindrücklich, auf der einen Seite die oberen Séracs des Turtmanngletscher vor Augen und zur anderen Seite der Abbruch ins Turtmanntal mit den Berner Alpen im Hintergrund.
Auf der rechten Seite ging es nun, an den Séracs zur linken, diesen Gletscherabbruch hinauf. Am Anfang noch weniger steil und gut mit den Schneeschuhen zu begehen, mussten wir weiter oben letztendlich doch wieder auf Steigeisen wechseln. Schritt für Schritt und Meter für Meter weiter auf der rechten Seite unterhalb des Les Diablons bergan. Nach dem der steilste Abschnitt hinter uns lag, kamen wieder mal die Schneeschuhe zum Einsatz. Die Oberfläche war mittlerweile recht sulzig, weich und tief, so das sich hier die Mitnahme der Schneeschuhe zum wiederholten Mal bewährt hatte. Es sollte auch noch nicht der letzte Einsatz dieses Hilfsmittels auf der Tour sein. Beim Verfassen dieses Berichtes viel mir dann auf, über wieviele Spalten wir doch problemlos hinüber gehen konnten. Denn wenn man sich den GPS-Track auf der Mini-Map mit der Einstellung auf Satelitt betrachtet waren dort reichlich Spalten vorhanden, so hätte der viele Schnee auch noch sein gutes. Auf den letzten steileren Metern zum oberen Plateau des Turtmanngletscher machte sich dann bei mir die Anstrengung des steilen Aufstiegs in Kombination mit der Höhe und das wiederholte Einsinken mit den Schneeschuhen zu schaffen. Die eigene Motivation war verflogen, die anderen konnten locker und leicht über den Schnee gehen, nur ich sackte immer wieder ein - ein deprimierendes Gefühl. Mittlerweile waren wir auf dem Plateau angekommen und hielten uns von den Berghänge des Les Diablons fern. Die im Sommer vorhandene Steinschlaggefahr von dort, gab es bei dieser Schneelage zum Glück nicht. Dafür ging weiter unterhalb, in sicherer Entfernung zu unserem Rastplatz, aus den steilen Hänge eine kleine Lawine hinunter.
Mit der der Tracuit-Hütte vor Augen und ständiger Motivation der anderen Tour-Teilnehmer erreichten wir eine gute halbe Stunde später die "neue" Cab. de Tracuit. Und da steht sie nun vor uns, die im Jahr 2013 neuerbaute Cab. de Tracuit.
Ein futuristischer Bau der wohl nicht jeden Geschmack trifft. Die alte Hütte wurde abgerissen und zwischen den Grundmauern hat man Sitzgelegenheiten geschaffen, so auch mit ein paar Euro-Palette einen kleinen gewissen Lounge-Charakter erzielt.
Die aussichtsreiche und phänomenale Lage der Hütte gehört für mich zu den schönsten der Schweiz, wenn nicht sogar der Alpen. Man erblickt mehr als 20 Viertausender und das Panorama sowohl zu den Berner als auch zu den Walliser Alpen ist einfach nur schön. Sollte es vor der Tür zu kalt oder windig sein, kann man das Gipfel-Panorama auch wunderbar durch die großen Panorama-Fenster von drinnen genießen.
Die geräumige Hütte war am heutigen Abend mit gut 50 Besuchern nur gut zur Hälfte belegt und so konnten wir uns auf eine angenehme Nachtruhe freuen, denn morgen ist Gipfeltag und es heißt früh aufstehen. Nach einem wunderbaren Nachtessen gingen deswegen auch recht früh in die Kojen.

Im Herzen des Turtmanntals 1/5 - Turtmannhütte via Schluchtweg
Im Herzen des Turtmanntals 2/5 - mit Schneeschuhen dem Schöllijoch entgegen
Im Herzen des Turtmanntals 3/5 - via Turtmanngletscher zur Cab. de Tracuit
Im Herzen des Turtmanntals 4/5 - Höhepunkt Bishorn 4153 m.
Im Herzen des Turtmanntals 5/5 - Abstieg Tracuit mit Glück im Unglück

Tourengänger: passiun_ch


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (4)


Kommentar hinzufügen

Runner hat gesagt:
Gesendet am 25. Juli 2016 um 22:37
Wahnsinnig schön :-)

passiun_ch hat gesagt: RE:
Gesendet am 11. August 2016 um 14:49
... habe auch ich so empfunden.
Ein abwechslungsreicher Aufstieg, mal flach dann wieder steil entlang der Sèracs zu einem für mich persönlich schönsten Hüttenpanoramen der Schweiz und nach gut 20 Jahren mal wieder auf der Tracuit
LG Michael

Felix hat gesagt:
Gesendet am 28. Juli 2016 um 15:04
gefällt auch mir sehr gut - gratuliere dir zur Tour!

lg Felix

passiun_ch hat gesagt: RE:
Gesendet am 11. August 2016 um 14:44
Vielen Dank !
... war ein eindrucksvoller Aufstieg entlang der Sèracs und das Wetter ebenso
LG Michael


Kommentar hinzufügen»