Mit viel Zug auf den Mont´Orfano - Linea Cadorna, Sentiero della Pace


Publiziert von Frankman , 25. März 2016 um 15:53.

Region: Welt » Italien » Piemont
Tour Datum:19 März 2016
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 590 m
Abstieg: 590 m
Strecke:Stazione Verbania-Pallanza, Bivio Pratomichelaccio, Polveria, Mont' Orfano, Montorfano Paese, Mergozzo
Zufahrt zum Ausgangspunkt:SBB, Trenitalia Domodossola - Verbania-Pallanza
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Trenitalia, SBB Mergozzo - Domodossola

Gleich am Morgen beginnt der Tag mit richtig viel Zug. Pünktlich in den IR bis Olten, dann schnell in den EC bis Bern wechseln und dort wiederum eilig in den IR Richtung Domodossola springen. Der EC Basel-Milano C. wäre auch durch den Simplon gerollt, allerdings gilt dort das Sparbillet der SBB nicht.  In Domodossola nach einem Caffè mit Cornetto mit dem Regionalzug Richtung Milano bis Verbania-Pallanza (3h56) und es grüßt der Mont’ Orfano in schönster Frühlingssonne.
Für den Einstieg ins Wanderjahr ist der Mont’ Orfano wieder einmal ein Gipfel, der nicht durch seine Dominanz oder Höhe, sondern vielmehr durch ein fantastisches Panorama geradewegs zum Sehnsuchtsziel wird. Ich freue mich immer ganz besonders, wenn sich ein Tag mit den Wanderschuhen am Fuß auch noch mit einer attraktiven Zugfahrt kombinieren lässt. Die Anreise von etwa 4 Stunden relativiert sich leicht durch die Attraktivität der Strecke (BLS) und der Möglichkeit, aus der Kombination mit DB- und SBB- Sparpreisen, richtig günstig an den Lago zu fahren. Schon oft habe ich den Mont’ Orfano von der Autobahn in Gravellona Toce auf dem Weg vom oder zum Simplon gesehen. Die von Steinbrüchen zerfurchte Südflanke ist eine echte Landmarke.
Nach einigen Routenbeschreibungen habe ich eben diese Südflanke für den Aufstieg gewählt. Um zum Einstieg zu dieser Variante zu kommen, muss man vom Bahnhof Verbania-Pallanza etwa 2 km nach Westen am Fuß des Berges entlang. Viele Karten bieten hier nur die nervige Passage an der vielbefahrenen SS 34 an. Tatsächlich verläuft direkt am Flussufer des Toce ein Fuß- und Radweg, der durch eine wunderbare Uferzone führt.
Wenige Meter hinter der Brücke der SS 34 über den Toce beginnt die steile Mulattiera Militare, ein im Ersten Weltkrieg angelegter Maultierpfad zu den Befestigungsanlagen der Linea Cadorna. Mehrere Hinweistafeln erläutern die Bedeutung dieser Anlage für die nationale Verteidigung Italiens in den beiden Weltkriegen.
Gerade in Zeiten, wo in Europa wieder Zäune gebaut und nationale Interessen in vielen EU-Staaten eine Hybris erfahren, wird man auf diesem Abschnitt des Sentiero della Pace daran erinnert, wie glücklich wir über 70 Jahre Frieden und Solidarität in Mitteleuropa sein können.
Erst über einige große Steinblöcke, danach in unzähligen Serpentinen, windet sich der Weg in der Rinne steil nach oben. In dieser Südwestexposition brennt auch im März die Sonne bereits ganz ordentlich. Auch die Vegetation erinnert an vertrocknete Macchia. Nach etwa 2/3 des Anstiegs erreicht man einen markanten großen Felsvorsprung bzw.  eine Höhle. Ein kleiner Brunnen bietet im Sommer bestimmt etwas Abkühlung. Von der  Höhle ist es nur noch ein kurzes Stück bis zur Wegkreuzung Polveria, wo die Mullatiera mit der Strada Militare von Pratomichelaccio zusammentrifft. Über den breiten ehemaligen Fahrweg geht es erst horizontal zur ehemaligen Kaserne mit unterirdischem Bunkersystem. Glücklicherweise hatte ich eine Stirnlampe dabei und konnte in die Anlage hineingehen. Wer nicht rein möchte, verpasst aber auch nichts. Vom Vorplatz der Kaserne schweift der Blick erstmals über den südlichen Teil des Lago Maggiore und über die Borromäischen Inseln hinweg.
Zurück bis zur Wegkreuzung führt der weitere Anstieg zum Gipfel wieder über zahllose Serpentinen durch Eichen- und Kastanienwald. Einen eindeutigen Gipfel erkennt man auf dem Mont’ Orfano nicht. Ein Steinhaufen am Nordrand des Gipfelplateaus läst die Vermutung aufkommen, dass dort der tatsächlich höchste Punkt sei. Um das 360° Panorama intensiv genießen zu können, muss man ohnehin mehrere Aussichtspunkte ansteuern. Ein schöner Platz befindet auf den großen Felsplatten in Blickrichtung Ortasee. Weitere Genussmomente erlebt man mit Blick über den Lago Maggiore, die Borromäischen Inseln bis Milano, dessen moderne Skyline der Porta Garibaldi sich im Dunst abzeichnet.
Nach über einer Stunde Gipfelsonne führt der Abstieg über Montorfano Paese. Zahlreiche sehr schöne Aussichtsstellen, teilweise mit Sitzbänken ausgestattet, verlocken immer wieder zum Pause machen und Runterschauen. Mit vielen Zwischenhalten an den Aussichtpunkten, erreicht man trotzdem nach etwa 1h den Ort. Zwischenzeitlich fallen die unzähligen Granitblöcke auf, mit denen nahezu die gesamt Ostseite des Mont’ Orfano bedeckt ist. Auch hier liefern verschiedene Hinweistafeln Informationen über die Geschichte des Granitabbaus am Berg. Eine Tafel erläutert die Funktion der beeindruckend mächtigen und steilen Steinrampe.
Im Ort Montorfano steht das klerikale Kleinod San Giovanni Battista aus dem 12. Jh. Ein romanisches Kirchlein, das aus typischen Orfano Granitblöcken errichtet wurde. Die Bauart erinnert etwas an Bauklötzchen.
Nach wenigen Minuten entlang der Fahrstraße Richtung Verbania zweigt links der Spazierweg Sentiero Azzurro Richtung Mergozzo ab. Nahezu horizontal verläuft dieser Abschnitt etwa 100m oberhalb der Wasserfläche und der Bahnlinie. Exakt 6h nach der Ankunft in Verbania-Pallanza erreiche ich den Lungolago von Mergozzo. Es bleibt jetzt noch genügend Zeit für ein Gelato, einen Rundgang durchs Centro Storico, kurz im Alimentari einige Leckereien kaufen und zum Bahnhof zu schlendern. Nach einem Zwischenstopp in Domodossola ist man ruckzuck durch Simplon und Lötschberg wieder in Mitteleuropa.

Tourengänger: Frankman
Communities: ÖV Touren


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