Über den Dalfazer-Kamm - eine weitere tolle Überschreitung im verlängerten Sommer 2015


Publiziert von maxl , 12. November 2015 um 18:45.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Rofangebirge und Brandenberger Alpen
Tour Datum: 7 November 2015
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Am Achensee in Buchau möglichst bald abbiegen. Am nördlichen Ende der Ortschaft befindet sich die kleine Talstation der Materialbahn von der Dalfazalm, dort kleine Parkmöglichkeit
Unterkunftmöglichkeiten:Dalfazalm, mit kleinem Umweg Erfurter Hütte (per Seilbahn erreichbar)

Jetzt heißt's die wunderbaren Bedingungen noch mal so richtig ausnutzen, also raus in die Berge, denke ich mir dieses Wochenende wieder. Sogar zwei Spezln wollen diesmal mit, um ihre Spielzeuge (Kamera, Drohne) mal ausprobieren zu können. Das stellt eine besondere Herausforderung hinsichtlich der Tourenplanung dar, denn auf Seilbahn oder ähnliche Hilfsmittel habe ich keine Lust, will es aber den weniger Berggeübten doch nicht zumuten, mit mir den ganzen Weg mitlaufen zu müssen. Nach tiefgehender Überlegung kommt mir das Rofan als Ziel, und wir tüfteln eine Tour aus, bei der jeder auf seine Kosten kommt. Der einzige Makel besteht in den Menschenmassen, die es dieses Wochenende wieder mal in die Berge getrieben hat - und das versteht man ja am Achensee gekonnt auszunutzen, mit einer beispiellosen Prostitution der eigenen Natur. Trotz eines dahingehenden unschönes Zusammentreffens mit einem Einheimischen dort, den unser Verhalten offenbar unglaublich gestört hat, der auf der anderen Seite aber massiv von den Touri-Strömen profitiert, bleibt mir ein toller Gesamteindruck: an solchen AKW-Herbsttagen sollte man sich einfach nicht so sehr aufregen...!

Meine Freunde lassen mich unten in Buchau aus dem Auto. Am nördlichen Ortsrand (Parkgelegenheit für wenige Autos) befindet sich die Talstation des Materiallifts zur Dalfazalm, dort setzt auch der Fahrweg an. Diesen geht's im Prinzip hinauf zur Teisslalm, allerdings kann man auf breiten Pfaden viel abkürzen. Oben an der Teisslalm lichtet sich der Wald, die eh schon guten Ausblicke gen Achensee werden nun schlichtweg phantastisch. Weiter geht's dann einen schwach ausgeprägten Rücken hinauf zur idyllisch gelegenen Dalfazalm, die ich nach anderthalb Stunden etwa erreiche. Voll ist's hier, man scheffelt noch mal richtig Kohle hier durch seine urige, naturverbundene Art, die Seilbahn-Touristen finden's toll. Das Leben ist schön. Aber wie gesagt: nicht aufregen, weiter geht's, und zwar am Klobenjoch entlang in eine Art breiten Hochkessel hinein. Der Weg teilt sich, ich stiefele rechts nun etwas steiler durch Schotter hinauf und schließlich über eine durch den breiten Steig unproblematische Steilstufe, zuletzt noch durch Wiesenhänge hinauf in das Sattelchen zwischen Streichkopf und dem Dalfazer Joch. Hier kommen wiederum Hundertschaften von Wandersleuten entgegengetrampelt, allerdings wird's von nun ab ruhiger. Bis hierher T2 und insg. etwa 2 1/2h.

Jetzt beginnt die Königsetappe der Tour. Kurz vor dem Streichkopf, einer völlig unbedeutenden Erhebung nahe der Hochiss, zweigt der kleine Steig ab, der über den Dalfazerkamm leitet. Er führt in meist gutmütigem Gelände den breiten Rücken entlang, eine kurze ostseitige Querung ist etwas ausgesetzt. Westseitig ist's meist harmlos, allerdings liegt hier schon ein wenig glitschiger Schnee, naja. Der Abstecher zum höchsten Punkt (Dalfazer Joch) nimmt nur wenige Zeit in Anspruch (2min in einer kleinen Rinne, deutliche Trittspuren, einfach), danach gelangt man zu den Steinrigen Manndln (den rechten Zacken mit Kreuz ist ebenfalls in wenigen Minuten zu erreichen, allerdings schwieriger) und schließlich zum Aufschwung des klobigen Dalfazer Rosskopfes. Dieser vermittelt die Schlüsselstelle des Übergangs. War das Gelände bis hierher noch höchstens T3 (meist T2), ist der zweimal mit Seil versicherte Aufschwung nun etwas schwieriger. Am Anfang muss man sogar drei Schritte am Stahlseil kraxeln (I), danach geht's durch Schrofen und am Reepseil über steile Grastritte (T3+) hinauf zum Roßkopf, den ein Metall-Ungetüm ziert. Von hier aus ist's auch nicht mehr weit zum letzten Gipfel der Tour, den kleinen exponierten Rotspitze. Hinab geht's durch Wiesen und Latschen (einmal kurz T3), schließlich durch die kleine Scharte, die den Gipfelturm von der Flanke abgrenzt (T3+). Anderthalb Stunden sollte man für die Kammüberschreitung kalkulieren.

An diesem super Platz treffe ich wieder auf meine Kollegen, die ebenso wie ich das tolle Panorama genießen. Sie sind mit der Rofan-Seilbahn heraufgefahren, absteigen wollen wir nun gemeinsam. Das erste Stück von der Rotspitze hinab zum Durrakreuz führt ziemlich steil durch Latschen (T3), unten wird's dann gemütlich und wir schlendern die Kinderwagen-taugliche Wanderautobahn hinüber zur Dalfazalm. Von da wählen wir den direkten Abstiegsweg über die Durraalm zur Talstation der Rofanbahn in Maurach; dieser Weg quert recht lange die teils abschüssigen Hänge (T2) und mündet schließlich in einem Fahrweg, den man - zuletzt noch etwas abkürzend - bis in den Ort hinunter verfolgen kann. 2h braucht man für den Abstieg mindestens; wir allerdings viel länger, man will ja die abendliche Stimmung auch auskosten, wenn man schon mal da ist. Und vor allem die Ruhe, denn eine derartig geballte Ansammlung unfreundlicher Zeitgenossen, wie ich es am Achensee nun zum wiederholten Male erlebt hab, das ist schon was besonderes! Die Gegend ist unzweifelhaft toll, aber nur in den Randzeiten wirklich zu genießen, zumindest für mich...


Tourengänger: maxl


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