Stockflue / Duumen (1137 m) und Versuch Zünggelenflue


Publiziert von HBT , 14. Dezember 2008 um 18:54.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:14 Dezember 2008
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Rigigebiet   CH-SZ 
Aufstieg: 950 m
Abstieg: 950 m
Strecke:Talstation Urmibergbahn - Dörfli - Stöck - Timpel - Stockflue - Ober Brunniberg - Mittler Brunniberg - Unter Brunniberg - Ränggen - Südwestgrat Zünggelenflue - Ränggen - Unter Brunniberg - Talstation Urmibergbahn
Zufahrt zum Ausgangspunkt:von Brunnen in Richtung Gersau bis zur Seilbahntalstation Urmiberg.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:von Brunnen in Richtung Gersau bis zur Seilbahntalstation Urmiberg.

Die einsamen Kraxelfelsen an der Rigi

Den
Bericht von Budget5 fand ich sehr interessant. Bei der Zünggelenflue geht es um einen Gipfel im touristisch bekannten Rigi-Gebiet, der einsam und nicht einmal im SAC-Führer beschrieben ist. Darum stand heute auch nicht das Erreichen des Gipfels im Vordergrund, sondern eher das Erkunden einer möglichen Aufstiegsroute auf einen unbekannten Gipfel. 

Zünggelenflue
Märchenhaft - die Zünggelenflue (1088 m) an einem kalten Wintermorgen über dem Lauerzersee. Hinten ist der Wasserbergfirst (2341 m) zu erkennen.

Die Landkarte gibt eigentlich einen klaren Aufstiegsweg vor: über den Südwestgrat sind Wegspuren eingezeichnet. Ebenso sind auch am Nordostrücken des Berges Wegspuren auf der Karte zu finden. Die Spuren über den Nordostrücken führen nur durch den Wald und es ist nicht klar, wo der Einstieg zu finden wäre. Vor einigen Tagen war nun eben der Bericht von Budget 5 auf hikr zu finden. Dank den interessanten Bildern wollte ich mir die Sache am Südwestgrat nun auch mal anschauen gehen...

Zünggelenflue
Einsam - die Zünggelenflue (1088 m) von Bergsturzgebiet über Goldau gesehen.

Schon am Morgen bei der Anfahrt präsentierte sich die Zünggelenflue wild und unnahbar. Gegen Nordwesten bricht sie in steilen Felssätzen gegen den Lauerzersee ab.

Start war heute in Brunnen bei der Talstation (436 m) der Luftseilbahn auf den Urmiberg. Auf gutem Weg steigt man nun immer in der Nähe der Luftseilbahn über die steilen, teils eingeschneiten Wiesen auf. Wir kamen schnell einmal den Föhn zu spüren, der kräftig wehte. Über Stöck (725 m) gelangten wir zur Hütte bei Timpel. Hier machten wir kurz ein gemütliches Päuseli im Windschatten der Hütte. Der letzte Hang ist dann nochmals recht steil, bei Schnee wie jetzt sind Stöcke sicher von Vorteil. Von hier geniesst man schon einen fantastischen Tiefblick auf den Vierwaldstätter-, speziell den Urner See, einen Weitblick zu den Urner Voralpen. Dominierend ist, wie oft in dieser Gegend, der Niderbauen Chulm (1923 m), der trotz seiner bescheidenen Höhe das Gesamtbild beherrscht. Der grössere Bruder, der Oberbauenstock (2117 m), guckt knapp über die Kuppe des Kleineren hinein. Weiter hinten sieht man auch den unnahbaren Gitschen (2513 m), in dessen Ostwand der Schnee wild herumgewirbelt wird. Noch weltenfremder erscheinen Brunnistock (2952 m) und Uri Rotstock (2928 m), die nur manchmal zwischen Wolkenfetzen auftauchen.

Wir lassen die Seilbahnbergstation bei Ober Timpel (1135 m) links liegen und machen uns gleich auf in Richtung Brunniberg. Natürlich muss der kecke Felsgupf des Duumen (1137 m) oder der Stockflue, wie er auf der Landkarte genannt wird, auch noch mitgenommen werden. Der Aufstieg (T4) ist dank den vielen Drahtseilen jetzt auch im Winter kein Problem. Oben weht mich der Föhn dann fast wieder hinunter. Der Ausblick auf die eingepuderten Mythen und den massigen Fronalpstock ist fantastisch. Der Abstieg erfolgt gleich wie der Aufstieg.

Der Abstieg durch das Tälchen von Ober-, Mittler- und Unter Brunniberg erfolgt nun teilweise auf einem Strässchen. Im obersten Teil des Abstiegs sind die ganze Zeit die Mythen zu sehen. Von Unter Brunniberg steigt man dann im Winter steil und weglos einen Grashang zu einem Hüttchen hinauf. Es gäbe auch alternativ einen Wanderweg durch den Wald. Vom Hüttchen sind es dann nur noch wenige Meter bis Ränggen (930 m). Hier ist der Einstieg zum Südwestgrat auf die Zünggelenflue.

Der Grat beginnt lustig und abwechslungsreich, schnell einmal werden auch die Hände gebraucht. Der Grat selbst ist nur leicht bewaldet, immer wieder geniesst man einen Tiefblick auf den Lauerzersee und den dahinterlienden Rossberg. Nach einiger Zeit steht man an einem senkrechten Abbruch. Der sonst harmlose und bewaldete Südhang, in dem auch einige der vorherigen Türmchen umgangen werden, wird von einer durchgehenden Rinne durchzogen. Der Abbruch ist fünf bis zehn Meter hoch, senkrecht bis überhängend. An ein Abklettern hier ist nicht zu denken. Ich folge einige Meter dem Abbruch nach hinunter, merke jedoch schnell, dass es hier wirklich keine Abstiegsmöglichkeit gibt. Die Wand ist durchgehend. Ich steige wieder auf die Grathöhe auf und sehe, dass die einzige Hoffnung auf ein Weiterkommen direkt beim Grat zu Suchen ist, so wie Budget5 es beschrieben hat. Direkt bei den Nordabbrüchen ist die Wand nämlich nicht einmal mehr senkrecht, jedoch sind die Tritte und Griffe mit viel Schnee bedeckt. Langsam und vorsichtig steige ich über die rutschige Steilstufe (Auf etwa 8 m T5; II bei diesen Bedingungen, sonst wohl etwa T4+). Der scharfkantige Kalk und die festen Wurzeln bieten gute Griffe. In der Scharte sehe ich, dass an der Begrenzungswand, obwohl nur wenige Meter hoch, beim steilen Abschnitt einige Bohrhaken angebracht sind. Ob hier wohl oft jemand klettern kommt? Der Aufstieg aus der Scharte ist nicht so steil wie der Abstieg,jedoch länger. Eine unzuverlässige Schlingen sind hier halb unter dem Schnee begraben zu finden. Nach einigen weiteren Metern merke ich, dass der weitere Aufstieg sich zieht. Da ich nicht in Zeitnot geraten will, kehre ich kurz nach der Scharte um. Das folgende Gelände wäre jetzt mit Schnee wohl im T4+ - Bereich. Was nach dem Grataufschwung nach der Scharte kommt, weiss ich nicht. Ich werde wohl mal wieder kommen, wenn ich mehr Zeit habe und nur die Zünggelenflue auf dem Programm steht. Der Abstieg zurück zur Hütte habe ich dann schnell hinter mir. 

Der Weiterweg führt uns wieder den steilen Hang hinunter nach Unter Brunniberg (857 m). Wenn man dem Strässchen etwa hundert Meter hinunterfolgt, kommt man zu einem Wegweiser und kann nach Brunnen absteigen. Der Weg ist gut unterhalten. Nach einem langen Rückweg durch ganz Brunnen kommen wir schliesslich wieder zu unserem Ausgangspunkt.
 

  • Für den Abstieg in die Scharte am Südwestgrat der Zünggelenflue kann ein Seilstück von etwa zehn Meter Länge sicher nichts schaden, mit Schnee ist der Abstieg doch ein bisschen heikel. Beim Rückweg könnte dieses wieder mitgenommen werden. Oben hat es einen genug dicken Baum, um das Seil zu befestigen. Im Sommer bei Trockenheit sollte jedoch diese Stelle problemlos sein.

Tourengänger: HBT


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Kommentare (3)


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budget5 hat gesagt: Hallo HBT
Gesendet am 14. Dezember 2008 um 21:11
Hast du dich also auch an der Zünggelenflue versucht? Ich hatte den "Hügel" ein bisschen unterschätzt, vor allem im Winter und bei Schnee. Ich werde wohl gegen Frühling noch einmal die Zünggelenflue besuchen, du kannst ja mitkommen wenn du willst.
Spannender Bericht und schöne Fotos ausserdem!

Gruss Matthias

HBT hat gesagt: RE:Hallo HBT
Gesendet am 14. Dezember 2008 um 22:02
Hoi Budget5
Habe ich mir genau auch gedacht.
oder in den Weihnachtsferien einmal, wenn wir genug Zeit haben. Ich habe gestaunt, als ich nach dem ersten Grataufschwung nach der Scharte gesehen habe, wie weit es noch ist.
Danke dir nochmals für den Bericht
Gruss
HBT

avistar hat gesagt: Hallo HBT
Gesendet am 16. Dezember 2008 um 17:17
Interessanter Bericht...den Berg hab ich bislang meist ausser Acht gelassen, wenn auf der Autobahn daran vorbeigefahren bin. Aber das scheint durchaus ein lohnendes Ziel zu sein und ich werde ihn mir wohl demnächst auch etwas näher angucken!
Gruss Avistar


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