Wandern auf Rügen, Teil V: Zum krönenden Abschluss auf die Insel Hiddensee


Publiziert von klemi74 , 23. Oktober 2015 um 18:30.

Region: Welt » Deutschland » Norddeutsches Tiefland
Tour Datum:23 Oktober 2015
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   F 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 130 m
Abstieg: 130 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Vom zentral gelegenen Bergen immer der Beschilderung nach Schaprode folgen, am Ortseingang befindet sich ein riesiger Parkplatz - den Schildern zu Fuß zur Fähre nach Hiddensee erfolgen
Unterkunftmöglichkeiten:Zahlreiche auf Rügen, auch auf Hiddensee gibt's genügend Zimmer - wenn man mehrere Tage wandern möchte, bietet sich diese Variante nicht an

Wandern auf Rügen ist eigentlich ein falscher Titel, schließlich ist Hiddensee eine eigenständige Insel, die Rügen westlich vorgelagert ist. Hiddensee ähnelt vom Grundriss her ein wenig an das Seepferdchen, das die gleichnamige Gemeinde auch im Wappen hat: langgezogen und schmal, nach oben aber breiter werdend mit einer von ganz oben (Norden) nach Südosten abzweigenden Schnauze. Die Insel ist fast komplett autofrei, so dass die Orte ein ganz eigenes Flair besitzen.
Die Anreise erfolgt in der Regel mit der Personenfähre ab Schaprode auf der Hauptinsel, weitere Fähren sind nur während der Hauptreisezeit in Betrieb. Im Winter kann der Schiffsverkehr schon mal eingestellt sein, da die flachen Gewässer mit nur sehr geringem Salzgehalt durchaus mal zufrieren können - passiert zwar nur alle paar Jahre, an der Nordsee kennt man das aber halt gar nicht.

Ansonsten sollte man sich wegen des sprichwörtlichen "Norddeutschen Schmuddelwetters" nicht von einer Reise in diese Gegend abschrecken lassen, die Wetterstatistiken sagen nämlich was ganz andres: Hiddensee gehört mit einem Jahresniederschlag von 530 l/m2 zu den trockenen Ecken Deutschlands, außerdem ist es auf's Jahr gesehen die deutlich sonnenreichste!
Und auch ich hatte mit dem Wetter Glück, war es doch mein letzter kompletter Tag auf Rügen und der erste mit ordentlichem Wetter.


Nun zur Wanderung:
Vor dem eigentlichen Start steht also die Bootsfahrt an. Parken kann man am Ortsrand von Schaprode, von wo aus es ca. 500m Fußweg zum Hafen sind. Ticket für das Schiff um 08:10h kaufen, einsteigen und nach gut einer Stunde Fahrt - die Fähre läuft zunächst Hiddensee-Neuendorf an - landet man im Ortsteil Kloster an. Keine Autos zu sehen, nur etliche Handkarren für den Gepäcktransport parken neben den Gebäuden.
Der Rundgang durch das nun folgende Dorf ist ganz nett, auch wenn alles sehr touristisch wirkt. Ein erster Abstecher führt mich an den endlosen Strand der Westküste der Insel, lang und gerade ist er, auch aufgrund der kühlen und fast schon stürmischen Witterung ziemlich menschenleer. Schnell den Wind genießen und schon war ich vom aufspritzenden Wasser feucht, also weiter. Kurz geht's zurück in den Ort, dann steht der Aufstieg in Richtung Bakenberg an.
Lang ist der Aufstieg nicht, der Berg ist ja nicht hoch. Nach Westen ist die Aussicht.beschränkt, da das Hochufer hier bewaldet ist. Eindrucksvoll ist hingegen der Blick nach Osten: vorne Land, dann Wasser, wieder Land, nächstes Wasser etc. Die Zerrissenheit der Küstenlinie zeigt sich wohl nirgends so gut wie hier...
Nächstes Ziel ist der bekannte Leuchtturm auf dem Dornbusch (das ist übrigens die Bezeichnung für den gesamten Höhenzug), dessen Aussichtsplattform wegen zu viel Wind leider nicht besucht werden konnte (in Böen werden wohl 80km/h erreicht worden sein). Immer entlang der Abbruchkante, teils auch auf dem offiziell gesperrten Weg ging's nun über den Swantjeberg weiter zum Endhaken, dem nördlichsten Punkt der Insel. Der Dornbusch trägt seinen Namen zu Recht, alles ist mit undurchdringlichem Gebüsch mit vielen Dornen überwuchert.

Völlig anders nun der folgende Abschnitt auf den Alt-Bessin: Es handelt sich um eine in den letzten 300 bis 400 Jahren angeschwemmte, völlig ebene Landzunge, die mittlerweile schon drei Kilometer lang ist. Auf einem Trampelpfad darf man bis zum Beobachtungsturm auf ihrem Ende gehen, Fahrräder und Hunde müssen leider draußen bleiben - bei den Rädern klappt's tatsächlich... Bewachsen ist der Alt-Bessin mit viel Gras und teilweise dichtem Gestrüpp, Weiß- und Sanddorn dominieren. Am Beobachtungsturm angekommen, kann man wunderbar in Richtung der Halbinsel Bug schauen, in dem Bereich wächst Hiddensee um 30 Meter pro Jahr ins Meer hinaus; eine Verbindung zum Bug gibt es wegen einer Fahrrinne für die Schifffahrt wohl auch in Zukunft nicht. Seevögel sieht man nur aus der Ferne, ein gutes Fernglas und ein gscheites Objektiv für die Fotos wären halt schon geil gewesen...
Am Rande: den immer noch stark wachsenden Neu-Bessin nördlich seines älteren Bruders darf man aus Naturschutzgründen nicht betreten. Auch er ist über drei Kilometer lang, aber erst knapp über 100 Jahre alt!

Nach dem endlosen Rückweg im immer noch kräftigen Wind bin ich entlang der Straße zurück in Richtung Hafen gelaufen, 13:55 Uhr war ich dort. Und nun? Um 15:00 fährt die erste Fähre, um 17:30h die nächste. Ich habe mich für eine Einkehr samt früherer Rückfahrt entschieden, ein 10 Kilometer langer Marsch zum anderen Inselhafen in Neuendorf war mir dann doch zu lang (und drei Stunden Pause und Souvernishops besuchen ist auch nicht mein Ding). Um 16:10h war das "Festland" wieder erreicht, schee war's!


Fazit:
A Traum!

Tourengänger: klemi74


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Kommentare (3)


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scan hat gesagt:
Gesendet am 24. Oktober 2015 um 23:18
Hiddensee haben wir dieses Jahr ebenfalls zum Abschluss gemacht, glücklicherweise war die See ruhig, sonst wäre mir wohl kotzschlecht geworden.

Trotzdem: Hiddensee wird sicherlich nicht umsonst als die "Perle Rügens" bezeichnet.

klemi74 hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. Oktober 2015 um 23:25
Wennst Probleme mit Seekrankheit hast: auf's Oberdeck gehen und möglichst auf einen unveränderlichen Punkt an Land schauen, dann passt's! Meistens jedenfalls...
Ansonsten war ich schon überrascht, welch hohe Wellen es hier gibt, da das Wasser ja keine 5 Meter tief ist.

scan hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. Oktober 2015 um 15:05
Sofern ich nicht mit einen Schiff darüber fahren muß, find ich hohe Wellen richtig schön. Da machen deine Fotos echt was her, bei uns waren die Wellen eher klein. Rauer schauts besser aus.


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