Oder wie uns ein Rucksack die Tour versaute….
Um fünf Uhr starteten wir letzten Donnerstag bei klarem Sternenhimmel, um den Skitouren-Klassiker Gross Ruchen unter die Felle zu nehmen. Zügig stiegen wir hoch, liessen schon bald die Brunni-Alp hinter uns und schlurften gegen die Ruch-Chälen hoch. Der Höhenmesser zeigte 1800 m, als mein Skitourenkollege auf merkwürdige Gegenstände 20 Meter neben der Spur hinwies: Da lagen Handschuhe, Mütze, ein zerfetzter Rucksack, Plasticksäcke, Pet-Flasche etc. Wir steuerten auf die Gegenstände zu und realisierten, dass wir uns auf einem rund 400m-langen Lawinenkegel befanden.
Sofort schalteten wir unsere Barryvox auf suchen um mögliche Signale zu erkennen. Wir überlegten, was passiert sein könnte: Ist da jemand aus der GR-Nordwand gefallen? Kaum, sonst wären die Steigeisen nicht im Rucksack verstaut. Kam da jemand am Vortag unter eine Nassschneelawine? Wir – in der Zwischenzeit kam uns auch noch ein Päärli zur Hilfe – suchten den ganzen Lawinenkegel ab. Keine Signale. Trotzdem meldeten wir den Vorfall vorsorglich der REGA. Diese informierte die Kantonspolizei, um abzuklären, ob die Person – ID war im Rucksack verstaut – als vermisst gilt. Für uns war klar, dass die Lawine nicht frisch war, d.h. entweder gestern Morgen oder gestern Nachmittag nieder ging.
Nun gingen wir den ganzen Lawinenkegel hoch, bis zum Anriss und stellten fest, dass keine Einfahrtsspuren vorhanden waren. Überhaupt, war auf den ersten Blick nicht klar, weshalb sich hier in relativ flachem Gelände eine Lawine lösen konnte. Der Blick hinauf erklärte, dass sich die gewaltige Schneemenge hoch oben am Gross Ruchen gelöst hat, über die steile Nordwand donnerte und sich so durch den untersten Teil der Ruch Chälen Richtung Brunni hinabzog. Wir suchten nun nochmals von oben nach unten und fanden auch diesmal kein Signal. Ja könnte ja sein, dass die Batterien nach einigen Stunden unter dem Schnee den Geist aufgeben… . Aber weil wir keine Einfahrtsspuren entdeckten, mussten wir annehmen, dass die Person im Aufstieg kalt erwischt wurde, das wäre dann riesiges Pech gewesen, da die Aufstiegsspur nur rund 30 Meter über den Lawinenkegel führte…..
Nun gaben wir die Suche auf, kontaktierten nochmals die REGA, machten Pause, als sich nach einigen Minuten von oben zwei Skifahrer nahten, der eine ohne Rucksack…... Sie seien sehr früh am Morgen aufgestiegen und beim Montieren der Harsteisen sei der Rucksack an einer steilen Stelle hinuntergerutscht und in der Dunkelheit wollten sie den Rucksack nicht suchen gehen, sie fänden ihn ja dann sicher beim Runterfahren…. Pech nur, dass der Rucksack genau auf einem Lawinenkegel zum Stehen kam. Was lernen wir daraus? Künftig Augen zu und weiter…..
NB1: Die REGA haben wir sofort informiert, dass sich der Vorfall geklärt hat. Zum Glück war noch kein Heli unterwegs….
NB2: Bei uns war die Motivation dahin. Wir verzichteten auf den weiteren Aufstieg (schliesslich verloren wir auch zwei Stunden) und fuhren gemütlich hinunter und „feierten“ unsere Leistung mit einem Cola Zero auf der Terrasse vom Restaurant Alpina…..
NB3: Die Tourengeher entschuldigten sich höflich.
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