Gras. Gras?


Published by 2bd, 29 October 2011, 12h46. This page has been displayed 1771 times.

T6-ler sind zwangsläufig grasgeübt. Man sollte vielleicht hier einmal über die verschiedenen Grassorten philosophieren.
Ich hab zB diesen Sommer senkrechtes Gras mit langen Büscheln bestiegen (Churfirsten), an dem ich mich problemlos festhalten konnte und ganz sicher fühlte. Oder: Gut gestuftes Gras, 60° steil (Federispitz Nordgrat, wo ich möglichst direttissima ging), dünkte mich kaum T5. Dann aber jüngst eine kurzgeschorene, glatte Alpwiese, etwa 40-45° (Rophaien, von Oberaxen, nachdem ich den Weg verpasst hatte - wie heuen die da?); sie artete zum regelrechten Boulder aus. Ich habe bewusst auf den Pickel verzichtet, weil ich mich trotz allem sicher fühlte 
und ich das erleben wollte. Ein Rutscher hätte allerdings böse geendet; es gab nichts zum Festhalten.
Kurz: GRAS IST NICHT GLEICH GRAS. Je nach Grasart sind die Schwierigkeitsunterschiede beträchtlich. Da spielen auch saisonale Gegebenheiten hinein. Das gehörte eigentlich noch ausgeprägter in die Beschreibungen rein, die sich bis anhin im T6-Bereich doch weitgehend auf 'zum Glück gestuft' beschränken.
Was meint ihr?



Comments (7)


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Fenek says:
Sent 29 October 2011, 13h25
Das habe ich auch schon festgestellt, dass Gras nicht einfach Gras ist. (Bin Nichtraucher ;-)

Vor zwei Tagen am Maischüpfenspitz war's auch sehr steil im Gras. Ich sann der Frage nach, bei welcher Steilheit wohl die Grenze des nicht mehr machbaren ist. Darüber lässt es sich prächtig philosophieren....

Für mich ist etwas sehr wichtig und entscheidend: Meine Schuhsohlen. Neue Schuhsohlen beissen sich regelrecht ins Gras. Man hört es, wie das Gras knirscht. Dabei sind die Kanten rings um den Schuh entscheidend. Mit alten, abgerundeten Latschen wage ich mich nicht an solche Projekte.
Und ein Pickel ist im Gras ebenso beruhigend wie im Firn....

Häbet Sorg bim Heue...:-))

kopfsalat says:
Sent 29 October 2011, 18h21
> wie heuen die da?

Gab mal einen Doku-Film im Kino über die Wildheuer im Muotithal. Die Antwort ist so einfach, wie effektiv, mit (Steig)-Eisen-Stacheln an (in) den Schuhen.

Müssen wir das Rad neu erfinden? Ich denke nein.

Gruss

Dani

(der bisher immer Bombenhalt gehabt hat im Steilgras)

2bd says: RE: Wildheuer
Sent 31 October 2011, 11h11
Danke Kopfsalat, für den Wildheuer Filmtipp. Habe vor Ort zwingend solches vermutet.

Sputnik Pro says:
Sent 29 October 2011, 18h59
So veschiedene Gradarten habe ich auch öfters angetroffen. Dabei kommt es weiniger aufs Gras an, so wie du beschrieben hast, sondern viel mehr auf dessen unterlage. So sind Steilgras mit Polster oder kombiniertes Stein/Fels-Steilgras mestens gut gegehbar. Bei einer ebenen, schiefe Unterlage mit >40°wird's schon heikler. Wenn die grasige Unterlage jedoch nur auf einem plattigen Fels liegt und man ab und zu einen Grasbüschel mit Erde in der Hand hat, dann ist's Hardcore-Grasklettern :-)

Viel wichtiger als die zuvor beschriebene Grasvariationen sind jedoch ob das Gras Nass ist oder sogar Schnee drauf liegt. Bei diesen Verhältnissen sollte das Steilgras nur mit Pickel und/oder gar Steigeisen begangen werden.

Auf unfallfreie Steilgrastouren!

ossi says: ich bin auch ein Joint
Sent 30 October 2011, 11h20
Gras

Zuallererst ist die Einstellung des Berggängers wichtig: Nur wer sich mit Liebe, Sorgfalt und selbstloser Hingabe ins Gras begibt, wird in der Auseinandersetzung mit diesem wunderbaren Material gestaltend damit umgehen können und schliesslich siegreich den Gipfel erklimmen.

Exemplarisch für die Vielfalt der Graswelten ein Vergleich aus diversen Tösstalrouten bei gleichen Bedingungen (Wetter, Klima, Jahreszeit, Steilheit des Geländes etc.):

Roten Südwand: oft trocken, zähes, solides Gras, oft leicht scharfkantig (sieht man nur da). In den steilsten Passagen gestuft. Farblich saftig-grün mit leichtem Abgang ins Gelbliche. Teilweise durch Tierspuren gestuft.

Hinter Warten Nordwand: fast immer feucht, mitunter nass. Weicher erdiger Untergrund, der an den schwächsten Stellen gerne nachgibt. Im Nagelfluh-Dreck-Grasgemisch eher niedriger Grasanteil. Saftig-grün (ohne Gelbanteil). Stufung nicht optimal.

Früetobel: solide Grasbüschel, allerdings oft auf dünner Unterlage. Saftig-grün. Je nach Ausrichtung trocken bis feucht, selten triefend nass. Stufung nicht immer optimal. Allerdings teilweise Stufung durchTierspuren.

Hörnli West, Deltaroute: Im unteren Teil Gras durch Weganlage vollständig zurückgedrängt. Im oberen Teil gut gestuft, saftig-grüne Büschel auf ordentlicher Bodenauflage. Oft feucht. Im obersten Teil vom Dreck stark durchzogenes Grasgelände, deshalb meist schmierig. Ganz zuletzt ist das Gras ersetzt worden durch Kompostmaterial: Orangenschalen, Rüstabfälle, Eierschalen. Geeignet als neue Disziplin: Kompostclimbing

2bd says: Die Vielfalt macht das Ganze
Sent 31 October 2011, 11h05
Das gilt zweifellos für das Gras (inklusive dessen unterschiedliche Nutzungsformen …). Aber ebenso für den Austausch, der hier darüber stattfindet.
Die verschiedenen Erfahrungen und vor allem die unterschiedlichen Arten, diese zu verarbeiten, bilden schliesslich ein Ganzes, ohne, dass ein einheitlicher Schluss gezogen werden müsste.
Ich stelle mir trotzdem vor, dass in Zukunft noch etwas präzisere diesbezügliche Angaben, die Folgebegeher besser einstellen, ohne, dass man gleich bei Ossis zum Grasmenü eingeladen werden müsste, oder eine kongeniale GRAS-SKALA entwerfen muss, wie etwa Marco Volkens T-Skala, von der nun (nicht nur) diese Community lebt.
Danke, KollegInnen!

kopfsalat says:
Sent 31 October 2011, 11h28
> GRAS IST NICHT GLEICH GRAS

nun ja, DRECK ist nicht gleich dreck, BÄUME sind nicht gleich bäume, WURZELN nicht gleich wurzeln ... es gäbe noch zig weitere kriterien die man berücksichtigen könnte.

da sich all diese noch je nach wetter, jahres- und tageszeit ändern und jenachdem schon nur ein paar meter weiter links oder rechts komplett anders sein können, ist eine beschreibung nicht nur illusorisch, sondern komplett nichtssagend und somit unbrauchbar, ja möglicherweise sogar gefährlich, wenn sich jemand "blindligs" darauf verlässt.

da hier auf hikr die T-skala implementiert wurde, habe ich mich damit abgefunden, meine berichte darin unterzubringen, auch wenn diese skala mit all ihren verknorzten beschreibungen und erläuterungen weit davon entfernt ist, wirklich allgemeingültig und -brauchbar zu sein.


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