Bergsport ist Motorsport?!


Publiziert von alpstein, 27. Februar 2020 um 16:22. Diese Seite wurde 1445 mal angezeigt.

Ein Artikel aus dem Magazin powderguide.com, der an anderer Stelle schon vom ÖAV zur Diskussion gerstellt worden ist.



Kommentare (16)


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kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 27. Februar 2020 um 18:14
Ist ganz einfach, wenn man, wie ich, gar kein Auto hat, muss man sich die Frage gar nicht stellen, ob man mit dem Auto irgendwo hin fahren will.

Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 28. Februar 2020 um 14:58
Nun, wer ein Auto hat wird es zu jedem Trainingsort nehmen wenn er einige hundert Meter von zu Hause entfernt ist, sei es der Fussballplatz, die Tennishalle oder bei HIKRs eben an der Ausgangsort der Berg- oder Skitour. Mir ist Autofahren zu teuer, denn ich will nicht durch die vielen Wuchergebühren als goldener Geldesel abgezockt werden.

Ben77 hat gesagt:
Gesendet am 1. März 2020 um 19:40
Ich finde, wir Bergsportler schulden es der Natur, auf sie mehr Rücksicht zu nehmen als die Menschen, die der Natur aus welchen Gründen auch immer nicht so zugewandt sind. Deshalb finde ich, dass wenn man eine Unternehmung mit den Öffis gestalten kann, man dies tun sollte. So halte ich es für mich jedenfalls.

Leider werden meine Wege in die Alpen aber immer weiter und die Ziele immer schwieriger zu erreichen. Deshalb leihe ich mir nunmehr des öfteren ein Auto aus - und habe ein schlechtes Gewissen, durch mein Vergnügen die Luft zu verschmutzen und zur Schändung unseres Planeten beizutragen - was anderes ist Autofahren moralisch betrachtet für mich nicht mehr (zumindest in den Städten).

Insbesondere an den kurzen Tagen zu dieser Jahreszeit macht es viel mehr Sinn, in den Randgebieten aktiv zu sein, da sind die Gefahren um diese Jahreszeiten auch erheblich niedriger. Und diese Gebiete erreicht man eigentlich problemlos mit den Öffis.

Allerdings sind auch die Züge zum Teil keine wirklich umweltfreundlichen Fortbewegungsmittel. Manchmal sitze ich ganz allein (!) in einem Zug für eine ganze Fahrt, z.B. von Reutte nach Kempten. Und diese Züge mit Dieselantrieb sind wahre Dreck- und Giftschleudern! Man sollte sich in den Bahnhöfen ehrlich gesagt mit einer Partikelschutzmaske vor deren Rußausstoß schützen - das ist karzinogen hoch zehn.

Darüber hinaus sind die Züge eine Zumutung was die Bequemlichkeit betrifft. Nach einer Stunde tut einem das Steißbein weh, von diesen ekligen harten Sitzen.

Und die Züge werden mit Neonlicht ausgeleuchtet, wie ein Verhörraum im Gefängnis - zu Uhrzeiten, zu denen ein abgedunkelter Raum zu Ruhe und Besinnung führen könnte. Die besten Züge sind die alten, z.B. die heutzutage noch von Alex betriebenen Regiobahnen. Die Sitze sind weich, man kann sich in den Abteilen über drei Sitze hinweg legen, das Licht ausschalten, das Fenster öffnen ... das waren früher mal ganz normale Sachen.

chrs hat gesagt: So ist das halt..
Gesendet am 3. März 2020 um 10:20
Der Jogger, der daheim vor der Haustür seine Runden dreht, die Frau, die 3 mal in der Woche ins Fitnessstudio geht, die Leute, die am Tennisplatz vor Ort spielen, die Jugendlichen, die sich am Bolzplatz ihre Zeit mit Fuss- und Basketball vertreiben... Die Liste könnte noch beliebig fortgesetzt werden... All diese Leute sind Co2-schonender unterwegs als die Durchschnitts Bergsportler, die erstmal ihre 70 Kilometer (und zurück) zur After-Work Skitour mit dem Auto runterreissen. Am Wochenende gibt's dann vielleicht noch was "gscheids", einmal München-Stubai und zurück. Natürlich mit dem Auto.

Damit sind die Bergbegeisterten nicht anders/schlimmer als Surfer, Taucher etc. Aber keiner dieser letztgenannten Gruppen setzt sich meines Wissensso so einen Pseudo "Wir sind ja so naturverbunden, öko, nachhaltig; bla " Pseudo-Heiligenschein auf.

Schneemann hat gesagt: RE:So ist das halt..
Gesendet am 4. März 2020 um 13:04
naja, der Bergler fliegt dann im Urlaub aber eher nicht wie der Surfer in die Karibik oder nach Hawaii, sondern steigt in den Alpen herum. Damit hat er all seine Emmissionen locker wieder gut gemacht. Wobei - manche treibt es dann auch nach Patagonien&Co ;)

chrs hat gesagt: Realistischerweise sollte noch hinzugefügt werden...
Gesendet am 3. März 2020 um 10:35
...dass das Bahnnetz z.B. in Oberbayern (BOB/ Meridian) gar nicht auf einen solchen Freizeitsportler-Ansturm (wenn jetzt alle auf Öffis umsteigen würden) vorbereitet wäre. Schon jetzt spielen sich am Wochenende zuweilen fast apocalyptische Szenen in den vollgestopften Zügen ab. Wer zwischen Holzkirchen und Tegernsee wohnt, und dann den öffentlichen Nahverkehr nutzen will, hat am WE oft die Ar***karte gezogen, weil er gar nicht in den Zug reinkommt, der vollgestopft mit Münchner Ausflüglern ist.

KurSal hat gesagt: Strassen/Parkplätzen ist es besser ?
Gesendet am 9. März 2020 um 10:54
Und auf den Strassen/Parkplätzen ist es besser an solchen Tagen?
Nein!
WE, Feiertage, schönes Wetter in den Bergen, lockt sehr viele Menschen an. Dabei gilt je besser erschlossen je mehr.
Ich suche mir an solchen Tagen gezielt Orte aus die weniger bekannt und vor allem nicht auf Touristen ausgereicht sind.
Strassen/Parkplätze, Berghütten, Bergbahnen, Restaurants wirken dann wie Magnete. Meine Erfahrung: Eine Stunde Wanderzeit von obigen Infrastrukturen wird es einsam. Und im Winter ist wenig besuchter Raum grösser als im Sommer.

Alpin_Rise hat gesagt: Absolut richtig: Bergsport ist Motorsport...
Gesendet am 4. März 2020 um 09:52
... auch in der mit ÖV sehr gut bedienten Schweiz sieht "Bergsport" für viele so aus:
Eine einzelne, vielleicht zwei Personen fahren zwei Tonnen Blech den Berg hoch, ruckzuck eine Tour und wieder nach Hause. Am nächsten Tag nochmals. Die effektive Reisezeit ist nicht selten ähnlich lang wie die Touren selbst.

Für viele bedeutet genau dieses Verhalten "Freiheit". Wir sind ja schliesslich "Individualisten", angetrieben und bestätigt von der Automobilindustrie und vom politisch gewollten, individuellen Mobilitätswahn. Passt schon. Das Auto steht ja schliesslich genau dafür vor der Haustür, einsteigen, losfahren. Weil es alle tun, ist es ok.
Darum ist es eine kulturelle Frage, ob wir das als selbst deklarierte "Naturverbundene" ändern wollen.

Konkret: wer etwas tun möchte, der kann

sich mehr Zeit am Berg gönnen, wer länger in den Bergen ist, reist weniger. Besser ein Wochenende als zwei Tagestouren. Besser eine Tourenwoche als drei Wochenenden. Emission halbiert, lokale Bevölkerung profitiert.

sich nicht alleine in ein Auto setzen. Alles eine Frage der Organisation und Planung. Warum ist z.B. Autostopp in beliebten Tourenregionen nicht Teil der Kultur? Warum nutzen wir keine digitalen Plattformen, wo wir Gleichgesinnte für die Anreise finden? Emission halbiert oder gedrittelt / geviertelt.

den öffentlichen Verkehr benutzen, zumindest für lange Strecken. Wer Zeit mitbringt und den Willen hat, findet auch in vermeintlich schlecht erschlossenen Regionen Angebote: Autoverleih, Taxidienste, Mitfahrgelegenheiten... Emission deutlich reduziert.

Ich kenne es von mir selbst: Ausreden wie oben formuliert sind leichter gefunden als die Bereitschaft zur persönlichen Veränderung.

G, Rise

Winterbaer hat gesagt: Die Welt ist ganz schön krank
Gesendet am 4. März 2020 um 11:25
> Für viele bedeutet genau dieses Verhalten "Freiheit". Wir sind ja schliesslich "Individualisten", angetrieben und bestätigt von der Automobilindustrie und vom politisch gewollten, individuellen Mobilitätswahn. Passt schon.

Extremer Rückgang der Luftverschmutzung in China



Vielleicht hilft da ein Virus? Für die Umwelt schon. Nur liegt dann die Wirtschaft brach und wir haben wieder andere Probleme. Die Welt ist inzwischen hochentwickelt, in allen Ecken auf Gewinnoptimierung ausgerichtet, aber ziemlich krank.

chaeppi Pro hat gesagt:
Gesendet am 4. März 2020 um 18:11
Da ich ja fast sämtliche Wanderungen mit dem ÖV unternehme, komme ich jetzt mit dem Corona Virus langsam aber sicher in eine Zwickmühle. Da ja das Ansteckungsrisiko im ÖV um einiges höher ist als in meinem PW wo ich alleine reisen kann, weiss ich gar nicht mehr ob es nicht doch sinnvoller wäre mit dem PW in die Berge zu fahren.
Ich kann ja wegen dem Virus nicht sämtliche Aktivitäten einstellen und nur noch zuhause rumhocken...

KurSal hat gesagt: Bergsport ist ein Abbild der Gesellschaft.
Gesendet am 9. März 2020 um 11:46
Naturverbundenheit deklarieren und Leben ist nicht das selbe.

Für viele ist Bergsport ein Konsum-Angebot der Freizeitindustrie. Ein Angebot unter vielen. Man hat Geld, Zeit und kann in die Berg fahren zum Hüttenwandern, in die Südsee fliegen zum Hochseefischen oder nimmt an einem Australien Jeep Jamboree teil.
Alles ohne Natur nicht möglich. Aber alles andere nachhaltig und naturverbunden.
Aber wer denkt er sei besser als die Anderen täuscht sich. Erhalt der Natur erreicht man nur durch Verzicht. Oder mindestens Reduktion des Konsums.

Was heisst das:
-Weniger arbeiten.
-Weniger verdienen.
-Weniger ausgeben.

Ich gehe in diese Richtung (ohne Auto und fliegen, doch weit vom Optimum)… und bin zufrieden mit meinem Sein.

Schneemann hat gesagt: E-Bike
Gesendet am 9. März 2020 um 12:18
In der aktuellen Ausgabe der SAC-Zeitschrift "Die Alpen" ist ein Artikel über die Verwendung von E-Bikes für den Zugang zu Skitouren drin. Für mich ist das eine sehr interessante Alternative - man hat die Flexibilität wie beim Auto, kann auch nachts starten, und dennoch nur einen geringen CO2 Fussabdruck. Zumindest für diejenigen die nahe an den Alpen wohnen ist das durchaus eine Alternative.

Alpin_Rise hat gesagt: RE:E-Bike
Gesendet am 10. März 2020 um 09:10
Den Artikel kann man als SAC-Mitglied oder AbonnentIn von "Die Alpen" online nachlesen.
Sämtlichen Alpen-Artikel sind übrigens online. Die meisten (ausser Tourentipps) sind für jedermann/frau frei zugänglich, wie z.B. LVS: Ein- und Zweiantennengeräte entsorgen!

G, Rise

Zum Thema: die Herausforderung ist für viele nicht die letzte Meile am Berg. Sondern die erste Meile: Sobald ein Auto gefühlt "gratis" und planungsfrei vor der Haustür steht, braucht es viel Überzeugung, NICHT einzusteigen.

Mo6451 hat gesagt:
Gesendet am 9. März 2020 um 13:07
Ich habe mein Auto schon vor Jahren abgeschafft, weil ich gemerkt habe, dass ich mit ÖV auch die entlegensten Winkel erreiche. Ist immer nur eine Sache der Planung.
Was nutzt mir das Auto bei einer Streckentour, wo ich am Ende überlegen muss, wie ich zu meinem Auto zurück komme.

Vor allem Weitwanderwege gibt es viele, die nicht überlaufen sind. Es muss nicht Wales oder Neuseeland etc. sein. Neben E5 und Tour de Montblanc gibt es auch inder Nähe eine Fülle nicht überlaufener Weitwanderwege, die genauso ihren Reiz haben, oder vielleicht sogar noch mehr.

Ich würde dafür plädieren, dass der SAC (ich bin dort auch Mitglied) in seinem Tourenportal mehr Wert auf Touren legt, die mit ÖV erreichbar sind.
Wir müssen umdenken und nicht darauf warten, dass Andere uns Vorschriften machen.

Aendu hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. März 2020 um 15:59
Vielleicht müssen wir einfach dazu stehen, dass wir Berggänger nicht unbedingt die "Grünsten" sind.

Die Haltung vom SAC finde ich auch etwas speziell. Macht auf "Grün" und schickt junge Leute in die entlegensten Winkel der Erde...ich gönne es aber diesen jungen Alpinisten!




Alpin_Rise hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. März 2020 um 11:50
> dass der SAC in seinem Tourenportal mehr Wert auf Touren legt, die mit ÖV erreichbar sind
Im SAC-Tourenportal sind alle Ausgangspunkte mit einer ÖV-Haltestelle verknüpft, der Fahrplan ist einen Klick entfernt.

> ÖV Ist immer nur eine Sache der Planung.
Genau. Für mich eine Tour unter anderem dann gelungenen, wenn ich in ein anderes Tal absteige. Gibt mir Raum für Überraschungen und etwas "Abenteuer" in unserer auf Vorhersehbarkeit getrimmten Schweiz.

> Wir müssen umdenken und nicht darauf warten, dass Andere uns Vorschriften machen.
Genau, die Angebote stehen, jetzt liegt es am Individuum, weniger oft und weniger weit zu reisen, das private Auto zu teilen oder gar das Auto ganz stehen zu lassen. Was für viele nicht mal denkbar scheint, nur ist Autofahren kein Menschenrecht.
Und wer wird sich lauthals beschweren, sobald "andere" Vorschriften dringlich umsetzen? Es ist eine Frage der Zeit, persönlich pass ich mich lieber jetzt als später an.

G, Rise


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