Anno 1983 : In kurzen Hosen von Kandersteg (1176m) aufs Hockenhorn (3293m)

Aus meiner alten Diakiste : Anno 1983 war ich 20 Jahre alt und mit meiner Freundin im Sommerurlaub in Kandersteg einquartiert. Nach mehreren Touren waren wir gut akklimatisiert und bestens in Form und so begab es sich, dass wir frühmorgens um 4.30 Uhr in Kandersteg mit Ziel Lötschenpass starteten.
Es ist lange her, aber an einiges kann ich mich noch gut erinnern - z.B. an das nächtliche Kandersteg, in dem hier und da die ersten Lichter angingen ( aus einer Backstube wehten köstliche Düfte auf die Straße !), oder auch an das Erwachen des Tages in der Chlus, dieser großartigen Schlucht, durch die die Kander rauschend und tosend dem Gasteretal entweicht.
Es herrschten so angenehme Temperaturen, dass schon im vordersten Gasteretal auf hochsommerliche Bekleidung umgestellt werden konnte - das Hockenhorn selbst erreichten wir dann in kurzen Hosen und im T-Shirt !
Die Route auf Lötschenpass und dann weiter auf das Hockenhorn ist auf Hik.org ja schon bestens dokumentiert. Einen gravierenden Unterschied gab es allerdings : Mag sein, dass die günstigen Schneeverhältnisse dazu einluden, jedenfalls sind wir im letzten Abschnitt vor dem Lötschenpass nicht auf die Seitenmoräne des kleinen Lötschegletschers gequert, wo heute ein versicherter Steig durch das anschließende felsige Gelände emporführt, sondern sind direkt über die Firnhänge des Gletscherlis zum Pass hochgestiegen.
Dort angekommen, bietet sich ein prächtiger Blick auf das Bietschhorn und zu den Viertausendern im Wallis. Und der Anstieg auf das Hockenhorn, mit 3293m Höhe ein veritabler Dreitausender für den erfahrenen Alpinwanderer, zieht sich dann erstmal ein wenig in die Länge, man umgeht das Felsgetürm des Kleinen Hockenhorns auf der Gasteretalseite im Schnee, und zu guter Letzt geht es über einfaches aber felsiges Terrain auf diesen wunderbaren Aussichtspunkt hinauf.

Wir haben für diesen ganzen Aufstieg damals eine Marschzeit von 7 1/2 Stunden gebraucht - das scheint mir doch eine sehr gute Zeit, wobei unser Startpunkt am nördlichen Rand von Kandersteg lag, das wir also zweimal komplett durchwanderten. Einmal taufrisch am Morgen, und dann doch ein wenig geplättet am Abend - Punkt 20.00 Uhr waren wir wieder zurück in unserer Ferienwohnung.
Diese Tour hat nicht nur ordentlich Höhenmeter, sondern auch lange fast ebene Abschnitte - der Rückweg durch das landschaftlich großartige Gasteretal zieht sich, und später dann geht es an der Talstraße noch ewig lang über Asphalt ins Kandertal hinaus, aber es ist ein tolles Erlebnis, im Verlaufe eines Tages einmal aus der Zivilisation durch alle Vegetationsstufen hinauf bis in die Gefilde von Gletscher und Fels zu marschieren, und dann im Abstieg allen Annehmlichkeiten ( wie z.B. einem Kaffee auf der Terrasse des Waldhauses im Gasteretal ) wieder Stück für Stück näher zu rücken.

Ich habe die Route auf der Minimap eingetragen - für PRO-Hikrs lohnt sich eine virtuelle Fahrt mit dem UFO sehr !!!