Mitterkaiser - Nordgipfel - Hauptgipfel - Überschreitung von Norden


Publiziert von riakiwi , 26. September 2015 um 15:01.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Kaiser-Gebirge
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Griesner Alm
Unterkunftmöglichkeiten:Griesner Alm, Fritz-Pflaum Hütte

Der heiße August 2015 war wie gemacht für Nordwandtouren. Und da der Mitterkaiser-Nordgipfel mit seiner auffälligen Preußsschlucht schon länger auf der Liste stand, war er diesmal fällig.

Ausgangspunkt war der Parkplatz bei der Griesner Alm, der schon gut gefüllt war. Direkt nach dem Brückchen über den Kaiserbach hielten wir uns kurz links und stiegen dann, wie in der 10.Auflage des Kaiserführers von 1978 beschrieben, steil im Wald aufwärts. Den "schmalen Pfad", von dem die Wegbeschreibung spricht, fanden wir nicht, was aber nicht weiter problematisch war. Denn nach einiger Zeit kommt man, wenn man sich tendenziell etwas nach links hält, sowieso in das "schluchtartige Bachbett", das von der Preusschlucht nach unten ins Tal zieht. In diesem Bachbett gings bis zum Wandfuss. Wir wollten durch die klassische "Nordwand" zum Nordgipfel.

Weiter ging es jetzt problemlos die regelmäßige Rampe, im Kaiserführer als "Latschenvorbau" bezeichnet, nach oben. Wir haben uns eher links am Rand der Latschen gehalten, und das ging gut. An der Spitze der sich verengenden Rampe umgingen wir einen kleinen Abbruch links und kamen dann, uns gleich wieder rechts haltend, auf das "rinnenartige Band" von dem der Führer spricht. Wir gingen bis zur Engstelle und dann vielleicht 30m weiter. Die "latschenbedeckte Rippe", die schräg nach links hoch ging, war recht leicht zu finden. Wir kletterten jetzt, immer noch seillos, durch interessantes 2er-Gelände mit Rinnen und Rippen, insgesamt leicht links haltend, nach oben. Es wurde tatsächlich zwischendurch etwas steiler, aber ob an der Passage, wie im Kaiserführer beschrieben, tatsächlich eine SL III dabei war, sollen andere beurteilen. Ohne Seil kamen wir schnell voran bis zu dem beschriebenen relativ breiten Latschenband. Beim darauf folgenden Zick-Zack im lichten Latschengelände müssen wir uns dann verhaut haben. Wir orientierten uns an der Aufnahme im alten Kaiserführer und kamen unterhalb einer felsigen Steilstufe auf einer lichten Latschenrampe wohl zu weit nach links/Osten, nahe an eine zweite, kleinere Schlucht. Zwischen dieser kleinen Schlucht und der Preusschlucht durchkletterten wir diese Steilstufe und nahmen dabei erstmals das Seil her. War vielleicht III+ oder IV-, aber inzwischen waren wir schon so hoch, dass man sich ziemlich exponiert fühlte. Ich denke, dass es besser gewesen wäre, wenn wir uns weiter rechts, näher an der Preußschlucht gehalten hätte, weiß aber auch jetzt noch nicht, wie die Führe in diesem Teil nun tatsächlich gehen sollte.

Wir kamen in dichtem Latschengelände heraus und sahen die im Führer beschriebene "abschüssige Geröllterrasse" rechts und eher etwas unterhalb von uns in Richtung Preußschlucht. Dorthin schlugen wir uns - ziemlich spassfrei - durch die Latschen durch. Nun hielten wir uns rechts sehr nahe am oberen Ende der Preusschlucht. Es gibt zwar jede Menge "Schichtrinnen", die auf den Grat führen, wir nahmen aber diejenige, die am nächsten an der Preusschlucht lag, und wurden mit wunderschönem 2er-Gelände belohnt, das wir seilfrei schnell durchstiegen. Am oberen Ende der Preusschlucht angekommen lag nun noch der kleine Gipfelaufbau rechts oberhalb von uns. Die "geschweifte Kaminrinne", von der der Führer spricht, war gut zu sehen, und nach einer leichten Seillänge waren wir oben. Leider gab es dann beim Gipfelbuch keinen Stift. Der letzte Eintrag war vom 24.9.2014 und der letzte davor war vom November 2011. Wir gehen mal davon aus, dass der Mitterkaiser-Nordgipfel zwar selten besucht wird, aber so selten dann auch wieder nicht. Wär schön, wenn der Nächste einen Stift oben lassen könnte.

Wer meint, der lange und anstrengende Anstieg zum Nordgipfel wäre schon das Ende der Probleme, der irrt. Wir seilten vom Gipfelgrat nach Süden ab (abklettern eher III) und querten dann nach links in die Scharte zwischen Nordgipfel und Hauptgipfel. Hier nun hätte der Kaiserführer etwas genauer sein können. "Der erste Gratzacken wird westl. umgangen" - das war noch OK - "der zweite direkt überklettert, indem man auf seiner Ostseite zur Scharte absteigt". Dieser Abstieg ist zwar da und auch auf der Ostseite, aber wirklich nicht leicht zu finden. Oben auf dem Zacken sind einige Schlingen von Bergsteigern, die sich an dieser Stelle lieber abgeseilt haben. Aber es findet sich - verdeckt von einer Latsche - tatsächlich ein Tritt und eine Möglichkeit, wo man in die Scharte absteigen kann. Ist aber sehr gewöhnungsbedürftig, im Absturzgelände sich etwas runterzulassen und nach einem noch unsichtbaren Tritt "zu fischen".

Nun kam ein extrem undankbares, weil bröseliges, Gelände. Wer hier keinen Stein lostritt, der möge sich bitte bei mir melden. Es gab, nach dem, was uns einer auf der Fritz-Pflaum Hütte gesagt hat, an dieser Stelle vor Jahren einen Bergsturz, der das Terrain verändert hat.

Insgesamt ist die Beschreibung des alten Kaiserführers aber immer noch hilfreich: auf einem Geröllband in die Ostseite des Hauptgilpfels queren und dann rechtshaltend aufwärts in eine Scharte. Der darauf folgende Abstieg in "die Geröllschlucht" war der unangenehmste Teil der Tour. Splittrig, bröselig - wir waren froh, als wir heil in der kleinen Schlucht waren. In der Schlucht gings dann rauf zu dem gut sichtbaren Klemmblock, wo man noch einmal ein paar Meter durch recht leichtes Gelände klettern konnte, und dann linkshaltend rauf zum Mitterkaiser-Hauptgipfel. Der Rest - Abstieg zur Fritz-Pflaum Hütte und durchs große Griesner-Kar zur Griesner Alm - ist auch hier in Hikr gut beschrieben. Wir haben es trotzdem geschafft, uns auf dem Abstieg vom Hauptgipfel zur Fritz-Pflaum Hütte nochmal zu verhauen... Aber schee war's. Den ganzen Weg bis zur Fritz-Pflaum Hütte waren wir völlig allein. 

Fotos kommen noch.

Tourengänger: riakiwi


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Kommentare (1)


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Patjov hat gesagt:
Gesendet am 26. Juni 2017 um 17:02
danke für den Bericht über die selten begangene Route! Du schriebst dass Fotos noch kommen werden ... :-) wäre sehr interessiert welche zu sehen :-)


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