Sieben Tausender - Rundgang über die Boltiger Flüe


Publiziert von lorenzo , 13. September 2015 um 11:34.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Simmental
Tour Datum: 9 September 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS+
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 9:15
Aufstieg: 1130 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Boltigen und über das Tubetal oder mit dem Auto über Adlemsried nach Ramseren
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Trimlehüttli (ca. 1600m). Der Zustiegspfad von Chlus ist inzwischen von Brennnesseln, Hagebutten, Kerbeln und Wildrosen überwachsen, kaum mehr auffindbar und recht beschwerlich. Zudem ist der Brunnen im Herbst ev. ausgetrocknet.
Kartennummer:Swisstopo 1226 Boltigen; M. Brandt, Clubführer Berner Voralpen, SAC 1981; M. Gerber, Kletterführer Berner Voralpen, SAC 1998 (Neuauflage als Kletterführer Berner Oberland Nord, SAC 2015)

Die Alp Nüschlete ob Boltigen und Schwarzenmatt im Simmental wird von einer Krone mit den sieben Gipfeln Chiehore, Chlushore, Kleine Chemiflue, Chemiflue, Trimlehore, Holzerhore und Mittagflue umringt. „Obwohl sehr klein, ist dieses Gebiet einzigartig und malerisch. Aus den Weiden und Wäldern ragen herrliche Felsgipfel, die reizvoll von Kiefern besetzt sind. Wo die Bäume fehlen, bilden die Felsen grosse Wände“ (M. Brandt).

An diesen wurde Berner Oberländer Klettergeschichte geschrieben, etwa vom Ehepaar Montandon (Holzerhore N-Grat, EB, 1909), von D. Chervet und A. Gassmann (Chemiflue N-Grat, IV+, 1927), O. Theilkäs, F. und W. Tschabold (Trimlehore W-Wand, V+/A1, 1937), A. Baltzer, W. Baumgartner, W. Diehl und A. Krähenbühl (Mittagflue S-Gipfel S-Kante bzw. Sandmeierrippe, IV+/A1 oder 5b, 1945), E. Friedli und Ueli Gerber (Trimlehore W- oder Friedli-Pfeiler, V/A1 oder 6a, 1960), H.P. Trachsel und G. Siedhoff (Mittagflue S-Gipfel SE-Wand, E. Friedli-H.U. Tschanz-Gedenkroute, VI-/A3, 1966, seit 1978 zu 2/3 zerstört), H. Aegerter und Hp. Kunz (Mittagflue S-Gipfel SE-Wand, F. Tschabold-Gedenkroute, V+/A2, 1974), A. Gerber und R. Müller (Mittagflue N-Gipfel SW-Wandpfeiler, V/A0 oder 5c+, 1979), R. Grünenwald und K. Ochsner (Mittagflue S-Gipfel SW- oder Vagabundenpfeiler, VI/A2e, 1980) oder D. Anker und M. Piola (Holzerhore S-Flanke, diverse Routen 6a+-7c, 1990-92).

Als wir diesen Sommer nach Jahrzehnten wieder einmal mit viel Ach und Krach über die Sandmeierrippe und das Jümpferli kletterten, reifte in mir der Gedanke, sämtliche Gipfel auf ihren jeweils leichtesten Routen am Besten im Uhrzeigersinn zu überschreiten. Die Sandmeierrippe würde mir dabei zwar erspart bleiben, um das Jümpferli würde ich aber wohl oder übel nicht herum kommen. Der technisch bisweilen beschwerliche, landschaftlich aber einzigartige Gang durch Wald und Wiese sowie über Stock und Stein sollte dank den eindrücklichen und bisweilen sogar schwindelerregenden Einblicken in die genannten Routen auch ein Streifzug durch die Klettergeschichte der Boltiger Flüe werden.


Zustieg
Von Ramsere auf dem weiss-rot markierten Bergweg nach Nüschlete, 30min, T2, 1. Rucksackdepot.

Chiehore
Von Nüschlete über den felsigen und bewaldeten N-Rücken (Pfadspuren, eine 3m Stufe II) auf den Gipfel und zurück, 30min, T4, I.

Chlushore
Von Nüschlete auf dem weiss-rot markierten Bergweg weiter bis zum nächsten Brunnen (ca. 1680m) und auf einem Pfad, ein Weidetor passierend und zuletzt absteigend unter den Sattel ca. 1700m zwischen Kleiner und Grosser Chemiflue, 30min, T3, 2. Rucksackdepot. Auf Pfadspuren E um die Kleine Chemiflue herum und über Felsen (I-II) hinab in den Sattel ca. 1640m (hier sperriges Fallholz). Auf dem felsigen und bewaldeten N-Rücken (Pfadspuren, Umgehung einer hohe Felsstufe W über ein aufsteigendes Rampenband, II) auf den Gipfel und zurück zum Sattel ca. 1640m, 30min, T5, I-II.

Kleine Chemiflue
Vom Sattel ca. 1640m über den felsigen und bewaldeten SW-Rücken auf den Gipfel, T5, I-II, 15min. Nach S und E zurück zu den Pfadspuren und auf diesen zum 2. Rucksackdepot, 15min.

Chemiflue
Aufstieg: vom Rucksackdepot kurz hinauf zum Einstieg zum S-Grat oder Jümpferli im Sattel ca. 1700m. 1. SL: gut gestuft (III, Bh) zu einer markanten Verschneidung und durch diese (IV+/A0, Hk, zusätzlich Kk, Friends u. Schlingen möglich) zu Stand an Baum. 2. SL: über leichte Felsen auf Band, auf diesem nach links und rechts über eine Felsstufe (III, Bh) zu Stand an Baum. 3. SL: durch eine gut gestufte Rinne rechts haltend hinauf und links haltend über Platten und durch eine Felsspalte zu Stand an Bh, III. 4. SL: über eine plattige Rinne zu Stand an 2 Bh, III. 5. SL: nach rechts über Stufen auf die Kante und rechts von dieser hinauf (III, Bh). Zurück auf die Kante und über diese zum Gipfelplateau mit dem Wasserhahn (IV, Bh). 6. SL: über die Kante (III+) und einfache Felsen auf den Gipfel, 2h, ZS+ (zwischen 2. und 4. SL sind verschiedene Varianten, z.T. schwieriger und mit Bh, möglich). Abstieg: nach N 10m abklettern und 25m abseilen, W auf Band nach N und nochmals 15m abseilen. Dann auf Pfadspuren E vom Grat (rote Pfeile, Steinmänner, 2 Fixseile) nach N in die Scharte ca. 1835m, 30min, T5, I-II.

Trimlehore
Aufstieg: von der Scharte ca. 1835m über den felsigen und im unteren Teil bewaldeten S-Grat (Pfadspuren), Hindernissen E ausweichend auf den Gipfel, 30min, T4, I-II. Abstieg: über den felsig-grasigen E-Grat (Pfadspuren), zwischen einer oberen Gendarmengruppe hindurchkletternd (III) und Hindernissen sowie den unteren Felsen S ausweichend zum Sattel ca. 1860m, T5, I-II, 45min.

Holzerhore
Aufstieg: S entlang dem W-Grat gut gestuft hinauf (II), und E des grossen Gendarmen über eine kurze Wand (III) auf den W-Grat. Kurz ausgesetzt, aber an guten Schuppen über diesen hinauf (III), dann über grasdurchsetzte Felsen einfach auf den Vorgipfel. Leicht absteigend unter die Gipfelwand und über diese (II) auf den Gipfel, 30min, ZS. Abstieg: E vom Gipfel diagonal nach W durch eine Rinne hinunter in das S-Couloir zwischen Vor- und Hauptgipfel, weiter über Rippen und durch Rinnen abkletternd, zuletzt auf einem Gemswechsel an den Fuss der S-Flanke bei ca. 1800m und auf Geröll und Gras einfach hinunter in den Sattel 1765m, 30min, T5, II.

Mittagflue
Aufstieg: vom Sattel 1756m über Weide und das grasige NW-Couloir Pfadspuren) auf den N-Gipfel und über Felsen kurz ab- und den weiss-rot markierten Bergweg wieder aufsteigend auf den S-Gipfel (Kreuz), 30min, T5. Abstieg: von der Scharte zwischen beiden Gipfel auf dem weiss-rot markierten Bergweg zurück nach Nüschlete und Ramsere, 45min, T3.

Material: übliche Alpinwander- und Kletterausrüstung mit Bergschuhen, 50m Einfachseil, 10 Express, 3 Schlingen, Kk-Set und 3 mittleren Friends.

 

Für radivi, der seinen Träumen gelebt hat.


Tourengänger: lorenzo


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Kommentare (2)


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poudrieres hat gesagt: Für radivi
Gesendet am 13. September 2015 um 14:02
“The fear of death follows from the fear of life. A man who lives fully is prepared to die at any time.”

― Mark Twain

lorenzo hat gesagt: RE:Für radivi
Gesendet am 14. September 2015 um 21:18
Ein tiefer Gedanke, der Alles sagt.


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