Goat Peak (2473m) - unterwegs im Grizzlyland auf einsamsten Pfaden


Publiziert von Daniel87 , 24. September 2015 um 19:19.

Region: Welt » Canada » British Columbia
Tour Datum:21 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CDN 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:Parkplatz auf Forststraße-Tenquille Lake Cabin-Tenquille Lake-Goat Peak-Parkplatz
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Pemberton etwa 23km via Pemberton Meadows Road Richtung Nordosten fahren. Dort rechts abbiegen, über den Fluss und weiter auf Forststraße "Lillooet River FSR" (Forest Service Road). Nach rund 10km kommt man zu einer Verzweigung: links würde der Fahrweg den Fluss weiter verfolgen, man nimmt aber die rechte Abzweigung, wo es nun auf Hurley River FSR von 250m auf 1000m zum Ausgangspunkt aufwärts geht, alles über Forststraße. Bei der Abzweigung (1000m) zu Branch 12 (Allrad-Forststraße) lässt man nahe der Kehre das Auto stehen. Man folgt etwa 1 Stunde der sehr schmalen Forststraße zu Fuß, die später in "Branch 12 Trail" übergeht. => Vorsicht: die Forststraßen können wegen etwaiger Schäden durchaus gesperrt sein.

Hohe Berge, unberührte Wildnis und kaum Menschen, in dieser Beziehung weiß Kanada ohne Zweifel zu begeistern - ein echtes Paradies für Bergsteiger und Wanderer. Da eigentlich nur hier brauchbares Kartenmaterial erhältlich ist, widme ich der heutigen Tour, aus Zeitmangel, nur wenig Planungseifer und der Goat Peak als primäres Gipfelziel, dieses Mal in den Coast Mountains, ist schnell beschlossen, die Höhenlinien versprechen halbwegs gutmütige Flanken. Die Infrastruktur ist abseits der großen Städte sehr überschaubar, dieser Tatsache ist es auch geschuldet, dass die Anfahrt zum Ausgangspunkt, so wie heute, oft die größte Herausforderung darstellt, sofern man nicht über mehrere Tage unterwegs sein möchte. Die vorgestellte Runde ist natürlich sehr abgelegen, die klischeehafte (positive) Vorstellung von Kanada kann man hier mehr als ausgiebig genießen. Der eigentlich nur moderate Höhe erreichende Gipfel selbst, ist von zahlreichen Gletschern umgeben, wunderschöne Eindrücke und einen insgesamt ziemlich spannungsreichen Anstieg darf man hier erwarten. Wenn man dann obdrein tatsächlich den ganzen Tag niemanden antrifft, völlig alleine unterwegs ist und in der späten Abenddämmerung im Abstieg auch noch aus nächster Nähe Bärengeräusche in den ausgedehnten, dunklen Wäldern wahrnimmt, dann bekommt der Begriff "Anspannung" eine neue, spezielle Bedeutung, so wie es mir widerfahren ist.

Nachdem ich auf der Forststraße, bei einer breiten Kehre (Hurley River FSR; 1000m), mein Auto abgestellt habe, folge ich dem abzweigenden Fahrweg zu Fuß etwa eine Stunde bis dieser bei einer kleinen Parkbucht in einer Sackgasse endet, während 100 Höhenmeter Gegenanstieg bewältigt werden müssen (ohne Allrad nicht befahrbar). Dort geht's dann bei der Beschilderung "Tenquille Lake" auf einem schönen Steig für lange Zeit durch dichte und stille Wälder (Branch 12 Trail). Vergletscherte Berge zeigen sich schon recht frühzeitig. Nach weiteren 6km (etwa 2 Stunden) stößt man auf Tenquille Lake Cabin, eine kleine Selbstversorgerhütte, bestens ausgestattet. Der malerische Tenquille Lake befindet sich unweit der Hütte, wo sich eine Pause anbietet.

Goat Peak befindet sich westlich des Sees, der Anstieg ist bereits in etwa einsehbar. Vom See folge ich dem, wenn überhaupt, nur schwach ausgeprägten Pfad, der den Sattel östlich des Tenquille Mountain anzusteuern scheint. Ich verlasse diesen jedoch noch zuvor und quere weglos unterhalb des Tenquille Mountain dessen leicht schrofige Flanke unterhalb der Felsen (mäßige Felsqualität; T4/I+). Bald baut sich der Gipfel mit seiner Südostflanke auf, wo noch einige Miniatur-Altschneefelder dem Sommer zu trotzen scheinen. Für den Endanstieg hält man sich am besten rechts, in der Nähe des Grats, einigen Steilaufschwüngen weicht man linkerhand aus (Blockgelände; bis I+).

Ist der Gipfel erst einmal erklommen, erhält man einen faszinierenden Einblick in die Weite der kanadischen Berge, zu Füßen liegen einige spaltenreiche Gletscher, die weit hinab reichen. Gipfelkreuze gibt es hier bekanntlich keine, ein Gipfelsteinmann markiert den höchsten Punkt. In ihm verbirgt sich das "Gipfelbuch", bestehend aus einigen beschriebenen Zetteln (einige haben die Runde noch erweitert). Man blickt hinab auf's gut 2200m tiefer gelegene Pemberton Valley und zahlreiche andere interessante Berggestalten zeigen sich, deren Einordnung mir hier etwas schwer fällt.

Im Abstieg geht es wieder die Südostflanke hinab, dann hält man sich rechts und steigt die deutlich ausgeprägte Geröllrinne zwischen Tenquille Mountain und Goat Peak hinunter. Die Vegetation wird schließlich dichter, kurzzeitig auch der Wald (Vorsicht Bären), bis man wieder auf den Trail von und zum Tenquille Lake stößt, der mich wieder zum Auto führt. Allerdings setzt hier bereits die Dämmerung ein, später ist es dann auch schon fast dunkel. Ich habe nur noch etwa eine Stunde zum Auto, plötzlich höre ich weiter unten etwas, was sich wie das Brummen eines Bären anhört. Die schmale Forststraße macht einen großen Bogen und ich steuere direkt auf das Geräusch zu, welches ich jetzt wieder höre. Zur Sicherheit mache ich etwas Lärm, ein Grizzly ist aber nicht aus dem Wald gesprungen, was ich mangels Sicht als sehr angenehm empfand.

Schwierigkeiten:

Via Trail zum Tenquille Lake: T2.
Vom See hinauf zum Goat Peak: T4/I+ (teils Blockgelände und brüchige Flanken; weglos).

Fazit:

Eine ganz starke Tour in der kanadischen Wildnis der Coast Mountains, die nur mäßige bis geringe alpintechnische Anforderungen an den Begeher stellt, jedoch an Eindrücken dafür umso reicher ist, gerade wenn höhere Ziele, bedingt durch Neuschnee, als nicht machbar erscheinen. Zwar gab es heute einige Wolken am Himmel zu sehen, dafür konnte man es als kühl und am Gipfel gar als kalt bezeichnen. Eine willkommene Abwechslung, nachdem man in Deutschland monatelang schwitzen durfte.

Tourengänger: Daniel87


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