Zugspitze (2.962 m ) und Schneefernerkopf (2.875 m) - Via Gatterl auf Deutschlands höchste Gipfel


Publiziert von pika8x14 , 9. September 2015 um 05:01.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:29 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 2560 m
Abstieg: 640 m
Strecke:Ehrwalder Almbahn Talstation (1.108 m) - Ehrwalder Alm (1.502 m) - Am Brand (2.120 m) - Feldernjöchl (2.045 m ) - Gatterl (2.024 m) - Knorrhütte (2.052 m) - Sonn-Alpin (2.576 m) - Schneefernerkopf (2.875 m) - Sonn-Alpin (2.576 m) - Zugspitze (2.962 m)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Per Bus oder Pkw zur Talstation der Ehrwalder Almbahn (Parkplätze).
Unterkunftmöglichkeiten:Zahlreiche Möglichkeiten in Ehrwald. Unterwegs in der Knorrhütte (DAV). Im Gipfelbereich der Zugspitze: Münchner Haus (DAV).
Kartennummer:Alpenvereinskarte 1 : 25.000, Blatt 4/2, "Wetterstein- und Mieminger Gebirge Mitte"

Das erste freie Wochenende seit langem fällt freundlicherweise mit gutem Wetter zusammen. Deshalb beschließen wir, zur Abwechslung wieder einmal eine Tour in den Alpen zu unternehmen, bevor dort bald der Herbst mit ersten Schneefällen einkehrt. 

Als Tagestour soll’s von Ehrwald über das Gatterl und die Knorrhütte auf die beiden höchsten Gipfel Deutschlands gehen - Zugspitze (2.962 m) und Schneefernerkopf (2.875 m).

Während Deutschlands Landeshöhepunkt ja von regelrechten Menschenmassen besucht wird - schließlich führen neben verschiedenen Routen für Bergsteiger auch drei Seilbahnen auf den Berg, ist die „Nummer 2“ - trotz bester Aussichtsmöglichkeiten - ein vergleichsweise einsames Ziel.

Entsprechend stehen den unzähligen HIKR-Berichten zur Zugspitze nur wenige Beschreibungen über Aktivitäten am Schneefernerkopf gegenüber.


Unsere Tour

Am Freitag-Nachmittag begeben wir uns erst einmal auf die - doch etwas längere - Anfahrt nach Garmisch-Partenkirchen, wo wir am späten Abend im vorgebuchten Hotel eintreffen.

Wirklich viel schlafen wir dort nicht, denn am frühen Samstag-Morgen juckeln wir bereits wieder durch die Finsternis. Kurz vor „Um 5“ erreichen wir den Ausgangspunkt unserer Wanderung: die Talstation der Ehrwalder Almbahn (1.108 m).

Des Wetter zeigt sich - wie vorhergesagt - von seiner bestens Seite: Es ist klar und relativ mild. Nur der Vollmond, der eigentlich unseren Weg ein bisschen beleuchten sollte, verschwindet listigerweise genau in dem Augenblick hinter den Bergen, als wir dann endlich loslaufen …

Aber auch im Schein der Stirnlampen ist der Verlauf unserer Route bestens nachzuvollziehen, zumal wir zusätzlich zu den häufigen Ausschilderungen noch einen GPS-Track im „Gerät“ haben - den wir allerdings nicht brauchen.

Auf breitem Fahrweg dackeln wir also durch die Dunkelheit zu unserem ersten Etappenziel, Ehrwalder Alm (1.502 m), das wir nach einer knappen Stunde erreichen. Weiter geht’s bis kurz vor die Pestkapelle. Live sehen wir diese zwar nicht, dafür aber den Wegweiser des von hier abzweigenden Max-Klotz-Steigs. Dem folgen wir entlang einer Skipiste und durch kurze Waldstücke und erreichen um ca. 06.20 Uhr die Hochfeldernalm (1.732 m). Langsam wird es nun hell. Und neben der Bergwelt sind deshalb jetzt auch etliche Kühe zu sehen - bisher waren diese vor allem zu hören …

Auf insgesamt guten Bergpfad geht’s weiter zu unseren nächsten Stationen, Am Brand (2.120 m) und Feldernjöchl (2.045 m). Zwischendurch treffen wir dabei große Gämsen-Herden.

Nach einigen Metern bergab steigen wir hinauf zum Gatterl (2.024 m). Eine kurze Passage ist dabei mit Drahtseil gesichert, die Hände braucht man - bei guten Bedingungen - aber nur vereinzelt.

Nachdem das Gatterl und damit die Grenze Österreich - Deutschland passiert ist, geht’s erst einmal wieder leicht abwärts hinunter auf das Platt. Mittlerweile sind wir in voller Sonne unterwegs - es ist also höchste Zeit, das in solchen Fällen jahrzehntelang bewährte Basecap aufzusetzen.

Leider ist dieses nicht zu finden. Das wird doch wohl nicht beim Fotostopp am Gatterl geblieben sein? Leider doch. Also nochmals zurück ins „Ausland“ und dann endlich weiter zur Knorrhütte (2.052 m), wo wir ziemlich genau 9 Uhr eintreffen.

Sind wir bisher nur wenigen anderen Berggängern begegnet, ändert sich dies nun deutlich. Schließlich treffen hier die Routen aus dem Reintal und über das Gatterl zusammen. 

Nach etwa halbstündiger Frühstücks-Pause mit Fencheltee, Cola und anderen Spezialitäten setzen wir unsere Tour fort. Dabei stellen wir fest, dass das Platt gar nicht wirklich platt ist: Unmittelbar „hinter“ der Knorrhütte ist es doch recht steil, und auch später lauert der eine oder andere Anstieg und Zwischenabstieg. Dafür entschädigt das quasi perfekte Wetter aber allemal.

Um 11.00 Uhr passieren wir den „Einstieg in den berüchtigten Schutthang“, der den Schlussaufstieg zur Zugspitze einleitet. Diesen heben wir uns aber für später auf …

Denn erst einmal stapfen wir hinauf zum Sonn-Alpin (2.576 m). Hier herrscht - wie erwartet - richtiger Andrang. Wir genehmigen uns ein weiteres koffeinhaltiges Limonadengetränk (, um die mittgeschleppten 3 Liter Wasser weiter zu schonen ;-).

Dann beginnt unser Abstecher zum Schneefernerkopf:

Vorbei an Deutschlands höchstem Gotteshaus, der Kapelle Maria Heimsuchung, geht’s auf den Nördlichen Schneeferner.

Dieser ist zwar wirklich keine Schönheit, aber er gilt wiederum als Deutschlands höchster Gletscher. Ein bisschen Vorsicht ist deshalb geboten: Es gibt einige „Mini-Spalten“ und selbstverständlich viele Gelegenheiten, mit falschem Schuhwerk ordentlich auf dem Eis „auszurutschen“. Besonders sollte man jedoch auf Steinschlag achten: Wo der Gletscher in die Bergflanke übergeht, lösen sich immer wieder Schutt und Blöcke.

Da gerade heute - bei hohen Temperaturen - immer wieder Einiges herunterpoltert, halten wir etwas Abstand zur Flanke, während wir etwa höhehaltend in Richtung Schneefernerscharte (2.699 m) gehen. Kurz bevor wir diese erreichen, kraxeln wir wenige Meter hinauf zum Grat. Dort erreichen wir einen Steig: Mit Drahtseil gesichert geht’s weiter - teils über Tritte, Stahlbügel, Stufen oder kurze Leitern, entweder direkt den Grat entlang oder etwas östlich unterhalb. Hier und da bedeckt Schutt den „Weg“, was die Sache stellenweise etwas unangenehm macht.

Bei einem kleinen Gebäude (Bergstation des ehemaligen Liftes) erreichen wir den Gipfel-Gratrücken. Nach dem Besuch des Kreuzes auf der Nordschulter geht’s natürlich auch noch hinüber zum eigentlichen Gipfel des Schneefernerkopfes (2.875 m). Während zur selben Zeit auf der Zugspitze unglaublicher Ansturm herrscht, sind wir hier - bei bester Aussicht - allein.

Nach vielen Fotos geht’s wieder hinunter ins Getümmel am Sonn-Alpin. Und selbstverständlich trinken wir dort abermals eine Cola …

Fast exakt um 14.00 Uhr brechen wir dann zur letzten Etappe auf:

Nach einigen Metern bergab beginnen wir den Schlussaufstieg zur Zugspitze. Durch Schutt und Geröll kämpfenwir uns nach oben, das Schneefernerhaus (2.656 m) lassen wir dabei „links liegen“.  Bei etwa 2.700 m Höhe erreichen wir endlich Fels und verabschieden uns damit vom sicherlich unangenehmsten Stück der heutigen Tour.

Drahtseilgesichert geht’s nun quasi bis zu den Gipfelbauten. Insgesamt ist der Steig nicht schwierig - bei Nässe oder Glätte könnten Gurt und Klettersteigset aber unter Umständen zusätzlich beruhigen, zumal der Fels hier und da recht speckig ist. Unsere Sets schlummern übrigens bereits den ganzen Tag im Rucksack - in Anbetracht der guten Bedingungen mit wenig Aussicht, eingesetzt zu werden …

… bis wir auf eine Stelle treffen, an die wir uns von früheren Touren irgendwie nicht erinnern können:

Der Steig fällt unvermittelt etwa zwei Meter ab und ist auf vielleicht zehn Meter Länge doch ziemlich ausgesetzt. Unter Umständen ist hier tatsächlich etwas abgebrochen? Vielleicht haben wir die kurze Querung aber im letzten Jahr auch oberhalb umgangen?

Zumindest staunt der eine oder andere Bergfreund nicht schlecht - und es sind wirklich viele unterwegs: Zu den „Gatterl-“ und „Reintal-Freunden“ haben sich mittlerweile ja auch einige „Bahnfahrer“ am Sonn-Alpin dazugesellt …

… unter anderem auch Mutter und Tochter: Irgendein Spaßvogel hat den beiden tatsächlich erklärt, dass der Aufstieg machbar sei. Eigentlich ist das zwar nicht komplett gelogen. Aber, wenn es sich - wie in diesem Fall - um die erste Wanderung überhaupt handelt, ist's eben auch nicht ganz die Wahrheit.

Und so sind nun beide hier angelangt - die eine vor, die andere bereits nach der „Schlüsselstelle“. Da Umkehren deshalb keine gute Variante ist (und beide zudem sehr nett sind), schlägt nun also doch noch die große Stunde für unseren Gurt samt Klettersteigset - als unerwartete Leihgabe.

Gemeinsam steigen wir weiter. Unterm Strich kostet das zwar ein wenig Zeit, allerdings ist der Rucksack auf die letzten Meter nun auch etwas leichter …

Kurz nach 15.00 Uhr erreichen wir dann die dicht bevölkerten Aussichtsterrassen, und bald darauf stehen wir auch am Gipfelkreuz der Zugspitze (2.962 m). Auf dem Weg dorthin ist aktuell übrigens ein kleiner Umweg nötig - bedingt durch die derzeitigen Bauarbeiten zur Errichtung der neuen Seilbahnstation. Und natürlich muss man dabei auch mal einige Minuten warten, was an einem schönen Samstag keine Überraschung ist und was wir auch überhaupt nicht schlimm finden.

Insgesamt liegen mittlerweile gut 2.500 Höhenmeter im Aufstieg und reichlich 600 im Abstieg hinter uns. Deshalb haben wir keine allzu großen moralischen Bedenken, als wir später in der Bahn hinunter nach Ehrwald schweben und anschließend mit dem Bus zurück zur Talstation der Almbahn fahren.

Nachdem wir uns im Ort noch etwas umgesehen haben, begeben wir uns am Abend auf die Heimreise. Hinter uns liegt eine lange, aber sehr schöne Tagestour auf die zwei höchsten Gipfel Deutschlands - bei wirklich guten Bedingungen.


pika8x14 sind heute: A. + A. 

Tourengänger: pika8x14


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Felix hat gesagt:
Gesendet am 26. September 2015 um 22:45
Gratulation euch beiden!

Die Zugspitze muss wohl von verschiedenen Seiten her sehr attraktiv zu begehen sein ;-)

lg Felix

pika8x14 hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. September 2015 um 20:37
… besten Dank.

Ja, die Zugspitze bietet auf verschiedenen Routen attraktive Touren. Das hast Du ja auch schon selbst getestet ;-).

Viele Grüße, Andrea + André.


Kommentar hinzufügen»