diesmal aber: Tenc di Fuori, Tenc di Dentro und Pian Löngh


Publiziert von 1Gehirner , 3. September 2015 um 22:48.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:28 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Monte Zucchero 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 875 m
Abstieg: 875 m
Strecke:9km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Postbus nach Brione
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel Piée, diverse Rustici, EVA Bed&Breakfast
Kartennummer:1292 "Maggia"

Ferien mit Kindern III

Nachdem klein Karl sich mit dem Drei-Tage-Fieber infiziert hatte und den ganzen Vortag nur pennen konnte, unser Florian sich wie meistens mustergültig benahm und beide Frauen etwas Ruhe wollten, durften Max und ich auch am Freitag wieder auf Tour gehen. Diesmal sollte es über die Ebenen oberhalb von Brione gehen, eine Wanderung, die meine Frau und ich vor zwei Jahren wegen einer Ziegenübermacht abbrechen mussten.

Zu dieser Tour gibt es bisher nur zwei Berichte auf Hikr (Seeger und Jules), beide gehen sie in umgekehrter Richtung und bewerten sie mit T3/T3+. Ich würde zwischen Tenc di Dentro und Pian Löngh in Richtung T4 tendieren, siehe unten.

Zur Tour:
Von der Kirche in Brione aus stiegen wir über die Treppe am Gemeindehaus und weiter über den Wiesenweg auf die obere Fahrstrasse und folgten ihr bis zum Bilderstock auf 790hm, wo sie erst in eine Grasstrasse, dann in einen T2-Wanderweg übergeht. (Hier verliere ich meine Sonnenbrille, weil ich sie statt in die Rucksackseitentasche in den Gurt stecke und sie zu Boden fällt.) An hübschen Bächen vorbei, entlang der Kante der steilen Felswand über dem nördlichen Teil von Brione stiegen wir auf und nahmen im Wald den direkten, markierten Weg. Das "Gewirr" an Wegen auf der LK rührt daher, dass offenbar früher ein nur schwach geneigter Fahrweg (für Karren?) existierte, der sich in langen Kehren den Berg hochzieht, während ein Wanderweg diesen mehrmals kreuzt. (Nachtrag: Auf der Zeitreise-Kartenserie von Swisstopo kann man sehen, dass der Fahrweg offenbar um 1983 herum angelegt wurde, als der Hang schon komplett zugewachsen war. Er zweigt kurz vor der Brücke nach Alnasca von der Talstrasse ab. Vielleicht wurde die Alp zu der Zeit wieder neu mit Grossvieh bestossen?) Bei P.1105 trafen wir einen wortkargen Biwakierer, der sich dieses aussichtsreiche Plätzchen für seine Nachtruhe ausgesucht hatte. Auf unsere Aussage, wir würden nach Tenc di Dentro und Pian Löngh laufen, meinte er "Dann bis später", wir haben ihn aber nicht mehr wieder getroffen...

Der Weg wird oberhalb von P.1105 auf einmal sehr gut, es sind starke Geländer angebracht und schnell erreichen wir Tenc di Fuori auf der wunderschönen Hochebene. Entgegen den Schilderungen von Seeger finden wir Tenc di Fuori sehr nett und sorgfältig ausgebaut und hätten auch gern ein Häuschen hier oben.

Da auf www.alpi-ticinesi.ch von einem Weg nach P.1858 unterhalb des Poncione della Marcia die Rede ist, den wir auch direkt erkennen können, steigen wir testweise bis zum kleinen Steinkreuz unterhalb von P.1623 auf. Hier können wir von oben herab einen deutlichen Pfad an P.1537 vorbei sehen (ist es der Weg auf den Gasg?), erkennen auch den weiteren Weg zu P.1858, verzichten jedoch auf den Aufstieg, um schnell wieder bei dem kranken Karl sein zu können. Da wussten wir noch nicht, was kommt... Hier merke ich, dass ich meine Brille verloren habe.

Wieder unten angekommen treffen wir einen Vater und seine zwei Töchter. Er hat meine Brille gefunden, aber ehrlicherweise nicht mitgenommen, sondern auf einen Stein gelegt, kann mir aber genau erklären, wo. Klasse!

Der weitere Weg nach Tenc di Dentro, das wir wieder entgegen Seegers Schilderung recht verlottert und nicht sehr gepflegt finden (mit zwei übermannshohen Haufen Ziegenkot...), ist nicht ganz so gut in Stand gehalten, aber immer noch sehr gut zu gehen (T2-T3), an einigen Stellen sind leider Trittsteine etwas abgerutscht und das Gelände ist insgesamt steiler als bisher. Wir steigen zwischen den Rustici in Tenc di Dentro etwas ab und dann an einem grossen Holzkreuz links vorbei durch die Wiesen. Und hier fangen die Schwierigkeiten an. (Nachtrag: Auf der 1:25000-Karte von 1980 ist der weitere Weg über Löngh nach Bolastro gar nicht eingezeichnet, auf der Siegfriedkarte dagegen schon. Offenbar neigt er zum "Verschwinden". Dafür findet sich auf der 1:50000-Karte von 1955 ein Weg, der bei Tenc di Dentro abzweigt und an P.1773 vorbei in die Hänge der Costa della Marcia führt.)

Schon in den Wiesen ist der Weg nicht mehr wirklich gut erkennbar, das Gelände aber noch nicht unangenehm steil. Das ändert sich dann schnell: Der steile Abstieg in den Kessel von Darài verläuft auf einem Weg, der den Namen fast nicht mehr verdient. Stellenweise sehr überwachsen, kaum von den Ziegenpfaden ringsherum zu unterscheiden, oft abgerutscht, oft nur aus Grasbüscheln im steilen, von Gras und Farn unübersichtlich zugewucherten Gelände bestehend und nicht direkt erkennbar, ohne Wegmarken und meistens auch ohne Steinmännchen... Meine Nerven spielen verrückt und auch Max, der heikle Stellen sonst eher spielerisch angeht, muss sich konzentrieren. Ich entscheide schliesslich, die Grödeln anzuziehen, die ich vorsorglich meistens dabei habe, und bin wenig später heilfroh darum, als der Weg sich noch weiter verschlechtert und ich mehr Halt an Grasbüscheln und Farn als an meinen Wanderstöcken finde. Oft ist der Weg selber gefährlicher, als sich einen Umweg über stabilere Grassoden zu suchen. Ein Pickel wäre die richtige Wahl gewesen...

Schliesslich, nach nicht mal 500 Metern Luftlinie, für die wir aber fast 45min im Schneckentempo gebraucht haben, queren wir die zwei Bäche in der Darài. Danach wird der Weg kurz besser und ist mit sporadischen gelben Plastikbändern markiert, aber dann verlieren wir ihn kurz nach der Aussichtsplattform und müssen über steile Schrofen etwa 6-7m absteigen, bevor wir ihn wiederfinden. Ich würde ein verdientes T4 geben.

Nun erst verdient der Weg in meinen Augen ein T3 und lässt sich ohne grösseres Risiko gut begehen. Seeger war damals im Mai unterwegs, Jules im November; vielleicht haben wir uns gerade die ungünstigste Zeit ausgesucht, wenn das Gras lang und entweder angewachsen und deshalb rutschig oder abgemäht, getrocknet und dadurch auch wieder rutschig ist? Vielleicht sollte man diesen Weg nach Jahreszeiten bewerten? Wir werden ihn jedenfalls eher nicht mehr im Sommer probieren... Man merkt, dass Löngh mehrheitlich von Bolastro im Val Osola und die beiden Tenc' eher von Brione aus angegangen werden, der Verbindungsweg scheint nur von Ziegen und ihren Hirten "betreut" zu werden. Immerhin: Die Nera Verzasca hat sich diesmal brav in Tenc di Dentro aufgehalten und uns nicht beim Wandern behindert...

Unspektakulär, aber weiterhin ausgesetzt wandern wir nun nach einem kurzen Abstecher auf die Pian Löngh ins Tal, wo wir ein erfrischendes Bad in der Osola nehmen und uns die scheusslich beissenden Grassamen abspülen können... Unsere Damen haben ihre Kaffeepause im Piée leider schon beendet, als wir um halb fünf wieder in Brione ankommen.

Ich sprinte nochmal los, um meine Brille zu suchen. Beim Bilderstock kommt mir eine alte Bäuerin entgegen. Auf meine Frage, ob sie weiter oben eine Sonnenbrille gesehen hätte, kruschtelt sie sie tatsächlich aus ihren Rocktaschen hervor! Wahnsinn!

Tourengänger: 1Gehirner
Communities: Ticino Selvaggio


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Kommentare (2)


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Seeger hat gesagt: Tenc di Fuori
Gesendet am 4. September 2015 um 18:01
Ciao 1Gehirner
Dein Bericht und die Bilder sind Spitze. Gratuliere.
>Entgegen den Schilderungen von Seeger finden wir Tenc di Fuori sehr nett und sorgfältig ausgebaut und hätten auch gern ein Häuschen hier oben.
Ich musste zuerst auf meinen Bericht switchen, um mich vergewissern, ob ich mich nicht geirrt hätte. Ich habe mich nicht, finde ich. Jedenfalls hätte ich lieber ein Haus in der Nähe der Seilbahn ;-) Doch ich gebe Dir Recht: Die wenigen Häuser von Tenc di Fuori sind sehr gepflegt.
Danke für den Link.
Gruss
Andreas

1Gehirner hat gesagt: RE:Tenc di Fuori
Gesendet am 5. September 2015 um 01:03
Danke vielmals! Die Nerven waren nach der Tour recht durchgerüttelt...

Ja, mich hatte die Diskrepanz auch gewundert ;) Tenc di Dentro hatte bei uns aber auch einen schweren Stand... mit zehn Ziegen, die dort quasi zwischen den Häusern wohnen... Es sind auch ein paar Jahre vergangen. Schöne Rustici haben wir in Tenc di Dentro eigentlich keine gesehen, alle sahen eher nach Nutzgebäuden aus.


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