Aggenstein SW - Wir geben uns die Kante


Publiziert von frmat , 28. August 2015 um 12:44.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:25 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 900 m
Strecke:8km

Der Aggenstein im Tannheimer Tal ist einer der schönsten Aussichtspunkte der Allgäuer Alpen. Da er zudem recht einfach zu erreichen ist - wenn auch nicht per Seilbahn - gehört er wahrscheinlich neben den Klassikern Nebelhorn, Fellhorn, Kanzelwand, und Ifen zu den meistbesuchten Allgäuer Gipfeln, auch wenn die letzten 50m zum Kreuz mit Stöckelschühchen nicht mehr begangen werden können.

Deutlich einsamer und lohnender geht es stattdessen an den Kletterrouten zu, die bislang auch hier recht wenig begangen bzw. beschrieben wurden. Die einfachste darunter ist der Südostgrat oder Hüttengrat, mit 180m auch die kürzeste Route. Etwas weiter links steigen die Ansprüche mit Südwestkante und Südwandplatten bis in den 4. Grad. Allen gemein ist der Ausstieg am Südgipfel, von dem es nur mehr wenige Minuten bis zum höchsten Punkt sind.

Start ist am gebührenpflichtigen (4€) Parkplatz bei Grän-Lumberg. Wer hier ein Seil in den Rucksack stopft wird gleich kritisch beäugt. Unerfahrene Tagesausflügler bekommen ein mulmiges Gefühl ob ihres Ziels Bad Kissinger Hütte. Sorgen dieser Art sind natürlich völlig unbegründet. Über ausgelatschteste Wege geht es stets leicht und durchaus abwechslungsreich einigermaßen zügig nach oben. Wenige Minuten vor der Hütte öffnet sich erstmals das Panorama ins Alpenvorland, kein Wunder, dass man hier nicht allein unterwegs ist. Die Aussicht ist herausragend. Nach anderthalb Stunden kann dann an der Bad Kissinger - Ex-Pfrontener - Hütte die erste Pause eingelegt werden. Wir wandern heute durch und erreichen nach insgesamt knapp zwei Stunden den Einstieg zu den südlichen Kletterrouten. Dazu wird der Normalweg etwa 100m unter dem Gipfel nach links über ein deutliches Steiglein verlassen, am Einstieg der Hüttenkante vorbeigequert und schließlich zu den großen Platten abgestiegen.

Wir legen eine ausgiebige Pause ein und ziehen das Klettergeraffel an. Neben der Grundausrüstung Helm, Gurt, Karabiner, Schlingen, einige Exen sollte auf jeden Fall ein kleines Klemmkeilsortiment im Gepäck sein. Die Zwischenhaken liegen teils doch recht weit auseinander und die ein oder andere selbst gelegte Zwischensicherung verschafft ein gutes Gefühl. Wir sichern heute mit zwei Halbseilen und benötigen für die Kletterei rund zweieinhalb Stunden  bis zum Hauptgipfel.
Also die Hände an den Fels und rein in die schönen Platten. Und schon der erste Fehler. Statt wie geplant in die SW-Kante einzusteigen haben wir direkt eine Route zu weit rechts erwischt, auch hier nicht den besten Weg, sodass das Warmup mit einem 4. Grad schon recht zapfig ausfällt. Daher: Zur SW-Kante muss vom tiefsten Punkt des Steigleins wieder einige Meter aufgestiegen werden, der Einstieg befindet sich direkt an der Kante. An dieser Stelle sei auf das gute Topo von bergsteigen.com verwiesen. Am ersten Absatz wird dieser Fehler gleich korrigiert und es geht ein paar Meter nach links und zunächst über einfaches 2er Gelände zu einem kleinen Überhang (3+), der wieder ordentliches Zupacken verlangt. Genauso beginnt auch die dritte Länge, die in der Folge jedoch deutlich leichter nach oben führt. Die vierte Länge verspricht einfache Genusskletterei mit bester Aussicht, ehe das Finale noch einmal etwas Mut verlangt. Vom letzten Stand vor dem Südgipfel geht es rechts rauf scharf ausgesetzt direkt auf die Gratkante und auf dieser balancierend nach oben hin leichter zum Ausstieg am Südgipfel mit Wandbuch. Außer uns treffen wir hier nur eine Seilschaft, die über die SO-Kante hinaufkommt.
Zu guter l etzt steht als Belohnung noch der luftige aber leichte Übergang zum Hauptgipfel des Aggenstein an, der nicht unbedingt eine Sicherung verlangt; die 3- im Topo ist schon viel zu hoch bewertet. Über den Normalweg geht's dann schnell hinab, zunächst über mit Ketten vergewaltigte Gipfelfelsen, damit man auch hier noch mitm Kinderwagen raufkommt zur Hütte und an dieser vorbei in einer knappen Stunde zurück zum Auto.

Insgesamt ist die Südwestkante mit 3+ bewertet, wie die Gimpel Südostwand auch. Die Schwierigkeiten sind nahezu gleich, wenngleich die Gimpelwand ein wenig länger und ausgesetzter ist. Aufgrund der Exposition ist die Route nach schlechtem Wetter (wie bei uns heute morgen) schnell wieder trocken und eignet sich hervorragend für schöne halbe Tage. Sehr empfehlenswerte Tour.

Tourengänger: frmat


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