Tag 30: Sentiero Banch dal Sé - und eine Flucht aus der Fanesgruppe


Publiziert von Nik Brückner , 13. September 2015 um 21:49. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 8 Juni 2015
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 1690 m
Strecke:20,5km
Unterkunftmöglichkeiten:Die Rifugi Fodara Vedla, Fanes und Lavarella, sowie Unterkünfte in Stern.

Banch dal Sé - Ein Name wie aus einem der Fanesmythen um Dolasilla, Ey de Net und den Zauberer Spina de Mul, das Maultiergerippe! Und tatsächlich führt dieserabenteuerliche Weg mitten in das Herz des sagenhaften Fanesreichs.

Im Sommer 2015 nahmen Judith7 und ich auf einer Alpendurchquerung von Wien nach Monaco den Sentiero Banch dal Sé auf dem Weg durch Sennes- und Fanesgruppe.

Passend zu den mythischen Geschichten um die Fanesleute führt die Routevom Rifugio Fodara Vedla über eine Märchenwiese hinüber zu Büschen, zwischen denen es hindurchgeht. Und bald wechselt das Terrain abrupt: Aus dem Buschwerk heraus steht man plötzlich vor einem Abbruch. Von hier aus geht es über Schotter weiter, ausschließlich, bis zum Ende des Sentiero.

Im Rifugio wurde uns gesagt, dass ungefähr die Hälfte des Weges hergerichtet sei. Tatsächlich war es nur das erste Viertel. Danach gilt es, den Weg mit Orientierungsvermögen, Erfahrung in der Wegfindung und einigem Spürsinn selbst zu finden. Wie auf dem Foto zu sehen, ist das mal leichter, mal weniger leicht. Auf jeden Fall sollte man Zeit mitbringen, denn so gut man die Route auch finden mag,das Begehen ist äußerst mühsam. Zwei Schritt vorwärts, einer zurück, so geht das von Anfang bis Ende. Fast ist es so, als ob die Herren des Fanesreiches nicht wollten, dass wir es betreten...

Zunächst geht es bergab, etwa 100 Meter. Wer erwartet hat, dass der Sentiero Banch dal Sé einem den mühsamen Ab- und Aufstieg über Pederü erspart, wird schnell eines besseren belehrt: Der Weg verläuft alles andere als eben, und im Ganzen dürften nicht viel weniger Höhenmeter zusammenkommen, als bei der Route über Pederü. Außerdem ist er weitaus anstrengender.

Niemals auf festem Fels geht es über die befestigten Passagen noch relativ bequem. Nach etwa einem Viertel der Strecke enden die Befestigungen, und die Route gerät bei jedem Schritt in Bewegung. Wer nicht vorsichtig geht, tritt auch die dürftigen Spuren, die noch vorhanden sind, zu Tal. Deshalb gilt: Rücksichtsvoll gehen, die Nachfolger wollen auch noch Trittspuren vorfinden.

Wir mussten eine Eisspinne umgehen, die sich an Fels und Geröll klammerte. 30, 40 Meter hinunter, und drüben wieder hoch. Eine Quälerei, wenn einem der Hang bei jedem Schritt bergauf entgegenkommt. Wieder auf der Route angekommen, geht es etwas leichter, in stetem Auf und Ab unter den senkrechten Wänden des Ciamin hindurch.

Wenn man eine Kanzel erreicht hat, auf der man nach vorne laufen, und den ganzen Sentiero ins Auge fassen kann, ist ungefähr die Hälfte geschafft. Von hier ab geht eszu einer weiteren Kanzel, von der aus das gesamte Ende des Weges einsehbar ist.Es geht fast nur noch bergab, hinunter zur Fanes-Schotterstraße und zum Lé Pisciodel.

Leichter wird es deshalb aber nicht. Im teils äußerst steilen Schotterheißt es vorsichtig gehen. Beim Absteigen macht ein Abrutschen des Hangsdas Gehen zwar nicht so mühsam, aber ein abrutschender Hang ist ein abrutschender Hang.

Immer am Hang entlang geht es nunhinunter auf ein weites Geröllfeld, kurz durch Latschen, und man steht auf dem Fahrweg, der von Pederü hinauf zu den Rifugi auf der Fanes-Hochfläche führt. Am Ende des Sentiero Banch dal Sé steht eine geschnitze Figur. Ist es Spina de Mul, der vor der Begehung warnt? Unerfahrene sollten diese Warnung auf jeden Fall ernst nehmen. Der Weg ist schwer zu finden, schwer zu begehen, selbst in gutem Zustand. Ein solches Gelände, das ständig in Bewegung ist, macht einen guten Wanderweg schlicht und einfach unmöglich.

Wir hatten einen Riesenspaß!

Auf dem Fahrweg, oder auf Abkürzungen, die einem die Serpentinen ersparen, ging es dann hinauf auf die Fanes-Hochfläche. Das skurril eingerichtete Rifugio Faneshatte bereits geöffnet, so dass wir uns ein Stück Kuchen schmecken ließen.

Danach ging es am Rifugio Lavarella vorbei über Stufen hinauf in den Karst. Ich LIEBE Karst! Muss hier unbedingt nochmal hin. Was für eine grandiose Gegend! Ein riesiger Kessel, der nach drei Seiten hunderte von Metern senkrecht abfällt. Namen wie Neuner, Zehner oder Heiligkreuzkofel lassen die herzen von Extremkletterern höher schlagen. Und so hatten wir auch eigentlich vor, über den gesicherten Steig durch die Heiligkreuzkofelwand nach Stern hinunterzusteigen.

Direkt am Abzweig dann der erste Donnerschlag.

Wir verwarfen die Idee sehr schnell, und steuerten ebenso schnell die leichtere Route durch die Forcella de Medesc an.

Nie ist hier jemand schneller abgestiegen.

Von der Scharte hinunter nach Stern sind wirbuchstäblich gerannt. Vertiefungen im Boden Fehlanzeige. Die Blitze haben wir 100, 150 Meter hinter uns einschlagen sehen. Wo wir über weichen Schotter abkürzen konnten, haben wir das getan, leider war das nicht immer möglich. Alsorunter, runter, runter, so schnell es ging!

Erst kurz vor dem Ortsrand kamen wir aus dem Regen. Das Gewitter blieb hinter uns in der Fanesgruppe hängen. Hat ne Weile gedauert, bis wir uns entspannen konnten. Aber wir haben unseine wunderbare Unterkunft gegönnt, mit eigener Küche! Ein guter Abschluss für einen wilden Tag!

Tourengänger: Nik Brückner, Judith7


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T3 WS I
T4-
T5 I K1
T1
10 Mai 15
Tag 1: Von Wien nach Sittendorf · Nik Brückner
T1
20 Aug 15
Tag 103: Von La Turbie nach Monaco · Nik Brückner

Kommentar hinzufügen»